Bei einem Lawinenabgang in Südtirol sind eine Frau und zwei siebenjährige Mädchen aus Deutschland ums Leben gekommen. Ein Mann und sein elfjähriger Sohn - ebenfalls aus Deutschland - wurden bei dem Unglück gegen Samstagmittag verletzt, wie ein Sprecher der Carabinieri in Bozen am Abend bestätigte. Die Rettungskräfte suchten zunächst noch nach weiteren möglichen Vermissten. Am Samstagabend war nach Angaben des Sprechers noch nicht ganz sicher, ob noch mehr Menschen verschüttet wurden. Sonntagfrüh soll entschieden werden, ob die Suche weitergeht.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte am späten Samstagabend, dass es sich bei den Toten um drei Deutsche handelt. Weitere Angaben machte er nicht.
Auch in der Schweiz wurde ein 55-jähriger Deutscher von einer Lawine verschüttet. Der Tourenführer aus Baden-Württemberg war am Samstag mit seinem Sohn auf dem Weg zum Stieltihorn, unterhalb der Station Gandegg verließen sie dabei die Skipisten. Auf einer Höhe von etwa 2700 Metern wurde der Vater gegen 11.15 Uhr von einer Lawine mitgerissen.
Sein Sohn alarmierte daraufhin die Rettungskräfte, ortete seinen Vater mit einem Suchgerät und begann, ihn freizuschaufeln. Die aufgebotenen Rettungskräfte konnten den Mann aus einer Tiefe von zwei Metern bergen. Er wurde schwer verletzt mit dem Helikopter ins Inselspital nach Bern geflogen, wo er am Samstagabend starb.
Frau und Mädchen wurden tot geborgen
Die 25-jährige Frau und eines der Mädchen stammen dem Carabinieri-Sprecher zufolge aus Hauteroda (Kyffhäuserkreis) in Thüringen, das andere Mädchen aus Eschweiler in Nordrhein-Westfalen. Die Menschen seien auf einer Piste im Schnalstal westlich von Meran unterwegs gewesen, als sich die Lawine am Samstagmittag auf einer Höhe von etwa 3000 Metern löste und in das tiefer gelegene Skigebiet raste.
Die Frau aus Hauteroda und das Mädchen aus Eschweiler konnten laut Polizei nur noch tot aus der Lawine geborgen werden. Das andere Mädchen wurde schwer verletzt mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus in Trient gebracht, wo es am Samstagabend seinen Verletzungen erlag.
Der Sender Rai Südtirol berichtete unter Berufung auf die Bergrettung, dass das Schneebrett 200 Meter breit und einen Kilometer lang war.
Starker Wind könnte Lawine begünstigt haben
Laut dem Sprecher der Carabinieri bestand keine Lawinengefahr. Allerdings herrschte zum Zeitpunkt des Unglücks starker Wind, und es hatte einen Temperaturanstieg gegeben.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte den Chef der Schnalstaler Gletscherbahnen, dass man keine Lawinengefahr gesehen habe. Sonst hätte man die Piste nicht freigegeben. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Skiläufer abseits der Piste die Lawine ausgelöst hätten.
Die italienische Zeitung "La Repubblica" berichtete außerdem von einem weiteren Lawinenabgang am Samstag in einem Skigebiet am Hirzer (Punta Cervina) in den Sarntaler Alpen, ebenfalls Südtirol. Ein italienischer Skialpinist sei von der Lawine mitgerissen, aber von seinen Kameraden geborgen worden. Er wurde in ein Krankenhaus in Bozen gebracht.
Getötete Frau war Soldatin - AKK und Scheuer kondolieren
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat sich schockiert über das Lawinenunglück in Südtirol gezeigt, bei dem auch zwei Thüringer ums Leben gekommen sind. "Hier wurde großes Leid über eine Familie gebracht, die einfach ihren wohlverdienten Winterurlaub machen wollte", sagte Ramelow am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Landesregierung werde den Angehörigen ihre Unterstützung anbieten. Der Fall zeige einmal mehr, dass Naturkapriolen nicht zu unterschätzen seien - insbesondere da es offensichtlich keine Lawinenwarnung gab.
Auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) haben den Angehörigen ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Angehörigen und den Freunden aller Opfer dieses furchtbaren Unglücks", teilte Kramp-Karrenbrauer (CDU) auf Twitter mit. Die gestorbene Frau sei Soldatin gewesen.
Scheuer (CSU) soll nach Informationen der "Bild am Sonntag" noch am Samstagabend Angehörige der Verunglückten aufgesucht haben, um Ihnen zu kondolieren. Demnach machte Scheuer in derselben Region in Südtirol Urlaub. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums bestätigte, dass der Minister privat in dem Ort gewesen sei.