CSU-Chef Markus Söder hat am Donnerstag bei einer Präsidiumssitzung seiner Partei angesichts schlechter Umfragewerte der Union vor der Bundestagswahl Alarm geschlagen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen. Nach einer neuen Umfrage habe die Union nur noch einen Prozentpunkt Vorsprung auf die SPD. "Es besteht die sehr realistische Möglichkeit, ohne die Union zu regieren", betonte Söder nach der Sitzung.
Söder sprach den Angaben zufolge von einem Trend, der "dramatisch" sei. Es sei nicht sicher, wie es weitergehe, habe Söder gesagt. Es bestehe nach der Wahl die Gefahr einer Ampel-Koalition (SPD, FDP und Grüne) oder eines Linksbündnisses. CDU und CSU stünden in einer der schwersten Herausforderungen ihrer Geschichte, es sei "die schwerste seit 1998", sagte Söder. Es müsse jetzt darum gehen, Unterschiede zu anderen Parteien stärker herauszustellen.1998 hatte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) die Wahl gegen SPD-Herausforderer Gerhard Schröder (SPD) verloren.
"Es besteht die Gefahr, dass wir wieder Wähler verloren haben"
Am Donnerstag war eine Umfrage des Instituts Kantar veröffentlicht worden, der zufolge die Union bei 22 Prozent liegt, dicht gefolgt von der SPD mit 21 Prozent. Am Donnerstag war eine weitere Umfrage des Instituts Allensbach publik geworden, in der die Union deutlich mit rund acht Punkten vor der SPD liegt – jedoch auch Allensbach sieht CDU/CSU um 2,5 Punkte niedriger als noch im Juli. Und auch hier holt die SPD auf; sie liegt laut dem Institut bei nun 19,5 Prozent (plus 2,5).
"Man kann es drehen, aber leicht ist es nicht", wurde Söder zitiert. Er selbst helfe gern und bekomme aus ganz Deutschland Aufforderungen, mehr zu tun. "Es besteht die Gefahr, dass wir wieder Wähler verloren haben an die SPD, die vorher bei uns waren", sagte Söder. In der heißen Phase im Wahlkampf bis zur Bundestagswahl in fünf Wochen müsse jetzt hart gearbeitet werden, forderte er und rief zur Geschlossenheit auf. Die CSU habe in Bayern für Armin Laschet (CDU) großflächig plakatiert. "Wir lassen uns da nichts nachsagen", betonte Söder.
Die Umfragewerte zeigten, dass "wir als Union da noch deutlich Potenzial nach oben haben", sagte auch CSU-Generalsekretär Markus Blume. Die CSU wolle dazu beitragen, dieses Potenzial besser auszuschöpfen. Dazu sei wichtig, "dass wir jetzt Gas geben", hob er hervor. Aus der CSU hatte es immer wieder Vorwürfe gegen Laschet gegeben, im Wahlkampf zu passiv zu sein.