Die Fläche der sauerstoffarmen Todeszonen in der Ostsee hat sich laut Wissenschaftlern der Universität Aarhus im vergangenen Jahrhundert mehr als verzehnfacht. Die Areale mit extremem Sauerstoffmangel wuchsen zwischen 1898 und 2012 von 5000 auf insgesamt 60.000 Quadratkilometern. Das schreibt ein dänisch-schwedischen Forschungsteam in den "Proceedings" der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Ursache für das Wachstum sei die Erwärmung des Wassers, vor allem aber der Einfluss von Nährstoffen etwa durch die Landwirtschaft.
Größte Sauerstoffmangelzone menschlichen Ursprungs
Östlich der dänischen Insel Bornholm und um die schwedische Insel Gotland haben die Wissenschaftler untersucht, wie sich Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffwerte in den vergangenen 115 Jahren entwickelten. Dabei stellten sie fest, dass die Wassertemperatur in beiden Gebieten um etwa zwei Grad Celsius gestiegen ist. Das hat Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt, denn je höher die Temperatur des Wassers, desto weniger Sauerstoff kann sich darin lösen. Noch gravierender sind aber die Auswirkungen von Nährstoffen, die etwa aus der Landwirtschaft über die Flüsse in die Ostsee gespült werden. Sie lassen etwa Cyanobakterien sprießen, die sich stark vermehren und Sauerstoff verbrauchen. Die Forscher bezeichnen die Ostsee als die weltweit größte Sauerstoffmangelzone menschlichen Ursprungs.
Lebensräume schrumpfen
1993 sah es im Untersuchungsgebiet noch nach einer anderen Entwicklung aus: Damals waren die Todeszonen etwa auf das Maß von 1931 geschrumpft. Doch die Studie zeigt, dass diese vorübergehende Erholung der Ostsee einem seltenen Ereignis geschuldet war. Zwischen 1982 und 1993 floss mehr Wasser aus der Ostsee in die Nordsee als umgekehrt. Da die Nordsee mehr Salz enthält, sank so der Salzgehalt der Ostsee. Dadurch wurden die Schichten aus Wasser mit geringem und hohem Salzgehalt durchlässiger. Ein stärkerer Austausch von Tiefen- und Oberflächenwasser war die Folge, wodurch mehr Sauerstoff in die Tiefe gelangte.
Seitdem dehnen sich die sauerstoffarmen Zonen jedoch wieder aus und sind nun größer als je zuvor. Die Folge: Der Lebensraum von Fischen und anderen Meeresbewohnern schrumpft. Aus Sicht der Forscher gibt es aber eine Möglichkeit die Ostsee wieder gesünder zu machen: Die Düngemittel auf den Feldern müssten verringert werden.