Tag 13 - Die Entscheidung in Mukdahan Lügen in der Not

Von Helge Bendl
Das Warten hat ein Ende - bald fahren wir weiter den Mekong hinauf! Freunde in Spanien haben uns geholfen. Und am Ende auch eine kleine Notlüge.

"CNN, Discovery Channel, BBC", ruft Andy Leemann ins Handy. "Millionen von Menschen begleiten im Internet auf stern.de unsere Reise. Alle Fernsehsender sind hier und berichten live. Alle warten, dass wir mit dem neuen Getriebe weiterfahren können - Sie müssen uns helfen!“ Am anderen Ende der Leitung steckt ein Mann, der immer beteuert, es täte ihm ja Leid, wirklich, aber er könne auch nichts machen, die Zöllner seien beschäftigt, und die Sendung werde morgen oder in ein paar Tagen sicherlich freigegeben. Bis er dann aufgibt und sagt, er werde noch einmal mit den Beamten reden. Ob sie nicht, weil das Projekt bei so großer Anteilnahme der Medien offenbar wichtig sei, eine Ausnahme machen können. Am Abend kommt dann der erlösende Anruf. Um 21 Uhr steht das Paket am Flughafen in Bangkok zur Abholung bereit - ein Zollbeamter hat Überstunden gemacht und sich doch noch unseres Problems angenommen. Thailändische Techniker nehmen es in Empfang und werden noch in der Nacht mit dem aus Spanien eingeflogenen Getriebe in den Nordosten des Landes nach Mukdahan fahren, wo wir auf das Ersatzteil warten und sich die Expedition vor zwei Tagen getrennt hat. "Ich habe einfach jeden Fernsehsender genannt, der mir eingefallen ist", scherzt Andy Leemann beim Feierabendbier. Er ist glücklich, dass es nun endlich weiter geht und er seinen Teil der Expedition nicht für gescheitert erklären muss.

Glück und Leid

Auch das erste Team ist mit seinem Boot gut vorangekommen, hat die laotische Hauptstadt Vientiane verlassen und wird am Abend wieder in Thailand übernachten. Andys gute Laune hat noch einen anderen Grund: Freundin Jaja ist aus Palma de Mallorca nach Thailand geflogen und wird bis zur chinesischen Grenze auf dem Boot dabei sein. Wenigstens bei ihrer Reise ist nichts dazwischen gekommen. Dabei hatte der Tag nicht gut angefangen: Andys langjähriger Freund Reini, der viel Organisationsarbeit für die Mekong-Expedition übernommen hatte, ist überraschend nach einer Operation verstorben. Am Abend werfen wir in seinem Andenken Orchideenblüten in den Fluss, der auch für ihn ein besonderer war.Der Tag vergeht mit Vorbereitungen für die Abfahrt. Wenn das neue Getriebe eingebaut ist, wollen wir schnell losfahren. Zwei Stunden lang schrubben wir die RIBs, so dass sie wieder so weiß aussehen wie zu Beginn der Reise in Vietnam. Die Boote sind aufgetankt, der Motor ist durchgecheckt: Zusätzliche Filter sollen dafür sorgen, dass uns das ölige Benzin weniger Probleme macht. Alt wird keiner von uns an diesem Abend - wir wollen alle noch einmal richtig schlafen. Bevor morgen wieder der Mekong auf uns wartet.

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