Vielflieger siegt gegen Lufthansa: Die Fluglinie hätte das angesammelte Meilenkonto eines Hamburger Professors nicht entwerten dürfen. Der Mann, der 887.000 Bonusmeilen angehäuft hatte, sei durch die Änderung des Prämienkatalogs im "Miles and More"-Programm benachteiligt worden, entschied das Kölner Landgericht am Freitag. Die Lufthansa hatte Anfang 2011 die Prämienbedingungen verändert, so dass seitdem durchschnittlich 15 bis 20 Prozent mehr Meilen für das Eintauschen in interkontinentale Flüge erforderlich sind. Dies sei hinsichtlich der Meilen, die der Kläger bis Anfang 2011 angesammelt hatte, unwirksam, urteilte das Gericht. (AZ: 32 O 317/11)
Generell sei die Lufthansa zwar berechtigt, die Teilnahmebedingungen für ihr Bonusprogramm zu ändern, da es sich um eine freiwillige Leistung handele, betonten die Richter. Allerdings hätte das Unternehmen dies mit einem Vorlauf von vier Monaten ankündigen müssen, um den Kunden eine ausreichende Übergangszeit einzuräumen. Die Lufthansa hatte die Änderungen erst einen Monat vor Inkrafttreten unter anderem in ihrem Newsletter kommuniziert.
Urteil könnte der Lufthansa weh tun
Seit der Änderung ihres Bonusprogramms verlangt die Lufthansa zum Beispiel für einen Hin- und Rückflug in der Business-Klasse in die USA 105.000 statt vorher 90.000 Meilen. Dagegen hatte das Unternehmen Oneway-Prämienflüge sowie Flüge, die erst am Flugtag gebucht werden, verbilligt. Dies ist nach Ansicht des Gerichts aber keine gleichwertige Alternative, da es sich bei solchen Flügen in der Regel nicht um Interkontinental-Flüge handele. Für einen Prämienkunden mit einem dicken Meilenkonto lohne es sich umgerechnet jedoch viel mehr, seine Meilen für Fernflüge einzulösen.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, könnte der Lufthansa aber bald weh tun. Als Air Berlin 2007, nach dem Kauf von LTU, die Gültigkeit der Vielfliegerpunkte von fünf Jahren auf sechs Monate verkürzte, pfiff der Bundesgerichtshof die Fluglinie zurück. Die 20 Millionen "Miles-and-More"-Kunden der Lufthansa hatten sich Ende 2010 198 Milliarden Meilen erflogen. Entsprach das früher 2,2 Millionen Business-Class-Tickets in die USA, sind es heute 1,88 Millionen. Legt man einen Ticketpreis von 3000 Euro zugrunde, ergibt das rein rechnerisch 960 Millionen Euro Gegenwert. Zehn Prozent mehr, als die Lufthansa 2010 operativ verdiente.