Was ist bloß mit der Bundesliga los? Kann man sich auf gar nichts mehr verlassen? Für den neutralen Fußballfan ist die derzeit herrschende Unberechenbarkeit in der höchsten deutschen Spielklasse ein Geschenk. Aber wer ist schon neutral? Der glühende Schlachtenbummler, der unter der Vereins-Bettwäsche nach Siegen seines Lieblingsklubs von Meisterschaften träumt oder aber nach bitteren Pleiten aus Frust kein Auge zubekommt. Diese Leute sind es, die es im heimischen Schlafzimmer gerade so schwer haben.
Am härtesten trifft es im Moment den Schalke-Fan. Noch vor zwei Spieltagen waren sich alle einig: Schalke lässt sich das nicht mehr nehmen. So blöd können die einfach nicht sein. Nicht mal die. Und jetzt das: Nur ein Punkt aus den letzten drei Partien, darunter zwei Heim-Klatschen gegen Leverkusen und den HSV. Seit 241 Minuten ohne Tor, dazu die Lincoln-Sperre (5 Spiele). Das nennt man dann wohl die große "Meister-Flatter". Der Vorsprung der Knappen auf Platz zwei ist auf drei mickrige Pünktchen zusammengeschmolzen. Schalke wird Meister? Träum weiter, Königsblau!
"General" rechnet nicht mit Stuttgart
Werders Anhänger haben die Leidenszeit anscheinend hinter sich. Aber noch sind an der Weser die Erinnerungen an den schwärzesten Februar aller Zeiten (ein Punkt aus vier Spielen) zu frisch. So recht trauen mag man dem Braten auch nach dem 3:0-Arbeitssieg über Bochum noch nicht. Dafür wirkt das Spiel des Herbstmeisters noch zu instabil. Holen die Grün-Weißen am Ende doch den Titel? Kann sein, muss aber nicht.
Lieber VfB Stuttgart-Fan, euch hatte vor Beginn der Saison niemand auf dem Zettel und daran hat sich eigentlich bis heute wenig geändert. Zitat Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld in der "FAS": "Stuttgart werden wir sowieso irgendwann einholen". Niemand wagt es, dem "General" zu widersprechen. Aber gemach, gemach. Das ist kein Grund, sich gleich einzubuddeln. Die Meisterschaft endet für die Schwaben schlimmstenfalls auf Platz vier. Und das wäre für den VfB immer noch ein großartiges Ergebnis.
Das Schreckgespenst geht um
Die Unberechenbarkeit der Liga zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Tabellenregionen. Ob nun in Mainz oder Hamburg, in Dortmund oder Wolfsburg: Die Anhängerschaft eines jeden Klubs durchschreitet tiefe Täler, um am Wochenende darauf schon wieder neue Höhenflüge ihrer Helden auszukosten. Ausnahme: die riesige Fangemeinde des FC Bayern München. Zehn Spieltage vor Schluss lacht sich die bereits ins Fäustchen. Weil sie genau weiß: So mies ihr Team auch kickt, so uneinsichtig der Coach und so mächtig der Rückstand in der Tabelle irgendwann auch ist - macht alles nix. Wird schon. Am Ende stehen wir wieder oben, weil die anderen einfach zu dumm sind.
Wer die Ergebnisse der vergangenen Spieltage und die Entwicklung an der Tabellenspitze anschaut, der braucht nicht mehr zu zweifeln. Und so hat in den Schlafzimmern aller Schalke-, Werder und Stuttgart-Fans nach dem 24. Spieltag vor allem eines Einzug erhalten: die Angst. Die Angst vor dem Schreckens-Monster FC Bayern München. Gute Nacht!