EM-Finale in Wembley DFB will mit Montagsspielen Attraktivität von Frauen-Fußball steigern

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Das Finale verloren, aber die Herzen der Fußball-Fans gewonnen: das deutsche Frauen-EM-Team
© Sebastian Christoph Gollnow / DPA
Bei den Fans der 2. Fußball Bundesliga waren sie verhasst, jetzt will der DFB ausgerechnet mit Montagsspielen die Attraktivität des Frauenfußballs erhöhen. Ex-Nationaltrainer Horst Hrubesch hat noch eine ganz andere Idee.

Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft hat durch ihre Auftritte bei der EM in England für riesengroße Begeisterung gesorgt. Doch wie kann die Euphorie jetzt weitergetragen werden, so dass auch die Frauen-Bundesliga profitiert? Als erste Maßnahme hat der DFB nun Spiele am Montagabend als Alleinstellungsmerkmal beschlossen. Ab der Saison 2023/24 wird dieser Termin eingeführt, um den Frauenfußball sichtbarer und die Medien-Rechte für TV-Sender attraktiver zu machen. Das Medien-Unternehmen, das die Rechte für die Montagsspiele erwirbt, kann sogar über die Anstoßzeit mitbestimmen. Der Spielbeginn kann nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA zwischen 18 Uhr und 19.30 Uhr liegen.

Bis 2017 gab es noch Montagsspiele in der 2. Liga, die vom TV-Sender Sport1 übertragen wurden. Nach jahrelangen Protesten von Fans wurde der Termin zum Ärger des Spartensenders abgeschafft. Nur noch in dieser Saison gibt es Montagsspiele in der 3. Fußball-Liga.

Auch für die Frauen-Partie am Freitagabend kann der meistbietende TV-Sender eine Anstoßzeit zwischen 18 Uhr und 19.30 Uhr bestimmen. Das ist Teil der Ausschreibung, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) passend zur EM-Euphorie und zu den hohen Einschaltquoten in dieser Woche beginnt.

Der DFB bietet Verträge für die vier Spielzeiten 2023/2024 bis 2026/2027 an. Am Donnerstag soll die Verschickung der Unterlagen an interessierte Unternehmen beginnen. Die Entscheidung über die Vergabe wird voraussichtlich Anfang Oktober getroffen.

Derzeit liegen die Rechte für die Frauen-Bundesliga bis Mitte 2023 im Pay-Bereich bei der Deutschen Telekom, die für ihre Kunden die Spiele bei MagentaSport zeigt. Im Free-TV zeigen Eurosport und die ARD Live-Spiele.

Hrubesch fordert Auszahlung der vollen Prämie für die EM-Frauen

Unterdessen fordert der frühere Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch nach der bejubelben EM ein noch stärkeres Bekenntnis des DFB zum Frauen-Fußball. "Ich hoffe, dass der Hype bleibt, sich der Frauen-Fußball weiterentwickelt. Nur leere Worte werden nicht reichen", sagte der 71-Jährige im Sport1-Interview. Dabei müssten die Verbände mit eingebunden und ein Programm entwickelt werden, "das wirklich greift. Und da ist der DFB gefordert. Die Basis muss wesentlich breiter aufgestellt werden." Frauen-Fußball dürfe "in der Welt einfach nicht mehr belächelt" werden: "Das darf keiner mehr machen. Was von den Mädels bei der Euro gezeigt wurde, war Weltklasse. Nicht nur vom deutschen Team. Das war First Class."

Ein erstes Zeichen wäre es aus seiner Sicht, wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trotz des verlorenen EM-Finals gegen England (1:2 n.V.) dem Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die volle EM-Prämie auszahlen würde. "Wie kriegt man die Frauen auf den Stellenwert, der ihnen zusteht? Der DFB sollte den Mädels die volle Prämie zahlen. Weil das, was sie für den Fußball geleistet haben, kann man gar nicht hoch genug bewerten", sagte Hrubesch, der 2018 vor Voss-Tecklenburg zehn Monate interimsmäßig die DFB-Frauen trainiert hatte. Für den Titelgewinn hatte der DFB eine Rekordprämie von 60.000 Euro für jede Spielerin ausgelobt, für den Finaleinzug je 30.000 Euro.

In Deutschland sei die Nachwuchsarbeit schlecht, es gebe "immer noch Probleme, die Mädels auf einen richtig professionellen Stand zu bringen", sagte Hrubesch auch mit Blick auf Trainingsplätze oder Anstoßzeiten. Zudem machte er sich für die Einführung eines Mindestgehalts stark. Aber 2000 bis 3000 Euro, wie es während der EM Nationalspielerin Lina Magull in den Raum gestellt hatte, seien aus Sicht des früheren Nationalspielers immer noch "zu wenig".

"Wir reden darüber, dass die Profis am Ende des Tages für ihren Job professionelle Strukturen haben, dann sollen sie auch professionell bezahlt werden", sagte Hrubesch und ergänzte: "Die Mädels, die in diesem Bereich Fußball spielen, müssen so viel Geld verdienen, dass sie nicht noch einen Nebenjob machen müssen. Erst dann können wir von professionellem Frauen-Fußball sprechen."

DPA
kng

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