City Cards im Test ADAC entlarvt Berlin-Pass als Mogelpackung

City Cards versprechen Rabatte beim Eintritt in Museen und freie Fahrt im Nahverkehr. Doch in einigen Städten erweisen sich die Kombitickets für Touristen als Abzocke, wie eine ADAC-Studie zeigt.

Bei Städtereisen gehören sie dazu wie Kreditkarte und Kamera: die City Cards. Die für ein oder mehrere Tage gültigen Pässe werden meist von Fremdenverkehrsämtern der großen europäischen Metropolen herausgegeben und bieten neben der kostenlosen Benutzung von Bahn und Bus weitere Vergünstigungen.

Dank der Vorteilskarten kann sich der Eintrittspreis für Museen, zu Veranstaltungen und anderen Attraktionen erheblich reduzieren. Muss er aber nicht. Denn der ADAC hat erstmals die Kartenpakete einiger attraktiver Städte genauer unter die Lupe genommen - mit dem Ergebnis: Manche erweisen sich als Flopp, andere dagegen sind tatsächlich zu empfehlen.

Berlin ist doppelter Testverlierer

Von den 16 untersuchten Pässen landete "The Berlin Pass" auf dem letzten Platz. Dieser Pass des bei Städtereisen beliebtesten deutschen Ziels wurde vom ADAC mit einem "mangelhaft" abgestraft. Denn die Summe an regulären Eintrittsgeldern für die zehn Berliner Hauptattraktionen mit einem separat erworbenen Drei-Tages-Ticket der Berliner Verkehrsbetriebe ergibt 48,40 Euro - statt des stolzen Betrags von 82 Euro, der für den Berlin-Pass verlangt wird.

Besonders kritisieren die Tester, dass kostenlose Berlin-Attraktionen "irreführend als Angebot aufgeführt" werden. Auch gibt es mit dieser Touristenkarte nur an der Kasse von drei der wichtigsten Berliner Sehenswürdigkeiten eine Ermäßigung. Der ADAC hat dabei auf die Liste der Top-Attraktionen des Fremdenverkehrsamtes gesetzt, wie er auf Anfrage mitteilte. Ebenso abgestraft wurde die "Berlin CityTour Card" für 22,90 Euro. Diese beiden Berlin-Pässe sind nicht zu verwechseln mit der "Berlin Welcome Card" für 23,90 Euro, die von der Berlin Tourismus & Kongress GmbH herausgegeben und auf Rang sieben mit "ausreichend" gelistet wird.

Als "mangelhaft" gilt auch die Karte für Paris-Reisende. Auf dem vorletzten Platz landete "The Paris Pass" für stolze 153 Euro, weil der Pass nur als ein Vier-Tages-Ticket angeboten wird. Sowohl der "Paris Pass" als auch der Schlusslicht des Tests, "The Berlin Pass", werden von der Leisure Pass Group Limited über das Internet vertrieben. Für eine Stellungnahme zu den schlechten Ergebnissen des ADAC-Tests war die Firma in London nicht zu erreichen.

Beste Karten für Wien-Touristen

Dass es auch anders geht, zeigt die Wien. Die "Vienna Card" loben die Tester als wahre Vorteilskarte. Zum Preis von 19,90 Euro hält man einen Schlüssel in der Hand, der Touristen-Rabatte bei mehr als 150 Angeboten einräumt. Im Gegensatz zu "Berlin Card" gibt es mit der Wien-Karte bei neun der zehn Hauptsehenswürdigkeiten eine Ermäßigung. Und die Fahrt im U-Bahn-, Tram- und Busnetz der österreichischen Hauptstadt ist für den Zeitraum von 72 Stunden kostenlos.

Als "gut" wird vom ADAC auch der "Oslo Pass" eingestuft, der für umgerechnet 65,79 Euro erhältlich ist. Gerade in Oslo, der laut einer Studie teuersten Stadt der Welt, hilft der Pass den Geldbeutel von Touristen zu schonen.

Andere Metropolen im Mittelfeld

Im Mittelfeld rangieren die Karten-Angebote so beliebter Städte wie Amsterdam (60 Euro), Barcelona (35 Euro), Kopenhagen (65 Euro), London (92,51 Euro) und Rom (30 Euro). Die Karten dieser Metropolen erhielten allesamt das Prädikat "ausreichend". Bei der City-Card-Studie, die in den Monaten Juni und Juli 2012 erhoben wurde, griffen die ADAC-Tester auf eigene Untersuchungen und einen umfangreichen Fragebogen zurück, der von den Anbietern ausgefüllt wurde. In die ADAC-Bewertung flossen Kriterien wie Preis, Angebot, Information, Top-Attraktionen und Ticketkauf ein.

Die Tester geben den Tipp, dass sich potentielle Touristen vorab im Internet über die jeweiligen City Pässe der zu besuchenden Stadt informieren. Vor der Abreise sollte jeder durchrechnen, ob sich ein Kauf auch wirklich lohnt. Das hängt zum einen erheblich davon ab, welche Attraktionen man besuchen möchte und ob der City-Pass einen spürbaren Rabatt einräumt. Und wer vor Ort viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss auch die Preise des City-Passes mit denen der Tages- und Mehrtagespässe des öffentlichen Nahverkehrs vergleichen. Schon mit dieser meist in den City-Pässen integrierten Funktion, kann sich der Kauf eines Kombipasses für den nächsten Städtetrip durchaus lohnen.

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