Das Kommissariat Wirtschaftskriminalität der Bielefelder Polizei ermittelt gegen Calmund wegen Untreue und gegen den an der Affäre beteiligten Gütersloher Spielerberater Volker Graul wegen Beihilfe zur Untreue. Nach der noch ausstehenden Vernehmung von zwei Zeugen soll der Fall noch in dieser Woche an die Staatsanwaltschaft Köln übergeben werden. Das bestätigte ein Sprecher der Bielefelder Polizei am Montag.
Angesichts der Vorwürfe kehrte Calmund am Sonntag zwei Tage früher als geplant aus seinem Urlaub in Florida zurück. Intensiv berät er sich derzeit mit seinen Anwälten über das weitere Vorgehen. "Zu diesen Ermittlungen sage ich nichts. Es gibt keine Salamitaktik, sondern eine gut vorbereitete Strategie. Ich werde voraussichtlich am Donnerstag in einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen Stellung nehmen", sagte Calmund der Deutschen Presse-Agentur (dpa) an. Einer möglichen juristischen Auseinandersetzung sieht er optimistisch entgegen: "Eines weiß ich ganz sicher, ich habe mich nicht persönlich bereichert."
"Der Deal war schlecht"
Ähnlich überrascht zeigte sich Graul von den Aktivitäten der Bielefelder Polizei. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst, da ich kein Geld geklaut habe", sagte der ehemalige Fußball-Profi der Zeitung "Neue Westfälische" (Montag-Ausgabe). Wie am Wochenende bekannt geworden war, soll eine stattliche Zahlung an den in Borgholzhausen lebenden Spielervermittler für den vorzeitigen Abschied von Calmund aus Leverkusen mitverantwortlich gewesen sein. Dieses Geld war für die Vermittlung einer Kaufoption für die Spieler Andrija Delebasic (Partizan Belgrad) und Darijo Srna (Hajduk Split) geflossen.
Für Graul ein normaler Vorgang: "Für diese Tätigkeit habe ich dann die Summe von 580 000 Euro erhalten und sie voll versteuert." Weil der geplante Wechsel des brasilianischen Abwehrspielers Lucio für 20 Millionen Euro zu AS Rom damals geplatzt sei, habe Bayer die Transfers der beiden Spieler jedoch nicht realisiert. Richtig glücklich ist Calmund mit diesem Geschäftsvorgang im Nachhinein nicht. "Sicher, der Deal mit der Option war schlecht", räumte der ehemalige Bayer-Manager im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe) ein, "aber man hätte auch erwähnen können, dass von den 20 Options-Geschäften, die wir gemacht haben, 18 gut waren."
Landesregierung hält noch still
Dem ohnehin gestörten Verhältnis zwischen Calmund und der derzeitigen Leverkusener Vereinsspitze droht weiterer Schaden. Erst unlängst hatten beide Seiten vor Gericht über die Anrechnung von Nebentätigkeiten auf die Direktorenpension von Calmund gestritten. Nach widersprüchlichen Aussagen zu der Bargeldaffäre steht nun eine Schlammschlacht bevor. Der Aussage von Calmund, wonach Holzhäuser über die damaligen Vorgänge informiert gewesen sein soll, widersprach der Geschäftsführer: "Da liegt er falsch."
Für die nordrhein-westfälische Landesregierung sind die polizeilichen Ermittlungen gegen ihren WM-Botschafter Calmund derzeit kein Thema. "Wir kennen bisher nur Presseberichte", sagte Innenminister Ingo Wolf (FDP). Die Regierung beschäftige sich nicht mit den Vorwürfen.
DPA