Festival "Taste of Chicago"

Chicago ist der kulinarische Schmelztiegel der USA. Mit Hot-Dog-Entdeckungstouren, Zuckerskulpturen im Planetarium und Gedichten à la carte feiert die Stadt im Juni ihre kulinarische Vielfalt - und frönt ihrer "Liebe zu den drei Orangen".

Sauerkraut, bei Berghoffs in Chicago riecht es um 11.00 Uhr morgens schon nach Sauerkraut. Das Restaurant, seit 1898 in Besitz der Dortmunder Auswandererfamilie Berghoff, ist eines der ältesten in der amerikanischen Millionenmetropole. Hausmannskost auf hohem Niveau wird hier serviert: Sauerbraten und "Fresh Bratwurst", aber auch Amerikanisches. Legendär ist das Bier nach Dortmunder Braukunst und einem hundert Jahre alten Familienrezept.Die Berghoffs gehören längst zum kulinarischen Urgestein von Chicago. Doch gibt es auch jede Menge Freches, Neues. Mit zwei Fünf-Sterne- und acht Vier-Sterne-Restaurants - nach dem in den USA renommierten "Mobil Travel Guide" - und einer Reihe preisgekrönter Köche gilt Chicago in den USA inzwischen als eine der ersten Feinschmecker-Adressen.

Schmelztiegel der Küchen

"Chicago gehört, was Kreativität angeht, neben New York und San Francisco klar auf die ersten Plätze", sagt Alan Gordon, Chicagoer Feinschmecker und einst Weineinkäufer für eine große Handelskette - zwar nicht völlig unparteiisch, aber im Einklag mit den meisten Gastronomiekritikern. Der amerikanische Schmelztiegel steht in Chicago im wahrsten Sinne des Wortes in den Küchen. "Einwanderer aus aller Welt haben sich mit Kochkünsten hier gegenseitig inspiriert und völlig neue Richtungen geschaffen."Chicago mit mehr als 7000 Restaurants pflegt seinen Ruf als kulinarische Hochburg. Zum 25. Mal findet ab 24. Juni das zweiwöchige Gastronomiefest "Taste of Chicago" statt. Das Silberjubiläum feiert die Partnerstadt von Hamburg ausgiebig. Konditor Mark Seaman kreiert im Planetarium Zuckerskulpturen, ein Kulturhistoriker bietet Pizza und Hot-Dog-Entdeckungstouren durch die Stadt.Überall gibt es Dichterlesungen zum Thema Essen, und im August können Besucher an einem Hot Dog-Stand im Millennium Park mittags Gedichte à la carte bestellen. Als Sommer-Oper wird Prokofievs "Die Liebe zu den drei Orangen" geboten. Im Open Air-Kino werden bei abendlichem Picknick Filme wie das deutsche Werk "Drei Sterne" von Sandra Nettelbeck gezeigt.

Speck an Drähten

Star ist zur Zeit Grant Achatz, 31, ein mehrfach ausgezeichneter Meisterkoch, der in seinem neuen Restaurant "Alinea" Menus mit 8, 12 oder 28 Gängen für 75 bis 175 Dollar auftischt. Achatz kocht, inspiriert vom spanischen Meister Ferran Adrià, unkonventionell und serviert auch mal in Röhren oder an Drähten aufgehängten Speck. Muschel mit Fenchel und Lakritz oder gefriergetrocknete Erdbeere an Meerrettich und Gänseleber sind möglich. "Das Epizentrum des kulinarischen Universums" schwärmte die "Chicago Tribune". "Sci-fi cooking auf der Suche nach der Realität", meinte der Restaurantkritiker der "New York Times" dagegen etwas skeptisch.Ein alter Hase in Chicago ist Rick Bayless, der im "Fontera" seit 18 Jahren höchste mexikanische Küche bietet, vorzugsweise mit Gemüse aus seinem eigenen Garten. Die "Sugar Bomb Margarita" gilt als eine der besten in der ganzen Stadt mit pürierten Erdbeeren aus biologischem Anbau, Cuervo Tequila, gehackter Minze und Limettensaft.

"Green Zebra"

Shawn McClain tischt seit vier Jahren im "Spring" vor allem Fischspezialitäten auf. Vier Sterne bekam er von den Kritikern des "Mobil Travel Guide". Achatz' frühere Küchen im "Trio" und "Charlie Trotter's", bekamen sogar fünf Sterne. Vergangenes Jahr machte McCain ein exquisites, überwiegend vegetarisches Restaurant auf. Im "Green Zebra" gibt es etwa Sternanissuppe mit Ingwerknödeln.Die Meisterchefs preisen an Chicago die ethnische Vielfalt und damit die besten Einkaufsmöglichkeiten für alles Exotische. Zudem bringen sechs große Meisterschulen mit hochwertigen Kursen in kulinarischen Künsten jedes Jahr neue Talente hervor.

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Christiane Oelrich/DPA

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