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Christien Johnson "Robinson Crusoe"-Feeling, aber mit Concierge-Dienst: Experte über den neuen Trend des Luxusurlaubs in der Abgeschiedenheit

Frau an einsamen Strand
Robinson Crusoe mit Concierge-Dienst – Luxusreisen an abgeschiedene Orte sind in.
© IMAGO / robertharding / Imago Images
Endlich Ruhe, ausspannen und sich bedienen lassen – immer mehr Leute sind bereit, für so einen Urlaub das Konto zu plündern. Reiseexperte Christien Johnson über die neue Sehnsucht nach Luxus und Exklusivität.

Bettenburg am Ballermann oder doch lieber Strandlodge auf den Malediven – Herr Johnson, Sie als Reiseexperte müssen es wissen: Was sind die wichtigsten Reisetrends 2023?
Ein wichtiger Reisetrend ist die wachsende Vorliebe von Reisenden für Privatunterkünfte anstelle von traditionellen Hotels, was auch den Wunsch nach mehr Abgeschiedenheit und personalisierten Erlebnissen widerspiegelt. Nachdem die Menschen während der Pandemie in ihre Häuser eingesperrt waren, sehnen sie sich jetzt nach persönlichem Freiraum und der Möglichkeit, Ziele abseits der ausgetretenen Pfade zu erkunden.

Statt sich nach Jahren, in denen das Sozialleben nur eingeschränkt möglich war, wieder in die Menschenmassen zu werfen, bevorzugen die Leute also weiterhin eine Art Isolation light? 
Der Trend geht Richtung Exklusivität. Also Rückzugsorte, die gleichzeitig den Komfort eines Zuhauses bieten: Privatvermietungen wie Villen oder Ferienhäuser. Pauschalangebote sind nicht mehr attraktiv.

Sie sprachen von personalisierten Erlebnissen. Was meinen Sie damit?
Reisende geben sich nicht mehr mit passivem Sightseeing zufrieden, sondern wollen sich auf einer tieferen Ebene mit ihrem Reiseziel auseinandersetzen. Erlebnisreisen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das kann bedeuten, dass sie an kulturellen Aktivitäten teilnehmen, Abenteuerausflüge unternehmen oder sich ehrenamtlich für lokale Zwecke engagieren. Sie suchen nach transformativen Erfahrungen, die es ihnen ermöglichen, sich mit der lokalen Kultur, Umwelt und Gemeinschaft zu verbinden. Dieser Wandel spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die positiven Auswirkungen wider, die Reisen sowohl auf die persönliche Entwicklung als auch auf die besuchten Gemeinden haben können.

Erst Pandemie, dann Ukrainekrieg, die Energiekrise, Inflation. Viele Menschen müssen nun genauer rechnen, um mit ihrem Gehalt über die Runden zu kommen. Trotzdem geben zumindest die Deutschen, das ergab eine Auswertung des Reiseveranstalters Dertour, aktuell sogar mehr Geld als früher für Reisen aus. Statt Billigreisen setzen sie vermehrt auf Luxus. Können Sie sich diese Entwicklung erklären?
Die Pandemie und die darauffolgenden globalen Ereignisse haben in der Tat für viele wirtschaftliche Herausforderungen mit sich gebracht. Aber Luxusreisen sind nicht unbedingt nur den Superreichen vorbehalten. Es gibt verschiedene Abstufungen von Luxus. Sowohl die Unterkünfte als auch die Aktivitäten können auf unterschiedliche Budgets und Vorlieben zugeschnitten werden.

Woher kommt die neue Freigebigkeit beim Reisen?
Dass unter anderem die Deutschen mehr für Luxusreisen ausgeben, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen.Zum einen sind die Menschen nach den Einschränkungen bereit, in einzigartige Erlebnisse zu investieren. Außerdem wird zunehmend Wert auf Wellness und Selbstfürsorge gelegt. 

Es heißt, es gebe den Trend hin zu mehr Komfort, gern All-Inclusive-Luxury – also hin zur dekadenten Pauschalreise. Vermehrt geht es jetzt aber auch weiter in die Ferne an exklusivere Orte wie Dubai und die Malediven. Orte, die vor allem Prominente und Influencer über Social Media zuletzt immer bekannter machten. Entwickelt sich der Urlaub in solchen Luxusorten zu einer Art Statussymbol? Muss man dorthin, um "en vogue" zu sein?
Die Verfügbarkeit von Informationen über Online-Plattformen, soziale Medien und Reiseblogs haben eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Reisetrends gespielt. Die Bilder und Geschichten wecken den Wunsch, solche Erfahrungen selbst zu machen. Die Attraktivität von Luxusresorts geht aber über das reine Statussymbol hinaus. Auch wenn der Besuch solcher Resorts den Eindruck erwecken mag, "en vogue" zu sein, ist die Hauptmotivation für Reisende in der Regel der Wunsch nach einem unvergesslichen Erlebnis, das ihre Erwartungen übertrifft.

