Der Frust nach der 0:1-Niederlage in der Champions League gegen den FC Basel war beim mitternächtlichen Mahl allen Bayern-Profis anzusehen. Und als Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu seiner Bankett-Ansprache ansetzte, wurden einige Gesichter noch länger. "Wir haben am 19. Mai das Finale und ich glaube, man kann sich nicht im Achtelfinale ganz einfach so verabschieden", redete er den Spielern ins Gewissen. "Wir müssen jetzt in den nächsten Wochen hier gemeinsam, gemeinsam ist die Parole, aber hart arbeiten, um wieder aus der Scheiße, in die wir uns leider in den letzten Wochen reingespielt haben, rauszukommen", sagte Rummenigge im Saal Sydney des Mannschaftshotels. "Es hat keinen Sinn jetzt hier großen Zirkus zu machen. Ich möchte an die Mannschaft nur appellieren, Ihr müsst wach werden, wach werden! Ihr müsst bös' werden."
Rummenigge blieb bei seiner Ansprache betont ruhig, aber seine Worte waren mehr als deutlich. Mucksmäuschenstill lauschten die Spieler. So richtig schmecken mochten Roastbeef Swiss Gourmet oder pochierter Waller der auswärts wieder einmal gescheiterten Mannschaft nicht. Schnell ein Happen, dann verschwanden die meisten Spieler nach einer guten Viertelstunde in ihre Zimmer.
Zwar führten Philipp Lahm & Co. an, dass die Partie in der Schweiz ja ganz anders gelaufen wäre, hätte Franck Ribéry gleich zu Beginn eine von zwei Chancen genutzt. Aber der Konjunktiv gewinnt halt keine Spiele; und so standen die "stolzen Münchner in den Unterhosen" statt in der "Lederhose" da, wie das Schweizer Boulevardblatt "Blick" spöttisch kommentierte.
Gegen Schalke droht Platz vier
Trainer Jupp Heynckes ist jetzt mehr denn je gefordert. "Der Funke muss wieder überspringen, dass ein Rädchen wieder ins andere greift", sagte der 66-Jährige nach einer kurzen Nacht am Donnerstagfrüh. In der Spiel-Analyse hatte er am Morgen die "richtigen Worte" gefunden. Auch zu Franck Ribéry, der den Coach nach seiner Auswechslung keines Blickes gewürdigt hatte. Einen Handschlag gab es sowieso nicht.
Am Sonntag in der Bundesliga gegen Schalke könnten die Bayern gar auf Rang vier der Tabelle abrutschen. Dieser Platz würde am Saisonende den erneuten Gang in die Champions-League-Qualifikation bedeuten. Ein Szenario, das die Münchner schon in der Louis-van-Gaal-Saison durchleben mussten. Es herrscht Alarmstimmung in München.