HINRICHTUNG Henkersmahlzeit für McVeigh

Der Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh hat sich am Montagmorgen auf seine Hinrichtung vorbereitet. Wenige Stunden vor der Vollstreckung blickte der 33-Jährige dem Tod laut seinen Anwälten gelassen entgegen.

Der Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh hat sich am Montagmorgen auf seine Hinrichtung vorbereitet. Wenige Stunden vor der Vollstreckung im Bundesgefängnis von Terre Haute im Staat Indiana blickte der 33-Jährige dem Tod laut seinen Anwälten gelassen entgegen. Verteidiger Nathan Chambers sagte, der Häftling habe im Gespräch weiterhin rational gewirkt und seinen Sinn für Humor behalten. Vor der ersten Hinrichtung durch US-Bundesbehörden seit 1963 demonstrierten in Terre Haute Gegner und Befürworter der Todesstrafe.

McVeigh war am Sonntag aus seinem winzigen Haftraum in eine spartanisch eingerichtete Isolierzelle verlegt worden. Dort schrieb er nach Angaben des Gefängnispersonals Briefe, sah fern, sprach mit seinen Anwälten und schlief. Die Verteidiger sagten, McVeigh habe das Leid bedauert, dass er den Opfern des Bombenanschlags von 1995 und deren Angehörigen zugefügt habe. Er stehe aber zu dem Anschlag auf das Gebäude der Bundesbehörden in Oklahoma-City, bei dem 168 Menschen starben.

Vollstreckung folgt genauem Protokoll

Der Ablauf der Hinrichtung per Giftinjektion sollte laut Behörden minuziös einem 50-seitigen Protokoll entsprechen. Die Vollstreckung wurde laut Gefängnisverwaltung mehrmals geprobt. Die Rolle McVeighs übernahm dabei ein Aufseher, der auf eine T-förmige Pritsche geschnallt und vom Hals abwärts mit einem Tuch bedeckt wurde. Vor der Injektion sollte McVeigh vier Minuten Zeit für eine Stellungnahme erhalten.

Vor dem Gefängnis demonstrierten am Montagmorgen Gegner und Befürworter der Todesstrafe. Die Zahl der Gegner fiel aber mit etwa 120 geringer aus als erwartet. Ein Sprecher von Amnesty International begründete dies damit, dass die Menschen aufgerufen worden waren, in ihren Heimatstädten zu protestieren.

Golfkriegsveteran McVeigh wollte Rache nehmen

Etwa 20 Menschen demonstrierten für die Hinrichtung. Sie hielten Schilder, auf denen »Erinnert euch an die Opfer« stand oder schlicht die Zahl der Todesopfer, »168«. In Oklahoma-City wollten rund 300 Überlebende und Angehörige von Opfern die Übertragung der Hinrichtung auf einer Leinwand verfolgen.

Der Golfkriegsveteran McVeigh hatte am 19. April 1995 mehr als drei Tonnen Sprengstoff in einen Mietwagen geladen und diesen vor dem Bundesgebäude abgestellt. Er bezeichnete den Anschlag als Rache für das Vorgehen der Bundesregierung gegen die Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Bei der Erstürmung des Sektenanwesens waren am 19. April 1993 mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen.

Die Hinrichtung McVeighs war ursprünglich für Mitte Mai vorgesehen, wurde aber verschoben, als bekannt wurde, dass die Bundespolizei FBI der Verteidigung über 4.500 Seiten Ermittlungsakten vorenthalten hatte.

Oberstes US-Gericht lehnt Video-Aufzeichnung ab

Der Oberste US-Gerichtshof wies einen Antrag zurück, die Hinrichtung auf Video aufzuzeichnen. Das Gericht gab keine Begründung bekannt; das Justizministerium hatte erklärt, Videoaufzeichnungen könnten den Tod McVeighs zu einer Sensation machen und stellten ein Sicherheitsproblem dar.

Die Anwälte des Todeskandidaten Joseph Minerd hatten die Aufnahmen beantragt, um ihre Argumentation zu unterstützen, die Hinrichtung per Giftspritze sei grausam und verfassungswidrig. Minerd soll wegen des Mordes an seiner Exfreundin und deren Tochter ebenfalls in Terre Haute hingerichtet werden. Zuvor ist in dem Gefängnis am Dienstag kommender Woche die Hinrichtung des wegen Mordes verurteilten Juan Raul Garza geplant.