Wie viele Restaurants, Bars und Pubs es in London gibt, weiß selbst das Stadtmagazin "Time Out" nicht genau. Es sind auf jeden Fall Tausende. Gekocht wird nepalesisch, vietnamesisch, modern, klassisch-britisch und noch auf ungefähr siebzig andere Arten. Um sich aus diesem Überangebot das Beste herauszupicken, denken Londoner kulinarisch gerne quer und haben vor nichts zuviel Respekt.
Das Thema Michelin-Sterne gehen die Hauptstädter offensiv an. In der dritten Januarwoche wird in jeder Tageszeitung mit großem Ernst und Nationalstolz diskutiert, ob die französischen Restaurant-Tester die Londoner Restaurants bei der Vergabe der Michelin-Sterne fair behandelt haben. Auch ganz normale Londoner haben dazu eine Meinung; die bilden sie sich beim Mittagessen. Die Gastrotempel sind nämlich nur abends unerschwinglich. Zum Lunch bieten sie häufig preiswertere Menüs an, selbst Gordon Ramsays Drei-Sterne-Restaurant. Um zwei bis vier Gänge zwischen 15 und 40 Pfund genießen zu könnwen, empfiehlt es sich jedoch unbedingt zu reservieren.
Stilvoll knabern im Museum
Einen stilvollen und nur preislich bescheidenen Kontrapunkt setzen die Museen. Sie verlangen keinen Eintritt und sind bei der Verköstigung so einfallsreich wie bei der Gestaltung ihrer Ausstellungen. Wer schon immer in einem Stadtpalais frühstücken wollte, kann das in der Wallace Collection. Wer im Garten Salat knabbern möchte, fahndet im Museum of Garden History nach einem wackeligen Eisenstuhl. Und für Cocktails wie den Routemaster, benannt nach dem doppelstöckigen Bus, bietet sich im London Transport Museum sogar noch abends Gelegenheit.
Fanden Sie Daniel Craig schon cool als Gangster im toughen Thriller "Layer Cake"? Da legte er eine wenig erholsame Verschnaufpause in einem "kaff" ein. Kaffs sind angelsächsische Mischformen aus Imbissstube und Café mit schlechtem Kaffee und gutem Tee. Hierher zieht es Arbeiter, Kunststudenten und wahrscheinlich auch den ein oder anderen Gangster. Sie alle lieben die spottbillige Hausmannskost, den Mörtel auf dem Boden und die zerfledderten Seiten des Revolverblatts "Sun" auf dem Tisch.
Doch zu abenteuerlich? Gediegeneres Großstadtflair bietet das West End. Hier stehen weltberühmte Theater und Musicalhäuser dicht an dicht. Dazwischen drängen sich Restaurants, die neben der klassischen Abendkarte Theatermenüs anbieten, die pre-theatre menus. Sie werden bis zum ersten Klingeln serviert.
Fast and good ist Fastfood auch in London selten. Aber die Ausnahmen haben einen überaus hohen Spaßfaktor, beispielsweise in der Mozzarella-Bar im trendigen Kaufhaus "Selfridges" oder in der vegetarischen Hippie-Idylle "Govinda" am beschaulichen Soho Square.
Altmodische Pubs sind wieder angesagt, denn sie sind selten geworden. Bieten sie neben Sandwiches Bier aus kleinen Brauereien und vielleicht den irischen Pub-Klassiker Austern mit Guinness, sind sie außerdem gut. Den deftigen Cockney-Charme der Betreiber und die unnachahmliche Publikumsmischung von Rockmusiker bis Pensionär gibt's umsonst, der Rest kostet zwischen drei und zehn Pfund.
Michelinsterne zum Mittag
Gordon Ramsay kickte früher bei den Glasgow Rangers. Heute kocht er im "Gordon Ramsay" in Chelsea französische Haute Cuisine. Für die Michelin-Tester das beste Restaurant der Stadt, für andere das Beste des Landes. 3 Sterne. 3 Gänge £40. Französisch. U-Bahn: Sloane Square. Website: www.gordonramsay.com Achtung: Dress code.
