Fußball-Bundesliga Was mich an der Bundesliga nervt

Die schlechten Schauspiel-Einlagen der Bundesliga-Spieler können einem fast den Spaß am Fußball verderben. Es ist zur Unsitte der Liga geworden, unfair zu spielen - aber Fairness einzufordern.

Endlich ist diese Bundesliga-Saison vorbei. Dass die Bayern zum vierten Mal in Folge Meister geworden sind - geschenkt. Dass die Liga zwei Traditionsklubs verliert und einen Marketing-Klub gewinnt - nicht so wild. Mich nervt etwas ganz anderes und das ist eine Unsitte, die ich in fast jedem Spiel mit ansehen musste.

Ein Spieler geht zu Boden, niedergestreckt wie von einer Kugel. Alles an ihm schreit: "Seht, wie sehr ich leide!" Die Arme im Fallen anklagend ausgebreitet, bis es Zeit wird, sich die Hände vor das Gesicht zu schlagen. War da überhaupt eine Berührung im Gesicht? Egal! War es überhaupt ein Foul? Noch egaler! Hauptsache liegenbleiben. Zwischen den Fingern hindurchlinsen, was der Schiedsrichter macht. Zögert er, eine gelbe Karte zu zücken? Jetzt aber schnell mit einem angewinkelten Bein auf den Rasen schlagen, damit er endlich begreift, wie unerträglich diese Schmerzen sind. Notfalls sich nur noch eine Hand vors Gesicht halten und mit der anderen auf den Rasen schlagen.

Fußballschule statt Schauspielschule

Dummerweise erkennen selbst die Fans in der letzten Reihe des Oberrangs, dass Fußballer auf keiner Schauspielschule waren. Der Schiedsrichter muss trotzdem entscheiden, wem er glaubt: Dem Liegenden mit den unerträglichen Schmerzen oder dem Stehenden, der die Unschuld vom Lande mimt? Lässt er weiterlaufen, läuft der Leidende dann doch wieder dem Ball hinterher. Pfeift er, kann man feixend mit den Mitspielern abklatschen: "Mann, was ist der Schiedsrichter doch für ein Idiot. Aber egal. Schöne Freistoßposition für uns."

Leider glaubt inzwischen kaum noch jemand, dass der Gefoulte wirklich so leidet - nicht die Gegenspieler, nicht der Schiedsrichter und - wenn sie gerade kontern - nicht mal die eigenen Mitspieler. "Den Ball ins Aus schießen? Nee, wird eh nicht so schlimm sein." Fällt dann wirklich ein Tor, ist die Aufregung groß - natürlich nur bei der Mannschaft, die das Tor kassiert hat.

Unfair spielen, Fairness einfordern

Der 28. Spieltag ist da ein hervorragendes Beispiel. Im Freitagsspiel kassierte der VfL Wolfsburg bei Bayer Leverkusen das 0:2, nachdem Chicharito VfL-Verteidiger Dante zuvor vermeintlich gefoult hatte. Leverkusen spielte weiter - und ausgerechnet  Chicharito traf. "Das war nicht in Ordnung, wie sich die Leverkusener da verhalten haben," sagte VfL-Manager Klaus Allofs nach Abpfiff. Als hätten die Wolfsburger Spieler sich in einer umgekehrten Situation anders verhalten. Chicharito kommentierte trocken: "Das gehört zum Fußball." Und leider hat er damit recht.

Noch besser allerdings gefiel mir die Nummer von Jörg Schmadtke, seines Zeichens Manager beim 1. FC Köln. Zwei Tage nach der Allofs-Klage hatte Köln in Hoffenheim in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert, während der Kölner Lukas Klünter nach einem möglichen Foul noch auf dem Rasen lag. Könnte es sein, dass Klünter nur auf Zeit spielen wollte, um das 1:0 zu retten? Ausgeschlossen! Schmadtke warf also direkt nach Abpfiff pöbelnd sein Kaugummi in Richtung der Hoffenheimer Bank, sagte aber Minuten später in ein Fernseh-Mikrofon: "Wir beerdigen als Liga an diesem Wochenende den Fairplay-Gedanken." Also wenn jemand mangelndes Fairplay anprangern darf, dann doch wohl ein so feiner Sportsmann wie Herr Schmadtke.

Negativbeispiel Ingolstadt

Klar, dieses Ausreizen der Regeln ist nicht ganz neu, sondern eine schlechte Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Dass aber eine Mannschaft wie der FC Ingolstadt das theatralische Fallen und Liegenbleiben zum wichtigsten taktischen Mittel erhebt und dadurch mit dem Abstieg nie etwas zu tun bekommt, treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Wenn Trainer Ralph Hasenhüttl kommende Saison bei RB Leipzig auch wieder so spielen lässt, wird Leipzig bei Auswärtsspielen noch weniger Spaß mit gegnerischen Fans haben als bislang in der Zweiten Liga.

Beim Blick in die englische Premier League reibe ich mir staunend die Augen. Da gibt es Fouls, die in der Bundesliga klar abgepfiffen worden wären. Aber der Spieler am Boden macht aus einer Berührung am Knöchel keinen abgerissenen Unterschenkel. Kein Pfiff? Alles klar. Aufstehen, weiterspielen. Warum geht das in der Premier League, aber nicht in der Bundesliga? Läge es am Geld, müsste es doch genau umgekehrt laufen. Vielleicht liegt es an den englischen Fans, die keine Schauspielertruppen mögen. Dann sollten wir uns dringend mal schlau machen, wie die ihre Profis so erzogen haben.

Fairplay vor dem Comeback?

In der Bundesliga ist der Fairplay-Gedanke jedenfalls nur noch eine hübsche Idee, die zwei Mal pro Saison bejubelt wird, wenn ein Spieler dem Schiedsrichter gegenüber ausnahmsweise ehrlich war. Ansonsten liegt Fairplay schmerzgekrümmt auf dem Rasen, rotwürdig umgegrätscht von Spielern, Trainern und Managern. Und nein: Fairplay simuliert nicht. Aber vielleicht feiert Fairplay ja ein Comeback. Am besten in der kommenden Saison. Damit die Bundesliga wieder Spaß macht.

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