Stillstand vor der Fähre Franzosen "vermasseln" Engländern die Ferien – Mega-Stau stürzt Dover ins Chaos

Stau in Dover
Der Super-Stau von Dover: Reisende sollen mindestens sechs Stunden einplanen, bevor sie die Fähre nach Frankreich erreichen.
In Dover geht nichts mehr: Ein riesiger Verkehrsstau dominiert den Fährhafen. Englische Familien verpassen ihre Fähren in den Urlaub. Schuld seien die Franzosen, schimpfen die Briten.

In England und Wales haben in dieser Woche die Ferien begonnen – viele Familien wollen ihren Urlaub auf dem Kontinent verbringen. Doch Dover, einer der wichtigsten Fährhäfen, versinkt im Chaos.

Die Auto- und LKW-Schlangen waren am Freitag so extrem, dass der Hafen in Südostengland am Morgen eine Notlage ausrief, wie mehrere Medien in Großbritannien berichten. Der Verkehr auf den Zufahrten zu den Fähren war komplett zum Erliegen gekommen. Familien warteten stundenlang ohne überhaupt in die Nähe ihres Schiffs zu kommen, etliche verpassten ihre gebuchte Überfahrt, wie die BBC berichtet.

Zu wenig französische Passkontrolleure in Dover

Schuld an dem Chaos sind – zumindest nach britischer Lesart – die Franzosen. Die Hafenverwaltung von Dover machte die französischen Behörden für den Ausnahmezustand verantwortlich. Diese hätten die Passkontrolle mit beklagenswert wenig Personal ausgestattet, hieß es in der Metropole in der Grafschaft Kent am Freitag. Kontrolliert werden die Pässe auf der britischen Seite, bevor die Menschen die Fähre nach Calais betreten. Zwar sei der Ansturm erwartet worden, die Franzosen hätten aber trotzdem nicht genügend Mitarbeiter für die Passkontrolle eingeplant. Laut der BBC soll nur die Hälfte der insgesamt zwölf Passkontrollen offen sein.

"Der französische Zoll hat uns heute Morgen hängen lassen", schimpfte Hafendirektor Doug Bannister in der BBC. In einer offiziellen Erklärung wurde seine Einrichtung ähnlich deutlich: "Das fehlende Personal an der französischen Grenze vermasselt den Beginn der Sommerferien", heißt es dort. Die Fahrt mit der Fähre zwischen Dover und Calais dauert eigentlich nur anderthalb Stunden. Wenn man es denn auf die Fähre in Richtung Kontinent geschafft hat.

Mehr Bürokratie wegen des Brexit

Hintergrund ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auch der Brexit. Denn britische Urlauber, die in die Europäische Union einreisen, müssen inzwischen ihren Pass stempeln lassen, weil sie sich nur 90 Tage am Stück in EU-Mitgliedstaaten aufhalten dürfen. "Das ist etwas, worauf wir bei unserem Austritt aus der EU bestanden haben", sagte der britische Reisereporter Simon Calder laut dpa im Sky-News-Fernsehen.

Zu den Schwierigkeiten am Ärmelkanal kam noch hinzu, dass auf wichtigen Verkehrsachsen in Großbritannien Proteste gegen die hohen Kraftstoffpreise angekündigt wurden. Die Demonstranten wollten sich in extrem langsamen Fahrzeugkolonnen auf Straßen wie der Nord-Süd-Achse M5 und der Ost-West-Achse M4 bewegen, um den Verkehrsfluss zu stören. Die Route ist vor allem für Urlauber wichtig, die Ferien im eigenen Land machen. Erwartet wird, dass sich das Chaos auf den Straßen am Wochenende sogar verstärken wird.

Für die Menschen, die sich von Großbritannien in Richtung Nordfrankreich aufmachten, wurde der Start in die Ferien zum Alptraum. Die BBC sprach mit einem Vater, der mit seinen drei Kindern von England über Calais in Richtung Italien weiterreisen wollte. Die Familie sei am Morgen zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre in Dover angekommen, so wie der offizielle Rat gelautet habe – dann aber dort stecken geblieben und über Stunden nicht einmal in Sichtweite des Terminals gekommen.

Ein anderer Reisender wird mit den Worten zitiert, er bewege sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 Metern pro Stunde. "Bei diesem Tempo wird es 34 Stunden dauern, bis ich am Hafen ankomme". Und all das "mit einem weinenden Säugling".

Die Reederei P&O Ferries rät ihren Kunden laut BBC inzwischen, mindestens sechs Stunden für die Kontrollen einzuplanen – und in jedem Fall ausreichend Nahrung und Wasser mitzunehmen.

Quellen: BBC / mit Material von dpa und AFP

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