Seit Ende September haben Passagiere am Hamburger Flughafen die Wahl. Entweder können sie zur Sicherheitskontrolle mit Metalldetektoren und Torsonde gehen oder einen der neuen Körperscanner ausprobieren. Die duschkabinengroßen Geräte sollen helfen, am Körper verborgenen Sprengstoff oder Waffen aufzuspüren. Doch die zunächst für ein halbes Jahr im zentralen Sicherheitsbereich installierten Schleusen sind offenbar so fehlerhaft, dass teilweise alle Passagiere nachkontrolliert werden müssen, wie der Sender NDR 90,3 am Dienstag berichtete.
Wer sich erhofft hatte, dass die neuen Wundergeräte die Warteschlangen vor den lästigen Sicherheitschecks verkürzen und eine Flugreise beschleunigen, wird enttäuscht. Alle Tascheninhalte wie Geldbörse, Handy und Schlüsselbund müssen weiterhin getrennt gescannt werden. "Selbst bei einer in der Hemdtasche vergessenen Visitenkarte schlägt das Gerät an", erzählt einer der 150.000 Passagiere, die bisher gescannt wurden. Anschließend wurde er noch mit der Handsonde kontrolliert, was zusätzliche Zeit kostet.
Schwierigkeiten bei mehreren Kleidungsschichten
Grund für die hohe Fehlerquote sei, dass die Geräte beim Abbild eines Passagiers auf dem Monitor zu viele verdächtige Stellen markierten, heißt es im NDR-Bericht. Vor allem Falten in der Kleidung der Fluggäste würden beim Scannen weiterhin Probleme bereiten. Außerdem schafften die Geräte es nicht immer, mehrere Kleidungsschichten zuverlässig zu durchleuchten. Deshalb komme es zeitweise zu drastischen Verzögerungen am Hamburger Flughafen.
Dabei sind die Bodyscanner gar nicht zu den Stoßzeiten, wie zum Beispiel am Montagmorgen, im Einsatz. Die für den Testbetrieb zuständige Bundespolizei bestätigt Verzögerungen durch die Nachuntersuchungen, betont aber, dass es bisher keine Flugverspätungen gegeben habe und spricht von "Kinderkrankheiten". Auf Nachfrage von stern.de betont die Sprecherin der Bundespolizei, dass es sich um einen Feldtest handelt. "Das ist nicht der Körperscanner, der für die Zukunft das Nonplusultra ist. Im Rahmen des Feldtests soll gerade das Verbesserungspotential der Technologie ermittelt werden." Ende des Jahres wird bei den Testgeräten eine neue Software aufgespielt. Erst nach der Testphase, die bis Ende März dauert, werde es eine Auswertung geben. Termine für einen deutschlandweiten Test oder eine flächendeckende Einführung der Körperscanner existieren noch gar nicht.
Betrieb ohne Röntgenstrahlen
Den in Deutschland ersten Körperscanner hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am 27. September am Airport Hamburg in Betrieb genommen. Zuvor hatte es eine hitzige Debatte über die Einführung gegeben. Kritiker protestierten gegen die Verletzung der Intimsphäre von Fluggästen durch detaillierte Bilder im "Nacktscanner". Die Geräte vom ProVision ATD, die zuvor bei der Bundespolizeiführungsakademie in Lübeck unter Laborbedingungen getestet wurden, arbeiten nicht mit Röntgenstrahlen, sondern nutzen Millimeterwellen, die im elektromagnetischen Spektrum zwischen Radiowellen und Infrarot liegen. Die Apparate senden Wellen ab und analysieren die reflektierte Strahlung. Verdächtige Gegenstände werden auf einer schematischen Personendarstellung angezeigt, die einem Strichmännchen ähnelt.
Im Zuge der seit dem 11. September 2001 verschärften Sicherheitsvorkehrungen werden Bodyscanner in großen Umfang bislang nur in den US-Airports eingesetzt. Inzwischen nutzen über 60 Flughäfen die neue Sicherheitstechnik in den Staaten, ebenso Flughäfen in Russland, Australien und Israel. In der Europäischen Union arbeiten die Scanner bislang nur im Testbetrieb - mit unterschiedlichem Ergebnis. In Amsterdam sind Scanner der Firma L3 Communication im Einsatz. Auch dort bleibt der Gang durch den Scanner freiwillig. Ziel ist es jedoch, alle Passagiere in Richtung USA mit der neuen Technik abzufertigen.
Italien setzt weiterhin auf das Abtasten
Nach sechsmonatigem Test auf italienischen Flughäfen wurden der Einsatz der Geräte dort Ende des Sommers wieder eingestellt. "Wir haben in den Tests keine guten Ergebnisse mit den Körperscannern erzielt", sagte der Chef der italienischen Flugbehörde der Zeitung "Corriere della Sera". Die Erfahrungen an den Flughäfen in Rom, Venedig und Palermo haben gezeigt, dass die Untersuchung der Passagiere mit den Scannern zudem länger dauere als beim herkömmlichen Abtasten durch die Sicherheitskräfte.
Damit ist das Hauptargument der Zeit- und Personaleinsparung hinfällig und die flächendeckende Einführung von Körperscanner in weite Ferne gerückt. Bei dem gegenwärtigen Stand der Technik bedeutet der Einsatz von Körperscannern, dass Reisende für das Fliegen mehr Zeit benötigen - für die Abfertigung am Boden.