Südtirol Pfelders g'fällt

Von Gesine Unverzagt
Der kleine Alpenort hat alles, was das Urlaubsherz begehrt: Ruhe, schneesichere Pisten, romantische Schlittenfahrten und zünftige Leckereien. Und das alles mit persönlicher Betreuung und zu erschwinglichen Preisen.

Im Haus Alpenblick geht es hoch her, heute am Samstagabend sorgt die Blasmusikkapelle "Die Hochwilde Böhmische" für Stimmung. Gleich vorne rechts sitzt die Fangemeinde, Mädels in roten T-Shirts mit Namensaufdruck ihrer Lieblingsmusiker. Das Publikum lacht, singt, jodelt und trinkt und kaum ein Gast kann sich der Begeisterung im knallvollen Gastraum entziehen.

In einer Ecke des Lokals sitzt Johann Hofer, der Eigentümer, und beobachtet versonnen seine Gäste. "Als ich am 12. Juli 1962 in den Tourismus einstieg und den ersten Gastbetrieb eröffnete, da sah es hier ganz anders aus. Es gab nur 16 Häuser im Ort und hierher führte nur ein einfacher Weg, keine ausgebaute Straße. Die Anreise war beschwerlich, denn die Winter waren kalt und lang." Und obwohl sich seitdem vieles geändert habe, mehrere Pensionen und Hotels gebaut wurden, sei Pfelders immer noch ein ruhiger, authentischer Ort, erklärt Hofer. "Wir wollen nicht zu viele Touristen, damit das Charakteristische nicht verloren geht.“ Johann Hofer hat viel gelernt, vor allen Dingen Toleranz gegenüber der Touristen, schließlich müssten ohne den Fremdenverkehr Dreiviertel der Leute auswandern.

Leckereien von glücklichen Kühen

Pfelders liegt in Südtirol, nördlich von Meran, 1622 Meter hoch. Nur 230 Menschen bewohnen den Ort und umsorgen die 400 Gästebetten. Hier kennt jeder jeden und ab einer Höhe von 1600 Meter duzt man sich eh. Persönlicher kann Betreuung kaum sein: Um den Skiverleih kümmert sich Thomas, in dem kleinen Gemischtwarenladen von Hiranda gibt es alles, von Socken bis zur Seife. Zünftiges zu essen in familiärer Atmosphäre bieten zahlreiche Gaststuben. Während der Skispaßwoche ist besonders viel los. Dann wird der beschauliche Ort zum Zentrum der Volksmusik. Die meisten Gäste kommen aus Deutschland, nur wenige Italiener verschlägt es hierher in die Sackgasse des Hinterpasseiertals. Familien, die das einfache Leben mögen, kommen gern. Leute, die es lieben, wenn der Bauer von nebenan seine eigene Milch verkauft, wenn der Käse aus der eigenen Käserei angeboten wird und das Fleisch aus eigener Schlachtung von frei grasenden Kühen stammt.

Vorm Hotel auf die Skier

Nicht nur die Schneesicherheit ist der große Vorteil des Ortes, sondern die Möglichkeit, sich direkt an der Pension oder am Hotel die Skier unterschnallen zu können und direkt auf Piste oder Loipe zu fahren. Keine Lästige Autofahrten bleiben den Gästen erspart. Ein Sessellift, drei Schlepplifte und zwei Babylifte befördern die Skifahrer in die Höhe. Anfänger und Könner sind hier bestens aufgehoben, Snowboarder und Langläufer sind ebenfalls willkommen. Nach einem deftigen Essen bei guter Stimmung geht es zu Fuß zurück in die kleine Pension Panorama. Die Musik verblasst. Die Fenster der Schnee bedeckten Häuser des Dorfes sind erleuchtet, aus den Schornsteinen quillt der Geruch von verbranntem Holz. Der Himmel ist sternenklar, die Luft klirrend. Eine durch den Schnee gedämpfte Ruhe breitet sich aus, nur das Knirschen des Schnees unter den Füßen ist zu hören.

Ganz nach oben nur mit Schneeschuhen

Ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie ist eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten durch die verschneite Landschaft. Auf Kufen gleitet das Gespann, gezogen von zwei in der Kälte dampfenden Haflingern durch die bergige Winterlandschaft. Dick hat sich der Schnee auf die Zweige der Bäume gelegt. Ziel ist das romantische Lazinsertal mit der urigen Jause, wo sich Langläufer und Schlittenausflügler beim Jagertee und Holunderbeersaft aufwärmen. Dort hockt auch der Vigil, ein Urgestein, der sein ganzen Leben hier in den Bergen verbracht hat. Im Winter ist er Skilehrer und Bergführer, im Sommer begleitet er Wanderer auf Abenteuertouren. Er ist mit einem italienischen Gast auf Langlaufskiern hierher gekommen. Nach einer Pause wollen sie noch höher hinauf gehen, aber nur noch mit Schneeschuhen. "Ich habe großen Respekt vor den Bergen. So manch einer ist hier schon umgekommen durch plötzlichen Wetterumschwung", sprichts und stapft vor der Kulisse des majestätischen Dreitausenders "Hohe Wilde" durch den unberührten Schnee.

Anreise und Übernachtung

Vier mal am Tag fahren Busse von Meran nach Pfelders. Die Fahrt auf der Serpentinenstraße dauert eineinhalb Stunden. Am einfachsten ist die Anreise mit dem Auto über den Jaufenpass.
Preisbeispiel für eine Übernachtung in der Frühstückspension "Panorama": Das Doppelzimmer kostet 31 Euro; sieben Tage mit Frühstück inklusive Schnupperskitour, Schneeschuhwanderung und Nachtlanglauf gibt es ab 198 Euro pro Person.
Tel. 0039-0473-646727
Fax 0039-0473-646207
Weitere Informationen: Tourismusverein Hinterpasseier, Dorf Nr.78, 39013 Moos, ItalienTel 0039-0473-643558, Fax 0039-0473-643880; E-mail tv.moos@dnet.it

Alles, was das Herz begehrt

Obwohl Pfelders ein beschaulicher Ort ist, muss der Gast kein Wintervergnügen missen: Rodeln, Eishokey und eine Eisdisco als Schlittschuh-Tanzfläche. Und wer Interesse an der Geschichte Tirols hat, dem sei ein Ausflug zum Sandwirt im Passeiertal zu empfehlen, Pilgerziel zahlreicher Bewunderer von Andreas Hofer. Der Tiroler Freiheitsheld führte 1809 den Aufstand gegen die Franzosen an. Dem Gasthaus, dessen Wirt er war, ist ein kleines Museum mit Erinnerungsstücken angeschlossen.Am Abend treffen sich die Wintersportler beim guten Essen und Südtiroler Wein in Gaststuben wie dem "Zeppichl" oder im "Pfelderer Hof", um über die Tageserlebnisse zu fachsimpeln und sich Tipps geben zu lassen. Nein, Pfelders ist kein schicker Ort, aber er bietet alles, was das Herz begehrt und das zu moderaten Preisen - familienfreundlich und erschwinglich.

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