Es war eine mutige und unkonventionelle Entscheidung von Joachim Löw, zum dritten Mal beinahe die gleiche Startelf zu nominieren, lediglich der verletzte Jansen wurde durch Friedrich ersetzt. Man kann Löw einiges vorwerfen, aber er hängt sein Fähnchen nicht nach dem Wind, alle Ratschläge in den Medien brachten ihn nicht vom Vertrauen in diese Mannschaft ab.
Wie schon vor dem Turnier mit Lehmann und Metzelder, so hielt er auch jetzt zu den eingesetzten Spielern, demonstrierte damit natürlich auch Vertrauen in seine eigenen Entscheidungen und die des von ihm angeführten Trainerteams. Bemerkenswerte Prinzipienstärke also, einerseits.
Andererseits wundert der Betrachter sich schon, warum es nur die eine Änderung gab - die allerdings gut funktionierte, denn das Defensiv-Konstrukt „WM-Abwehr“ stand mit Friedrich wieder erheblich besser. Gerade weil der Gegner sich offensichtlich die kroatische Taktik ganz genau angeschaut hatte und sich ohne die gleiche individuelle Qualität um ein variables Angriffsspiel bemühte, war die Formsteigerung der deutschen Abwehr notwendig und macht Hoffnung für das Viertelfinale gegen Portugal.
Warum aber der erschreckend schwache Gomez eine neue Chance bekam, blieb vollkommen rätselhaft, dem Stuttgarter Torjäger gelang wie in den beiden vorherigen Spielen gar nichts, die Trainingsleistungen von Kuranyi und Neuville müssen wirklich verheerend sein. Kämpferisch hat Deutschland gegen die Gastgeber voll überzeugt, die Sturheit von Löw scheint sich zumindest soweit auszuzahlen. Im Viertelfinale wird diese Leistung nicht reichen, das Trainerteam wird Lehren aus den Vorrundenspielen ziehen müssen.