Tausende Todesopfer Gesundheitsgefahr durch Ozon nimmt stark zu

Wachsende Bedrohung für Mensch und Natur: Zehntausende Menschen sterben in Europa durch die zunehmende Ozonbelastung, der Ertrag der Getreide-Ernte nimmt stark ab, Hungersnöte drohen. Britische Forscher warnen vor global steigenden Ozonwerten – und drängen zum weltweiten Handeln.

Die weltweiten Ozonwerte sind in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen und bilden eine zunehmende Gesundheitsgefahr. Davor warnt ein neuer Bericht der britischen Wissenschaftsakademie Royal Society. In Europa sterben der Studie zufolge rund 21.400 Menschen pro Jahr an den Folgen der Ozonbelastung. Und allein in Großbritannien könne sich die Zahl der Ozontoten bis 2020 noch um 51 Prozent auf 2391 erhöhen. Dabei ist der Kampf gegen das giftige Gas nach Angaben der Wissenschaftler doppelt schwierig, da sich der Klimawandel und steigende Ozonwerte gegenseitig fördern.

Wie aus der Studie hervorgeht, sind die sogenannten bodennahen Ozon-Hintergrundwerte in der nördlichen Hemisphäre seit 1980 um sechs Prozent pro Jahrzehnt gestiegen. Damit lägen sie nun auf einem Niveau, auf dem sie nicht nur an Tagen mit Spitzenwerten, sondern alltäglich einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit und Umwelt hätten, berichtet die Royal Society.

Gefahr für die Landwirtschaft

Das schade nicht nur den Menschen, sondern auch der Landwirtschaft, da Ozon den Ertrag unter anderem von Weizen, Reis und Soja mindere. Im Jahr 2000 kostete die Ozonbelastung die EU-Landwirtschaft demnach rund 6,7 Milliarden Euro. Vor allem in schnell wachsenden Regionen in Südasien und Indien könne die Ozonbelastung zu Ernteausfällen führen und die Nahrungsversorgung gefährden.

Die Forscher mahnen zu globalen Maßnahmen. "Ozon ist ein Weltreisender und einer der durchdringensten Luftschadstoffe", betonte der Vorsitzende der Ozon-Arbeitsgruppe der Royal Society, David Fowler. "Die Wettersysteme und Jetstreams transportieren Ozon und die Schadstoffe, die zu seiner Entstehung führen, oft weit von der Quelle weg." Nationale und regionale Kontrollen der Ozonwerte seien daher nicht ausreichend, um die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen. So fördere etwa der wachsende internationale Schiffsverkehr die Luftverschmutzung, der Sektor habe aber derzeit mangelhafte Emissionskontrollen.

In Europa erwarten die Wissenschaftler künftig mehr Tage mit Ozon-Spitzenwerten, da der Klimawandel mehr Hitzewellen und Trockenheit bringen kann. Die globale Erwärmung fördert die Bildung von Ozon, gleichzeitig ist Ozon nach Kohlendioxid und Methan das drittwichtigste Treibhausgas.

Ozon entsteht aus einer Reaktion von Sonnenlicht und Industrie- und natürlichen Gasen. Dazu gehören zum Beispiel Autoabgase oder Waldbrände. Folgen der bodennahen Ozonbelastung sind vor allem Atemwegprobleme. Besonders Kinder und alte Menschen sind betroffen. Die Ozonschicht in mehr als 20 Kilometern Höhe ist dagegen lebenswichtig, weil sie die Erde vor schädlicher Ultraviolett-Strahlung der Sonne schützt.

DPA
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