"Norwegian Pearl" Eine Panne wird zur besten PR

Bereits vor der Jungfernfahrt hat der Luxusliner hohe Wellen geschlagen: Die "Norwegian Pearl" ist seit dem europaweiten Stromausfall in den Schlagzeilen. Was zunächst nach einer schlechten Nachricht aussah, entpuppte sich für die Reederei als Glücksgriff.

Ob in den Fernseh-Nachrichten, in Tageszeitungen oder im Radio: Die "Norwegian Pearl" war am vergangenen Wochenende in allen Medien präsent. Was nach Werbe-Coup der Reederei klingt, war eigentlich eine Panne. Denn die Überführung des Schiffs hatte einen Stromausfall in halb Europa zur Folge, als am Samstag ein Stromkabel über der Ems abgeschaltet wurde. Während die Geschäftsführer vom verantwortlichen Stromkonzern Eon ins Schwitzen geraten sein dürfte, knallten bei der Reederei "Norwegian Cruise Line" (NCL) die Sektkorken.

Des einen Leid, des anderen Freud

Denn die schlechte Nachricht für Eon war für NCL eine gute: Die Gratiswerbung für den Luxusliner ist praktisch unbezahlbar. "Wir haben uns sehr über die Bilder der 'Norwegian Pearl' in den Medien gefreut", bestätigt Eva Marx, Pressesprecherin von NCL, stern.de. Während ein Schiff sonst erst mit der Taufe und der Jungfernfahrt einen gewissen Bekanntheitsgrad erreiche, habe die Panne dies für die "Pearl" schon vorab erledigt. Und das Schiff mit seiner außergewöhnlichen Bemalung sei ja auch schön anzusehen gewesen, sagt Marx.

Die "Norwegian Pearl" ist mit der üppigen Außenbemalung in Form einer Perlenschnur das neueste Prunkschiff der Papenburger Meyer-Werft, wo das Schiff gebaut wurde. Trotz der Panne am Samstag kann die Werft ihren strammen Zeitplan bis zur Übergabe einhalten. Nach mindestens zwei Probefahrten auf der Nordsee und dem letzten Feinschliff auf Deck wird der rund 400 Millionen Euro teure Kreuzliner am 29. November in Rotterdam an die Reederei ausgeliefert werden. Von dort startet dann einen Tag später die Jungfernfahrt nach Southampton und am 2. Dezember legt die "Pearl" von Dover aus zur großen Überfahrt nach Miami ab.

Kein Buchungsplus trotz Gratiswerbung

Der Mediawert der Gratiswerbung ist mit mehreren Millionen Euro zu beziffern. So viel hätte es gekostet, wenn NCL für Werbespots und Anzeigen im gleichen Umfang hätte bezahlen müssen. Vor allem seien Journalisten auf das Schiff aufmerksam geworden, sagt Eva Marx. "Das Telefon stand hier nicht mehr still." Trotz der kostenlosen Werbekampagne sind auf der Premierenfahrt aber ein paar Kabinen frei.

Vor allem wohl, weil die Zielgruppe der Reederei überwiegend amerikanische Passagiere sind. Die "Pearl" wird nach ihrer In-Dienst-Stellung in der Karibik und an der Westküste der USA kreuzen. In seinen 1197 Kabinen bietet der Luxusliner Platz für 2400 Passagiere. Knapp 70 Prozent der Zimmer sind Außenkabinen, der größte Teil hat einen eigenen Balkon. Zehn Restaurants und zahlreiche Bars sorgen für die Verpflegung an Bord. Zu den Highlights gehören ein Theater mit 1043 Sitzplätzen und eine Bowlingbahn, außerdem verfügt die "Pearl" mit 47 Suiten über den größten und luxuriösesten Suitenkomplex auf See.

Schwesterschiff wird 2007 ausgeliefert

Die "Norwegian Pearl" ist schon das siebte Schiff das für NCL in Papenburg gebaut wurde. Erst im letzten Jahr wurde die baugleiche "Pride Of Hawaii" ausgeliefert, 2007 folgt die "Norwegian Gem", deren Bau bei der Meyer-Werft bereits begonnen hat. Und auch bei der Auslieferung der "Gem" werden die Leitungen über der Ems wieder abgeschaltet werden müssen. Vielleicht bekommt die "Gem" dann auch wieder Gratiswerbung durch einen Stromausfall. NCL würde es wohl gefallen.

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