Japan Nippon für Anfänger

Von Detlef Berg
Im Film "Lost in Translation" verbringt Bob Harris die meiste Zeit in einem Hotel. Wie schade, denn Tokio zählt zu den aufregendsten Metropolen der Welt, und das Reisen in Japan ist inzwischen günstiger geworden.

Für den alternden amerikanischen Filmstar ist die Stadt ein Tollhaus. Wie soll er zurecht kommen in einem Land, dessen Sprache er nicht beherrscht und dessen Schrift er nicht lesen kann?

Auch bei deutschen Touristen gilt das Kaiserreich im Fernen Osten immer noch als schwieriges Reiseziel. Trotz Toyota oder Nintendo, Sushi oder Ikebana bleibt uns Japan fremd und gilt als teure Destination. Doch das Reisen ist viel unkomplizierter und preiswerter als vermutet. Dank eines starken Euros und eines seit Jahren anhaltend schwachen Yen muss Japan nicht teuer sein.

"Wir fahren rund 90 Minuten bis zum Hotel", verkündet Reiseleiter Dr. Horst Pointner der kleinen Reisegruppe, die gerade auf dem internationalen Flughafen Narita gelandet ist und den Transferbus besteigt. Sicher, dass Tokio zu den größten Städten der Welt zählt, wussten die meisten Teilnehmer schon vor der Reise. Dennoch sind sie überrascht von den gewaltigen Dimensionen der Megametropole. "Rund 37 Millionen Menschen leben im Ballungsraum Tokio", weiß Pointner. Kaum ein Quadratmeter unbebautes Land ist auf der Fahrt ins Stadtzentrum zu entdecken. Gesichtslose graue Zweckbauten säumen die Strecke, dicht an dicht gedrängt, nur durchschnitten von auf Stelzen angelegten Trassen, über die im Minutentakt Schnellzüge rasen.

Im Bauch Tokios: Tsukiji Fischmarkt

Einen guten Überblick über die Stadt bietet im Quartier Roppongi die Aussichtsplattform des futuristischen Mori Towers, der bei Japanern wie Touristen gleichermaßen beliebten ist. Aus 238 Metern Höhe ergibt sich ein faszinierender Blick auf ein nicht enden wollendes Häusergewirr.

Weiter Informationen

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Auf den ersten Blick zumindest, denn genau so verwirrend sieht der Streckenplan des U-Bahn-Netzes aus. Doch alle Stationen der farblich verschieden dargestellten Linien sind auch mit lateinischen Buchstaben ausgewiesen und ermöglichen eine gute Orientierung. Die Tickets kosten je nach Entfernung selten mehr als zwei Euro und können aus einfach zu bedienenden Automaten gezogen werden. Auch auf den blitzsauberen Bahnstationen gibt es Tafeln mit Stationsnamen in lateinischer Schrift. "Sollten Sie wirklich einmal nicht weiter wissen, fragen Sie einfach", rät Pointner. "Die Japaner sind unglaublich freundlich und hilfsbereit."

Früh aufstehen muss, wer den größten Fischmarkt der Welt erleben will. Tiefgefrorene Thunfische bedecken den Boden gleich mehrerer Hallen. Sie werden meistbietend versteigert und gleich vor Ort mit Kreissägen kunstvoll zerlegt. Auch in den anderen Hallen geht es turbulent zu. Fische jeder Art und andere undefinierbare Meeresbewohner wechseln den Besitzer. Rund um den Tsukiji Markt laden danach kleine Lokale zu einem Frühstück ein - für Sushi vielleicht ungewohnt früh, aber besser und preiswerter geht es nirgendwo sonst. Fehlende Sprachkenntnisse sind dabei kein Problem.

Hier wie in vielen der kleinen sauberen Eckkneipen in der ganzen Stadt liegen Mustermenüs aus Plastik aus, auf die Fremde nur zu deuten braucht. Niemand kommt auf den Gedanken, die Unwissenheit auszunutzen und von Ausländern überhöhte Preise zu verlangen. Auch beim Wechselgeld kann man sicher sein, stets den korrekten Betrag zurückzubekommen.

Perfekte Infrastruktur zum Reisen

Nach der Erkundung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt wie den Kaiserpalast, das Ginza-Geschäftsviertel oder den Meiji-Schrein bieten sich Ausflüge in die Umgebung Tokios an. Mit dem Shinkansen-Express ist die Bergwelt des Nikko Nationalparks schnell erreicht. Kaum zwei Stunden vom hektischen Getriebe Tokios entfernt, liegt der für die verschwenderische Pracht seiner Schreine und Tempel und das herbstliche Bunt seiner Wälder bekannte Park. Sage nie "kekko" (prächtig), ehe Du Nikko gesehen hast, lautet deshalb ein geflügeltes Wort der Japaner.

Fast fünf Stunden dauert die Bahnreise im pfeilschnellen Shinkansen bis nach Hiroshima. Horst Pointner empfiehlt den Kauf von Platzkarten. Auf den Bahnsteigen sind die Wagennummern mit ihren jeweiligen Einstiegen auf den Zentimeter genau ausgewiesen. Die Züge halten an den markierten Stellen, wo sich nur die Passagiere in Reih und Glied aufstellen, die durch diese Tür einsteigen möchten. Genauso exakt werden die Fahrpläne eingehalten.

Im Zug gibt es neben dem Speisewagen auch mobile Verkäufer, die Fahrgäste direkt am Sitzplatz mit preiswerten Speisen und Getränken bedienen. Der Schaffner verbeugt sich sogar nach der Kontrolle des bereits zu Hause gekauften Japan Rail Pass, der freie Fahrt auf allen Zügen der Japan Rail ermöglicht.

Der krönende Abschluss: Kioto

In Hiroshima gehört ein Besuch des Friedensparks zum Pflichtprogramm. Er erinnert an den 6. August 1945 und den ersten Atombombenabwurf. Auf der küstennahen Insel Miyajima begeistert der Itsukushima-Schrein mit seinem großen roten, im Wasser stehenden Torii. Millionenfach fotografiert ist das "schwimmende" Balkentor eines der touristischen Wahrzeichen des Landes.

Kyoto ist krönender Abschluss der meisten Japan-Rundreisen. Die Stadt war über tausend Jahre Residenz der japanischen Kaiser. Hier entstand die klassische und faszinierende Kultur des Landes. Vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, konnte Kyoto unter den Millionenstädten am besten den Charakter des alten Nippons bewahren. Wer Glück hat, trifft bei einem Spaziergang durch das Altstadtviertel einige Geishas mit unergründlich lächelnden, kalkweiß geschminkten Gesichtern und farbenfroh schillernden Kimonos.

Oft als Prostituierte abgetan, sind Geishas vor allem professionelle Begleiterinnen und pflegen die Kunst der gesellschaftlichen Unterhaltung. Sie beherrschen Ikebana und Kalligraphie, spielen Musikinstrumente und kennen die Etikette. Gab es noch vor einem halben Jahrhundert über 8000 Geikos - so heißen Geishas in Kioto - sind es heute nur noch etwa 500. Immer weniger junge Japanerinnen wollen sich der langen und schweren Lehrzeit unterziehen. Das Ende einer langen Tradition hat begonnen.

Weitere Informationen
Japanische Fremdenverkehrszentrale: www.jnto.de
Japanische Botschaft in Deutschland: www.de.emb-japan.go.jp
Homepage der Japan Community: www.embjapan.de
Informative Homepage mit Japan-Reisetipps: www.japan-tipp.de
Japan Rail Pass: www.japanrailpass.net

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