In der öffentlichen Wahrnehmung steht das Pitztal im Schatten der geschäftigen Nachbarn. In Sölden im Ötztal nebenan geht die Post ab, im Pitztal mag man es lieber etwas ruhiger – auch wenn Tirols höchstes Gletscherskigebiet hier liegt. In diesem Jahr liegt das Pitztal ganz weit vorn. Künstliche Beschneiung gehört seit einigen Jahren zum Standard in europäischen Skigebieten, im Pitztal gibt es einen weiteren Dammbruch. Der "Snow Maker" macht Schnee unabhängig von der Temperatur, eine Revolution der Beschneiungstechnik.
Und natürlich hat diese Innovation etwas mit dem Klimawandel zu tun. Im Pitztal gehen die Gletscher zurück. Einst liefen ihre Zungen zusammen, heute findet sich am Treffpunkt zum Start der Skisaison dort nur noch Geröll. Um die Pisten zu verbinden, wurde am Gletscher ein gigantischer Kasten errichtet, einem Kühlschrank nicht unähnlich. Im Inneren des Gebäudes befindet sich der eigentliche Snow Maker. Das Gerät produziert Schnee bei Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius. Schneemachen im Hochsommer wäre allerdings wenig sinnvoll, denn der so gewonnen Schnee würde - kaum produziert - an der Sonne sofort schmelzen. "Eine Piste kann man im Hochsommer nicht damit anlegen, wir hoffen, dass wir unserem Gletscher damit ein wenig helfen können", sagt Willi Krüger von der Pitztaler Gletscherbahn. In der eigentlichen Wintersaison hart man Skigebiet am Pitztaler Gletscher nicht mit steigenden Temperaturen zu kämpfen, dafür liegt das Gebiet viel zu hoch.
Anstelle einer überschaubaren Schneekanone befindet sich ein zwölf Meter hohes Aggregat in dem Gebäude auf 2840 Meter Höhe. Herkunftsland der Wundermaschine ist Israel – nicht gerade eine Region für den Wintersport. Eigentlich ist die Schnee-Herstellung nur ein Zufallsprodukt, der Hersteller baut Anlagen zur Kühlung von Goldminen. In einem Stollen in Südafrika wurde nebenbei auch "Schnee" produziert, ein Ingenieur nahm sein Snowboard mit in den Stollen und wagte eine Abfahrt - so wurden die Israelis zu Pionieren der Beschneiungstechnik. Die Funktionsweise des Snow Maker ist relativ simpel. Dem Wasser müssen keinerlei chemische Zusätze beigemengt werden, es wird lediglich einem Vakuum ausgesetzt. Dabei gefriert der überwiegende Teil des Wassers zu Schneekristallen – wegen des Vakuums unabhängig von der Außentemperatur. Produziert wird dabei richtiger Schnee, und das ist wichtig. "Viele haben ja gedacht, wir stellen Eis her und zerhacken es nur kunstvoll. Aber inzwischen haben sich Experten aus den Skigebieten der ganzen Welt das Ergebnis angesehen und alle sagen: Ja, das ist Schnee", so Willi Krüger.
Die omnipotente Wunderwaffe für alle Schneebedürfnisse ist das Gerät aus Israel nicht. Neben den hohen Anschaffungskosten spricht der stationäre Aufbau gegen die massenhafte Verbreitung. 950 Kubikmeter produziert die Maschine an einem Tag. "Das reicht für eine 90 Meter lange, 20 Meter breite Piste mit einer Schneehöhe von 50 Zentimetern", sagt Willi Krüger. Das ist viel Schnee. Allerdings muss diese Masse mit Pistenbullies vom Turm weg gebracht und auf der Piste verteilt werden. Daher wurde die Anlage auch in unmittelbarer Nähe zum Einsatzort aufgestellt. Bei der zu erwartenden starken Nachfrage, ist allerdings anzunehmen, dass zukünftige Snow-Maker-Generationen billiger und auch handlicher werden.
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Die Praxistaufe hat diese Anlage in der Saison bereits hinter sich. Ohne größere Schwierigkeiten. Nur am Wasserfilter müsse noch nachjustiert werden, so Winkler. "Wir benutzen zwar reines Schmelzwasser, es sind aber doch mehr Schwebeteilchen enthalten, als wir gedacht hatten."
Den Einwand des höheren Ressourcenverbrauchs an Strom und Wasser durch den Snow Maker im Vergleich zu herkömmlichen Schneekanonen will Winkler so nicht gelten lasse. Das sei im Prinzip zwar richtig, sagt er, wenn man auf den reinen Betrieb der Anlage schaue, am Ende zähle aber die Menge an Schnee, die auf der Piste lande. "Diese Maschine arbeitet immer unter Idealbedingung. Sie verwandelt jeden Liter Wasser in Pistenschnee, hier wird nichts verweht und es geht nichts verloren. Also sieht die Rechnung wesentlich besser aus."