Die 1990er Jahre waren goldene Zeiten für Bangkok, die Hauptstadt Thailands boomte. Zu den zahlreichen Investoren, die in Bangkok mit Immobilien viel Geld verdienen wollten, gehörte auch der wohlhabende Architekt Rangsan Torsuwan. Er lässt gleich zwei riesige Türme hochziehen: Den "State Tower", der bei seiner Einweihung 2001 das zweithöchste Gebäude der Stadt war. Auf dem Dach des "State Tower" thront eine Goldkuppel, die allein 30 Meter misst.
Der zweite Turm, der "Sathorn Unique Tower", hat dagegen das Nachsehen. In der Asienkrise der späten 1990er Jahre verliert die thailändische Landeswährung Baht immer mehr an Wert. In der Folge bricht auch der Immobilienmarkt bricht zusammen. Rund 500 große Bauprojekte kommen 1997 von einem Tag auf den anderen zum Stillstand, erinnert sich der Stadtführer Santiporn. Auch der "Sathron Unique Tower", der Luxusappartements und Büroräume beherbergen sollte, wird nicht weitergebaut.
Lost Place in Bangkok: Finanzkrise bringt Sathorn Unique Tower zum Stillstand – Gerüchte um einen Fluch
Die meisten Projekte werden zwar schließlich fertig gebaut, der "Sathorn Unique Tower" allerdings bleibt unvollendet. "Die Leute glauben, dass der Turm von Anfang an mit einem Fluch belegt war, weil er einen Schatten auf den berühmten Tempel Wat Yannawa wirft." Die Thais seien eben nicht nur gläubige Buddhisten, sondern gleichzeitig extrem abergläubisch. Gerüchte, wonach das Gebäude über einem früheren Friedhof errichtet wurde, haben die Legende vom schlechten Omen noch verstärkt.
Dazu passt auch, dass der "Ghost Tower" durch schaurige Geschehnisse Schlagzeilen gemacht hat. Ende 2014 wurde im 43. Stock die Leiche eines Schweden gefunden, der sich dort erhängt hatte. Die Hintergründe blieben unklar. 2017 gab Pansit Torsuwan, der Sohn des Bauherrn, der sich heute um den "Sathorn Unique Tower" kümmert, das Gebäude für Dreharbeiten zu einem Horrorfilm frei: "The Promise" von Regisseur Sophon Sakdaphisit.

Lost Place in Thailand: Riesiger Geisterturm ist innen voll Grafitti
Heute ist der Zugang zum Geisterturm in Thailand streng verboten und der Eingang versperrt. In den Jahren zuvor war der allerdings ein beliebtes Ziel für Abenteurer und Influencer – und die machten nicht nur Fotos vom atemberaubenden Ausblick über die Großstadt, sondern hinterließen auch zahlreiche Graffiti, die den Geisterturm bis heute schmücken.
Berichte von Besuchern geben noch heute die Stimmung im wohl größten Lost Place der Welt wieder: "Ganz oben hat man den schönsten Ausblick in ganz Bangkok", schwärmte Katja aus München 2015. "Und wer auf Gebäude steht, die aussehen wie ein postapokalyptisches Zombie-Filmset – es gibt dafür nichts Besseres als den Ghost Tower."
Yulia Yordanova aus Bulgarien, die in Bangkok lebt, war auch schon oben. "Es sieht gruselig aus, aber ich habe eine gewisse Vorliebe für gruselige Dinge", erzählt sie der Deutschen Presse-Agentur. Der Bau sei ein einziges Mysterium. "Ich war überwältigt von der Tatsache, dass diese große Struktur da steht und komplett verlassen ist. Ich habe so viele Fragen. Warum und wie ist das passiert?"