Ein schönes Gesicht – was das ausmacht, da hat wohl jeder seine eigene Meinung. Hin und wieder wundert man sich vielleicht sogar, was oder wen andere als attraktiv bewerten. Häufig sind attraktive Gesichter symmetrisch, doch allein durch gleichmäßige Züge lässt sich ein schönes Gesicht nicht erklären, und erst recht nicht, wer es als solches empfindet. Was also bestimmt, was man als schön empfindet? Forscher haben nun herausgefunden, dass vor allem persönliche Erfahrungen dabei eine Rolle spielen. Die Gene hingegen haben darauf keinen Einfluss.
Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen nicht größer als in der anderen Gruppe. Die gleiche genetische Voraussetzung führt also nicht dazu, dass Schönheit gleich bewertet wird. Vielmehr prägen persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden, folgern die Forscher. Dies sei umso bemerkenswerter, weil andere Fähigkeiten – etwa ein Gesicht unter anderen wiederzuerkennen - vor allem genetisch bedingt seien.
Symmetrisch ist oft attraktiv
Jedoch unterscheidet sich das eigene Schönheitsideal nicht völlig von dem anderer Menschen: "Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen", schreiben Germine und Kollegen in der jüngsten Ausgabe von "Current Biology". "Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht."
Merkmale, die vom Großteil der Menschen als schön empfunden werden, konnten seit den 90er Jahren in diversen Studien gezeigt werden. Demnach werden symmetrische Gesichter im Allgemeinen als attraktiver empfunden als asymmetrische, die mit prägnanten Einzelmerkmalen ausgestattet sind. Teilweise wurden sogar computergenerierte Gesichter vorgezogen, die durch die Verschmelzung mehrerer, echter Porträts erzeugt wurden und somit eine künstliche "Durchschnittlichkeit" zeigen.
Persönliche Eindrücke sind entscheidend
Darüber hinaus sind es jedoch vor allem die ganz persönlichen Erfahrungen, die unser Schönheitsideal prägen. Laut Germine sind weniger allgemeine Faktoren aus dem persönlichen Umfeld wie die Schulart, Nachbarschaft oder finanzielle Situation der Eltern wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe.