1. Bundesliga Interview - Jürgen Klopp über Borussia gestern, heute und morgen

Im Interview zieht Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp ein positives Hinrundenfazit und blickt in die Zukunft. Neben den langfristigen Perpektiven des Clubs geht es auch um seine ganz persönliche Zukunft.

Vertrauen hat Jürgen Klopp immer in seine junge Mannschaft gehabt, dass der amtierende Meister aber als Zweiter mit nur drei Punkten hinter dem FC Bayern in die Rückrunde starten würde, daran hätte der Trainer von Borussia Dortmund nicht geglaubt. Im Interview blickt er zurück und spricht auch über die langfristigen Perpektiven des Clubs sowie seine persönliche Zukunft.

Ihnen wurde nach dem Gewinn der Meisterschaft die vielleicht schwerste Saison beim BVB vorhergesagt. Hat es sich so angefühlt?

Klopp: "Nein, bisher war es keine schwerere Saison als andere. Die Situation kam mir nicht als unlösbar vor. Übrigens ist es für mich noch immer unangenehm, wenn gesagt wird: 'Hey, da kommt der Meistertrainer.' Dann schaue ich und denke, wo ist er denn?"

Nach dem frühen Aus in der Champions League gab es erstmals in Ihrer Dortmunder Amtszeit massive Kritik. War der Vorwurf berechtigt, dass der BVB den deutschen Fußball nicht würdig vertreten hat?

Klopp: "Die Wortwahl war manchmal nicht richtig, in der Einschätzung aber war das angemessen. Als deutscher Meister sollte man die Gruppenphase überstehen. Für die Bundesliga hat uns diese Erfahrung sogar geholfen. Weil wir dieses Bild zurechtrücken wollten."

Doch auch in der Bundesliga gab es zunächst Probleme. Mitte September stand der BVB auf Rang sechs. Wie groß war Ihr Vertrauen, dass die Mannschaft in die Spur zurückfindet?

Klopp: "Darüber habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Ich wusste, wenn wir fit sind und einen guten Trainingszustand haben, sind wir stark. Aber mit Platz zwei, nur drei Punkte hinter den Bayern, habe ich nicht gerechnet."

Es heißt, der BVB sei der ernsthafteste Bayern-Rivale. Teilen Sie diese Einschätzung?

Klopp: "Die Bayern haben in dieser Saison teilweise fantastischen Fußball gespielt. Und Trainer Heynckes hat das richtig gesagt: Es gab immer wieder Mannschaften, die große Bayern-Konkurrenten waren. Aber nur die Bayern waren permanent oben. Bei uns gibt es noch viele Dinge, die wir stabilisieren müssen. Unser Ziel ist es, stets so viel Qualität zu haben, um oben dabei zu sein."

Mit dem Transfer von Marco Reus dürfte es leichter werden, diesem Ziel näher zu kommen. Wo sehen Sie den BVB in einigen Jahren?

Klopp: "Von Mehrjahresplänen halte ich wenig. Reus passt perfekt in diese Mannschaft. Natürlich ist das eine Qualitätssteigerung, die man aber nicht an Tabellenplätzen festmachen kann. Dazu machen andere Clubs auch zu viel richtig."

Wird es durch den Reus-Transfer leichter, umworbene Jungstars wie Mario Götze und Mats Hummels in Dortmund zu halten?

Klopp: "Das war bei diesem Transfer sicher nicht unser primäres Ziel. Aber es wäre schön, wenn er diesen Effekt hätte. Wir wollen ein Verein werden, von dem man nicht weggehen muss, um sportlichen Erfolg zu haben. Das ist wahnsinnig schwer. Deswegen brauchen wir Qualität. Wir sind zu groß, um nicht erfolgreich zu sein."

Das klingt nach einem längeren Verbleib in Dortmund. Was halten Sie von den Vereinsplänen, Ihren bis 2014 datierten Vertrag schon in diesem Jahr zu verlängern?

Klopp: "Nicht vergessen: Das sind noch zweieinhalb Jahre. Wir haben deshalb massenhaft Zeit. Aber mir und meinem Trainerteam gefällt es hier, wir sind doch nicht behämmert. Ich kann nicht sagen, hier ist es ganz okay, aber woanders ist es bestimmt besser. Wenn Hans-Joachim Watzke mit mir sprechen will, würde ich ihm die Tür nicht vor der Nase zuschlagen. Aber selbst wenn ich nach 2014 nicht mehr hier sein sollte, muss der BVB den eingeschlagenen Weg weitergehen."

Am Sonntag startet der BVB mit dem Spiel beim HSV in die Rückrunde. Wie lautet Ihr Fazit am Ende der Vorbereitung?

Klopp: "Es war zwar nicht das Bild einer perfekten Vorbereitung, aber ich bin zufrieden. Das Gros der Mannschaft ist in einer sehr guten Verfassung aus der Pause gekommen. Es scheint runder zu laufen als vor der Hinrunde. Wir haben intensiv gearbeitet und gute Testspiele gemacht. Aber die erste Prüfung steht uns in Hamburg noch bevor."

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