Luxus ist nicht gleich Luxus. Auch wenn laut Auswertungen viele Reisende derzeit auf höhere Hotelkategorien wechseln und beispielsweise statt drei nun lieber fünf Sterne Hotels auswählen, hat das noch nichts mit sogenannten Luxusresorts zu tun. Luxusresorts sind nichts für jedermann, sondern etwas für die finanziell Bessergestellten. Was ist so besonders an solchen Resorts?
Sie haben völlig Recht, dass Luxus nicht gleich Luxus ist. Luxusresorts richten sich an ein bestimmtes Segment von Reisenden, die ein Höchstmaß an Opulenz und Exklusivität suchen. Diese Resorts bieten eine breite Palette von Annehmlichkeiten und rühmen sich oftmals mit ihrer Lage und der Liebe zum Detail in jedem Aspekt ihres Designs und Services. Der Zugang zu solchen höherwertigen Erlebnissen und der Wettbewerb auf dem Markt werden unweigerlich dazu führen, dass minderwertige Produkte/Projekte einen höheren Standard erreichen müssen, um wettbewerbsfähig zu sein oder sie werden nicht überleben. Es gibt da dieses Sprichwort: "Steigende Flut hebt alle Boote".

Aber Länder wie die Türkei und Spanien gehören laut einer aktuellen Analyse von Skyscanner noch immer zu den gefragtesten Reiseländern der Deutschen – also ganz klassische (günstige) Pauschalreiseländer. Zeigt sich in der Diskrepanz Luxusresort/Pauschalreise einfach einmal mehr die soziale Spaltung?
Die Beliebtheit traditioneller Pauschalreiseländer wie der Türkei und Spanien bei den Deutschen ist nicht unbedingt ein Zeichen für eine soziale Spaltung. Auch wenn Luxusreisen auf dem Vormarsch sind, bedeutet dies nicht, dass preiswerte Pauschalreisen ihren Reiz verlieren. Die Reisepräferenzen können je nach Budget, persönlichen Interessen und gewünschten Erlebnissen sehr unterschiedlich sein. Viele Menschen schätzen nach wie vor die Bequemlichkeit und Erschwinglichkeit dieser Reiseziele, insbesondere für kürzere Reisen oder Familienurlaube. Urlaub mit der Familie und den Liebsten ist übrigens ein weiterer Reisetrend.

Achja?
Die Pandemie hat uns daran erinnert, wie wichtig Beziehungen sind. Die Menschen suchen nach Möglichkeiten, bedeutungsvolle Erinnerungen zu schaffen und die Bindungen zu ihren Familien zu stärken. Dies hat zu einer Zunahme von gemeinsamen Reisen mehrerer Generationen geführt und dadurch zu einer gesteigerten Nachfrage nach Unterkünften, die bequem größere Gruppen aufnehmen können.

Sie selbst haben zusammen mit ihrem Bruder ein nachhaltiges Luxusresort in Costa Rica gegründet und für das Konzept unzählige Preise gewonnen. Was ist bei Ihnen anders als bei klassischen Hotelurlauben?
Eines unserer wichtigsten Unterscheidungsmerkmale ist unser Engagement für nachhaltigen Luxus und Umweltverantwortung. Wir legen Wert darauf, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und verantwortungsvolle Tourismuspraktiken zu fördern. Unsere Villen liegen dort, wo der Dschungel auf das Meer trifft, mit direktem Zugang zu unberührten Stränden. Die Artenvielfalt der Region kann direkt von der Villa und oft auch vom Balkon aus beobachtet werden. Das Anwesen beherbergt eine reiche Tierwelt, darunter drei Arten von Affen, zwei Arten von Faultieren, Scharlacharas, Tukane, Pacas und über 200 Vogelarten. Was uns aber wirklich auszeichnet, ist unser unglaubliches Personal, das sich persönlich dafür einsetzt, dass jedes Detail während des Aufenthalts stimmt.

Christien Johnson
Reiseexperte Christien Johnson hat mit seinem Bruder, dem Architekten David Konwiser, in Costa Rica das Villa Punto de Vista, ein nachhaltiges Luxusresort gegründet.

Das kostet aber auch. Sieben Tage über Weihnachten kosten in der Villa in Manuel Antonio 65.450 Dollar. 10 bis 30 Personen können darin übernachten, pro Person kostet es also zwischen 2181 und 6545 Dollar. Wer kann sich das leisten?
Auch wenn die Kosten pro Person auf den ersten Blick beträchtlich erscheinen mögen, ist es wichtig, das Preis-Leistungs-Verhältnis zu berücksichtigen. Die Preise spiegeln die Exklusivität, die Privatsphäre und das außergewöhnliche Serviceniveau wider und beinhalten nicht nur luxuriöse Unterkünfte, sondern auch einen persönlichen Concierge-Service, kostenlose Gourmet-Mahlzeiten, die von einem Privatkoch zubereitet werden, ausgewählte Aktivitäten und weitere Annehmlichkeiten. Wenn Sie die Kosten auf eine Gruppe von 10 bis 30 Personen aufteilen, steht der Preis pro Person in einer Reihe mit dem von Luxushotels, jedoch mit dem zusätzlichen Vorteil der Privatsphäre. 

Leisten kann sich das dennoch nicht jeder. Sind es am Ende doch nur die sogenannten Reichen und Schönen, die zu Ihnen kommen?
Unsere Gäste sind anspruchsvolle Reisende, die die feinen Dinge des Lebens zu schätzen wissen und Wert auf Authentizität, Nachhaltigkeit und eine tiefe Wertschätzung für die Schönheit Costa Ricas legen – darunter waren Führungskräfte, Unternehmer, Fachleute, Politiker und sogar königliche Gäste!

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