Auftritt in Ohio Donald Trump stellt ein "Blutbad" in Aussicht – für Republikaner eine Definitionssache

Donald Trump in Ohio
Donald Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in Vandalia, Ohio
© Jeff Dean / AP / DPA
Ein "Blutbad" für den Fall einer Wahlniederlage vorauszusagen, das mag einst der Stoff gewesen sein, aus dem Rücktritte gemacht sind. Aus Donald Trumps Mund ist das ein klassischer Samstag. Wieder einmal hat der Republikaner mit einer Aussage das Land zum Kochen gebracht. 

Donald Trump hat es zur Meisterschaft darin gebracht, mit der Grenze des Sagbaren Seilspringen zu spielen. 

Insbesondere bei seinen Wahlkampfauftritten läuft der republikanische Präsidentschaftskandidat ein ums andere Mal zur populistischen Höchstform auf. Von Abertausenden frenetisch jubelnden Anhängern angefeuert spult der Entertainer hier seine größten Hits ab: vom Abgesang auf eine korrupte linke Elite bis hin zur politischen Hexenjagd auf seine Person ist alles dabei. Es ist sein Safe Space zum Hetzen, sein Stammtisch im Scheinwerferlicht.

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Donald Trump in Ohio: über chinesische Autos und Blutbäder

So auch am Wochenende im Bundesstaat Ohio. Eigentlich war Trump nur ins Städtchen Vandalia gekommen, um für seinen Parteikollegen Bernie Moreno die Werbetrommel zu rühren, den er gerne im Senat in Washington sähe. Doch während seiner Rede schoss der 77-Jährige über’s Ziel hinaus. Erst salutierte er für die Gewalttäter des Kapitolsturms vom 6. Januar 2021 – seiner Aussage nach "Geiseln" und "unglaubliche Patrioten", die er befreien werde. 

Der Aufreger des Tages war aber ein anderer. "Wenn ich nicht gewählt werde, wird es im Ganzen ein Blutbad geben, das wird das Mindeste sein, es wird ein Blutbad für das Land sein." Seine Partei ruderte später zurück – ihr Kandidat habe ein wirtschaftliches Blutbad gemeint. Trump hatte das Wort tatsächlich im Zusammenhang mit Chinas angeblichen Plänen, in Mexiko Autos zu bauen und dann in die USA zu verkaufen, benutzt. So etwas würde mit ihm als Präsident niemals Realität werden, chinesische Autos werde er mit 100 Prozent bezollen. 

Doch der Sturm der Empörung ließ nicht lange auf sich warten, Kontext hin oder her.

Konservative werfen Medien Meinungsmache vor

Das Team um den wieder kandidierenden Präsidenten Joe Biden warf Trump vor, einen erneuten 6. Januar heraufzubeschwören. Die Grand Old Party gab sich freilich Mühe, den Geist wieder in die Flasche zu stopfen. Konservative warfen Medien wie CNN und NBC vor, Trumps Aussage aus dem Kontext gerissen zu haben. "Bidens Politik wird ein wirtschaftliches Blutbad für die Autoindustrie und die Autoarbeiter verursachen", stellte auch Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt klar. 

Mehrere Republikaner, darunter die Senatoren Mike Rounds und Billy Cassidy versuchten Trumps Worte ins richtige Licht zu rücken. Auch Tech-Milliardär Elon Musk, der sich Trump zusehends annähert, ging die Medien an. "Diese Schlagzeile ist irreführend, da er sich auf die Autoindustrie bezog. Schande über NBC", twitterte er: 

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Republikaner: "Blutbad" ist Definitionssache

Trumps Rhetorik sei "je nach Perspektive" grenzwertig, gab Senator Cassidy immerhin zu, der einst als einer von nur sieben republikanischen Senatoren für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt hatte – und damit gegen Trump.

Nun könne man die Definition des Wortes Blutbad auch als wirtschaftliches Desaster auslegen, so Cassidy. Die vagere von zwei Definitionen im Cambridge Dictionary lautet: "eine sehr schlechte Situation, in der viel Schaden verursacht wird". Im Deutschen bräuchte man dafür übrigens weit mehr Fantasie. Die einzige Definition laut Duden: "blutige Auseinandersetzung zwischen feindlichen Gruppen, bei der eine größere Anzahl von [unschuldigen oder wehrlosen] Menschen getötet wird".

Doch selbst wenn sich Trump tatsächlich falsch verstanden fühlt und er "nur" ein ökonomisches Chaos in Aussicht gestellt hat: Als Entertainer weiß der "Make America Great Again"-Mann natürlich, was Worte anrichten können. Fragt sich zudem, wie viele Maga-Jünger Trump mit einem Wörterbuch im Arm lauschen.

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