Tom Aikens
kocht lässig-raffiniert und ist ziemlich cool. 1 Stern. 4 Gänge £29. Modern-englisch. U-Bahn: South Kensington. Website: www.tomaikens.co.uk
Den ersten Michelin-Stern bekam das
"Wild Honey"
in Mayfair vor wenigen Wochen. 3 Gänge £15.50. Moderne Küche. U-Bahn: Bond Street. www.wildhoneyrestaurant.co.uk
Das japanische Pendent zur Haute Cuisine ist die sogenannte Kaiser-Küche aus Kyoto. Sie ist fein, sehr aufwändig und in Europa selten zu probieren. Mittags bietet das
"Umu"
im edlen Stadtteil Mayfair eine Verkostung dieser kaiseki. 1 Stern. 2 Gänge £21. Japanisch. U-Bahn: Bond Street. Website: www.umurestaurant.com
In atemberaubender Location mit Blick auf den Hyde Park liegt das
"Foliage"
im Mandarin Hyde Park Hotel. 1 Stern. 4 Gänge £29. Internationale Küche. U-Bahn: Knightsbridge. Website: www.mandarinoriental.com/hotel/508000039.asp. Achtung: Dress code.
Mein Tag im Museum
Unweit der Oxford Street beherbergt die "Wallace Collection" eine atemberaubende Privatsammlung aus mehreren Jahrhunderten. Die Brasserie liegt im Innenhof. Vom Frühstück bis Imbiss, freitags und samstags auch abends geöffnet. U-Bahn: Bond Street. Website: www.wallacecollection.org/visiting/thewallacerestaurant.
Champagner am Vormittag und dazu den Blick über Trafalgar Square bis zum London Eye und Big Ben schweifen lassen. Vorher in der
National Portrait Gallery
die Großen des Landes bewundern. Ein Superauftakt, wenn man mit dem frühen Flieger gekommen ist. U-Bahn: Leicester Square. Website: www.npg.org.uk/live/portrest.asp
Die
Tate Modern
bietet moderne internationale Kunst und in der hauseigenen Espresso Bar Sandwiches mit Themseblick. U-Bahn: Southwark. Website: www.tate.org.uk/modern/eatanddrink
Gegenüber von Westminster Abbey liegt das niedliche
Museum of Garden History
mit Garten. Eine echte Oase mit artig-alternativer Küche. U-Bahn: Lambeth North. Website: www.museumgardenhistory.org
Neu ist das
London Transport Museum
mitten in Covent Garden. Die Geschichte der tube und der Doppeldecker sind sehr liebevoll dargestellt. Die Bar ist bis 21.30 Uhr geöffnet, gestylt mit Stoffen aus früheren U-Bahn-Zeiten. U-Bahn: Covent Garden. Website: www.ltmuseum.co.uk/visiting/92.aspx
Hausmannskost
Das E. Pellicci im East End serviert seit 1915 Frühstück, Fritten und Lasagne, einst auch an die Gangster-Brüder Kray. U-Bahn: Shoreditch. 332 Bethnal Green Road. Keine Website.
Die kleine Kette
S&M
liebt nicht etwa den strengen Sado-Maso-Sex, sondern Würstchen (sausage) mit Kartoffelbrei (mash). Viermal in London. Website: www.sandmcafe.co.uk/index2.asp
Frühstück für Könige serviert das
River Café Putney Bridge
unweit der Themse. U-Bahn: Putney Bridge. 1A Station Approach. Keine Website.
