Die Flughafenbetreiber fürchten die Abschaffung des Flüssigkeitsverbots im Handgepäck. Sie erwarten höhere Kosten und aufwendigere Kontrollen, die zu längeren Abfertigungsprozeduren führen werden. "Wir werden Warteschlangen von mehr als einer halben Stunde bekommen, es gibt zusätzlichen Zeit- und Personalaufwand", sagte Christoph Blume, Präsident des Flughafenverbandes ADV, am Mittwoch in Berlin. "Das wird auf die Reisepreise durchschlagen."
Die EU-Kommission hat in Aussicht gestellt, dass Passagiere ab 2013 wieder unbegrenzt Flüssigkeiten mit an Bord nehmen dürfen. Die Freigabe sei "gut gemeint, aber schlecht gemacht", so Verbandschef Blume, der auch Geschäftsführer des Düsseldorfer Flughafens ist. Die Branche rechne mit einem "drastischen Anstieg" der mitgeführten Flüssigkeiten.
Gefunden in
der Onlineausgabe der Financial Times Deutschland
Schwer umsetzbar
Die Freigabe ist an Bindungen geknüpft: Die Flughäfen müssen extra Flüssigkeitsdetektoren in großer Anzahl aufstellen. Ist die Flüssigkeit unbedenklich, geben die sogenannten Liquid-Scanner grünes Licht. In Zweifelsfällen leuchten sie rot: Dann muss das Sicherheitspersonal eine Nachprüfung vornehmen. Der Anspruch der Fluggäste, in zwei Jahren problemlos Getränke und Kosmetika mit an Bord nehmen zu können, lässt sich also in der Praxis nicht so problemlos umsetzen wie Brüssel denkt.
Auch gegenüber den neuen Körperscannern, mit denen gefährliche Gegenstände wie Messer entdeckt werden sollen, hegt Blume eine gewisse Skepsis. Beim Testlauf am Hamburger Flughafen sei die Akzeptanz der Passagiere zwar gut. Die Geräte seien aber zu langsam. Eigentlich müssten 100 bis 150 Passagiere pro Stunde durchgeschleust werden - das Modell in Hamburg schaffe aber nur ungefähr die Hälfte.
Bedenken meldete Blume auch zu der neu eingeführten Ticketabgabe an. Sie habe im Januar zwar noch keinen Effekt auf die Fluggastzahlen gehabt. Die Wirkung könne aber noch mit Zeitverzögerung eintreten. Die Branche setzt auf die Zusicherung aus dem Verkehrsministerium, die Abgabe 2012 noch einmal zu überprüfen.
Die Flugpreise sind zum Jahresauftakt deutlich stärker gestiegen als in anderen Jahren. Dessen ungeachtet ist die Nachfrage gestiegen. Für Januar liegen noch keine abschließenden Zahlen vor, es deutet sich laut ADV aber ein Passagierzuwachs zwischen fünf und zehn Prozent an. Einige Flughäfen lägen sogar darüber.