HINRICHTUNG »Marshall, wir sind so weit«

Timothy McVeigh starb still und mit offenen Augen. Am Montag um 8.14 Uhr (14.14 MESZ) erklärte der Aufseher des Bundesgefängnisses in Terre Haute im US-Staat Indiana den Oklahoma-Attentäter für tot.

Timothy McVeigh starb still und mit offenen Augen. Am Montag um 8.14 Uhr (14.14 MESZ) erklärte der Aufseher des Bundesgefängnisses in Terre Haute im US-Staat Indiana, Harley Lappin, den Oklahoma-Attentäter für tot. McVeigh starb durch die Giftspritze, weil er vor sechs Jahren ein Bundesgebäude in Oklahoma City in die Luft gesprengt und damit 168 Menschen getötet hatte. Er war der erste Delinquent seit 38 Jahren, der auf Betreiben der US-Bundesbehörden hingerichtet wurde.

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- Exitus im Morgengrauen

- Henkersmahlzeit für McVeigh

- McVeighs letzte Stunde hat geschlagen

- Der Fall McVeigh: Eine Chronologie

- Pressestimmen: Im Angesicht des Todes

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McVeigh sah bleich aus, als er auf den Tod wartete. Er trug ein weißes T-Shirt, Khaki-Hosen und Slipper. Sein Haar war kurzgeschoren. Seine Brust war mit einem weißen Laken verhüllt, als er auf der Bahre lag. Er nahm Blickkontakt mit seinen vier Zeugen auf, dann mit den zehn Journalisten, wendete die Augen auf das eingefärbte Fenster, hinter dem zehn Angehörigen der Opfer die Exekution verfolgten. Er blickte auch direkt in die Fernsehkamera, die die Hinrichtung für die Überlebenden und Hinterbliebenen übertrug, für die kein Platz in der Beobachterkabine gewesen war.

Um 8:14 Uhr Ortszeit gestorben

Aufseher Lappin fragte McVeigh, ob er noch etwas sagen wolle. McVeigh schwieg. Nach einer Minute verlas Lappin den Schuldspruch. Wieder schwieg McVeigh. »Marshall, wir sind so weit. Können wir fortfahren?«, fragte Lappin Marshall Frank Anderson im Hinrichtungsraum. Anderson ging zu einem roten Telefon an der Wand, hob den Hörer ab und sagte einige Worte. Dann wandte er sich an Lappin: »Aufseher, wir können mit der Exekution fortfahren.«

Als McVeigh um 8.10 Uhr die erste Injektion mit dem Beruhigungsmittel erhielt, holte er einige Male tief Luft, dann begann er schnell zu atmen. McVeigh erhielt die tödliche Injektion um 8.11 Uhr ins rechte Bein. Sein Kopf fiel zurück, er starrte an die Decke, seine Augen wurden glasig, die Lippen blau. Um 8.14 Uhr war alles vorbei.

Vor der Exekution hätte McVeigh vier Minuten Zeit gehabt, eine letzte Erklärung abzugeben. Er verzichtete allerdings darauf und hatte stattdessen die Kopie des Gedichtes »Invictus« (»Unbesiegt«) des britischen Dichters William Ernest Henley ausgegeben, in dem es unter anderem heißt: »Ich bin der Herr meines Schicksals. Ich bin der Hauptmann meiner Seele.«

Fernsehübertragung für Angehörige und Überlebende

In Oklahoma verfolgten 232 Überlebende und Angehörige der Opfer die Hinrichtung in einer geschlossenen Fernsehübertragung. Ein Mann, dessen Bruder bei dem Anschlag starb, sagte er sei schockiert gewesen, als auf der Großbildleinwand plötzlich das Bild von McVeigh erschien. »Er starrte direkt in die Kamera und sein Blick sprach Bände.«

Andere Opfer und Hinterbliebene trafen sich am Mahnmal in Oklahoma City, wo McVeigh das Attentat verübt hatte. Eine Frau, deren Bruder getötet worden war, betete dort mit ihren Kindern. Nachdem sie die Nachricht vom Tod McVeighs erhalten hatte, verließ sie den Ort. »Es ist vorbei. Wir müssen nicht mehr mit ihm weiterleben.«