Theaterland
Leckere Küche von der amerikanischen Ostküste gibt's im Christopher's. Gediegene Ausstrahlung. U-Bahn: Covent Garden. Website: www.christophersgrill.com/theatre_menu.html
Moderne asiatische Küche mit Einflüssen aus China, Myanmar, Vietnam, Malaysia und Thailand in sehr coolem Umfeld gibt es bei
Tamarai
. U-Bahn: Covent Garden. Website: www.tamarai.co.uk/tamarai.html
Französische Küche im erschwinglichen Bistroformat kocht das
Café des Amis
. Im Keller versteckt sich eine Bar. U-Bahn: Covent Garden. Website: www.cafedesamis.co.uk
Wer sein Essen lieber flüssig zu sich nimmt, ist mit der preisleistungsgerechten Weinauswahl im
Cork and Bottle
gut bedient. Es liegt sehr versteckt und hat seit vierzig Jahren Insider-Status. U-Bahn: Leicester Square. 44-46 Cranbourn Street. Keine Website.
Fast and good
"Obika Mozzarella-Bar" im 1. Stock des Kaufhauses "Selfridges". www.obika.it/en/ Das "Selfridges" liegt auf der Oxford Street und ist selbst auch für seine Fresshallen berühmt. U-Bahn: Bond Street. www.selfridges.com
"Govinda"
kocht preiswerte und äußerst gesunde Hare-Krishna-Küche. Lecker, sättigend, nett. U-Bahn: Tottenham Court Road. Website: www.iskcon-london.org/govindas/index.html
Kochbuchautorin Allegra McEvedy schreibt patent ("Colour Cookbook") und hat mit der Fastfood-Kette
"Leon"
Ökos, Yuppies, Lohas und ganz normale Menschen zu moderner Bio-Küche verführt. Mezze, Wraps, leckere Schokolade und Kuchen, marokkanische Fleischbällchen. Acht Filialen. Website: www.leonrestaurants.co.uk
Mit zwanzig Filialen ist der französische Traditionsbäcker
"Paul"
in London vertreten. Aus jeder duftet es himmlisch nach Brot. Außerdem gibt's Sandwiches, Salate und Teilchen. Website: www.paul-uk.com/content/find-a-paul.php
Auch die Briten können backen. Finden jedenfalls alle, die
"Baker & Spice"
entdeckt haben. Vier edle Locations. Website: www.bakerandspice.com
Pubcrawl - Zug durch die Gemeinde
Unweit der Portobello Road liegt der Pub "The Cow London", der wirkt wie ein gemütliches Wohnzimmer. Oder wie die Riesenküche der netten WG nebenan. Tom Conran weiß, wie sein Vater Terence Conran, wie das Bewirten geht. Hier essen und trinken aufstrebende Bands, Drehbuchautoren, Models und viele nette Leute. U-Bahn: Ladbroke Grove. Website: www.thecowlondon.co.uk
"Coach & Horses"
in Soho ist uralt und legendär. Billige Sandwiches, teurere Biere, viel Atmosphäre. Happy Hour von 11-16 Uhr. U-Bahn: Piccadilly Circus. Keine Website. 29 Greek Street
Unglaublich gemütlich ist der
"Marquess Tavern"
in Islington. Vierzig Biere, viele Weine, Ledermöbel, schönes Umfeld. Die Speisekarte in diesem Gastropub ist gut und wer bei Klassikern wie Muscheln bleibt, auch erschwinglich. U-Bahn: Highbury & Islington. Website: www.marquesstavern.co.uk/index.asp
Slow Food serviert
"Fat Badger"
in Notting Hill. Ein Pub mit moderner Kunst an den Wänden und jungen, coolen, attraktiven Londonern an der Theke. U-Bahn: Ladbroke Grove. Website: www.thefatbadger.com
Einfach schön ist
"Lamb"
in Bloomsbury. Die Preise sind gut, Bier und Wein und Essen lecker. Seit 1729 gibt's den Pub, jetzt wurde er sehr geschickt restauriert. U-Bahn: Russell Square. 94 Conduit Street