Präsidentschaftswahl Stimmzettel-Chaos im Kongo

Nach den Wahlen im Kongo soll es bei der Stimmenauszählung nicht mit rechten Dingen zugehen. Internationale Beobachter kritisieren die schlechte Organisation, und Vorwürfe des Wahlbetruges werden laut.

Nach den ersten freien Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahrzehnten ist Kritik an der Art und Weise der Stimmenauszählung laut geworden. Internationale Beobachter bemängelten, dass die 62 Zentren zur Erfassung der Ergebnisse in dem zentralafrikanischen Land zu schlecht organisiert seien. "Diese Einrichtungen sind ein Durcheinander", sagte etwa ein UN-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Sie gäben der Bevölkerung die Vorlage dafür, von Wahlbetrug zu sprechen, warnte er. "Wie werden die Menschen die Abstimmung in so einer Situation wohl bewerten?"

In den Zentren laufen die Ergebnisse aus den insgesamt 50.000 Wahllokalen des Landes ein. Sie sollen dort überprüft werden, bevor voraussichtlich in etwa drei Wochen vorläufige Zahlen bekannt gegeben werden. In einem der Büros in der Hauptstadt Kinshasa arbeiteten sich die Angestellten durch Haufen von schwarzen Plastiksäcken, die mit Stimmzetteln gefüllt waren. Manche der Tüten waren versiegelt, andere nicht. In den Säcken befanden sich zudem nicht nur benutzte oder unbenutzte Wahlkarten, sondern zum Teil auch kaputte Zettel.

Wahlbeobachter in Sorge

Schon in den vergangenen Tagen war vereinzelt der Vorwurf des Wahlbetruges erhoben worden. Andere Kandidaten riefen sich dagegen voreilig als führend bei der Stimmenauszählung aus. Vor diesem Hintergrund stieg bei Beobachtern die Sorge, die weitgehend friedlich und fair abgelaufenen Wahlen könnten am Ende doch noch politische Unruhen nach sich ziehen.

Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen war erstmals seit rund 40 Jahren frei gewählt worden. Die internationale Gemeinschaft hatte die Abstimmung unterstützt: Mit mehr als 400 Millionen Dollar und über 1200 Beobachtern. Zudem waren tausende UN-Friedenssoldaten und Streitkräfte der Europäischen Union im Einsatz, darunter auch Bundeswehrsoldaten.

Reuters
David Lewis/Reuters