»Ein klares «Ja» zur FC Bayern AG: Für den größten deutschen Sportverein hat die Zukunft begonnen und der Weg in die Moderne erste konkrete Formen angenommen. Die Mitglieder beauftragten die Führungsetage bei der Jahreshauptversammlung mit großer Mehrheit, die Umwandlung des Fußball-Bereichs in eine Aktiengesellschaft vorzubereiten. Bei einer außerordentlichen Versammlung am 14. Februar 2002 soll der Schritt formell beschlossen werden. «Es geht hier nicht um Einzelschicksale, sondern um die Zukunft des Vereins. Daher ist die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft dringend notwendig», resümierte Präsident Franz Beckenbauer die Situation beim deutschen Meister, der seine Mitglieder mit einer Traum-Bilanz und neuen Rekorden überzeugte.
Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge soll als Vorstandsvorsitzender an der Spitze der künftigen AG stehen, Manager Uli Hoeneß und Geschäftsführer Karl Hopfner werden nach den Vorstellungen der Chefetage dem Vorstand angehören, Präsident Franz Beckenbauer will in den Aufsichtsrat wechseln. Der genaue Zeitpunkt für die AG-Einführung blieb vorerst offen. »Wahrscheinlich zum 1. Juli 2002«, sagte Hoeneß. Rummenigge meinte, die Umwandlung könne »aus formaljuristischen Gründen« womöglich bereits rückwirkend zum 1. Juli 2001 erfolgen.
Die Machtverhältnisse sollen trotz neuer Strukturen dieselben bleiben. Der Stammverein wird 90 Prozent der Anteile an der
AG halten, zehn Prozent gehen - wie vor zwei Monaten beschlossen - an den Sportartikelhersteller adidas. »Es gibt keine Fremdaktionäre«, versicherte Finanz-Vizepräsident Fritz Scherer. Auf 150 Millionen Mark wird die adidas-Beteiligung taxiert. »Damit wird der Wert des Clubs auf 1,5 Milliarden festgelegt«, so Beckenbauer.
Mitglieder überzeugt von den Neuerungen
Die 2001 anwesenden Mitglieder schienen angesichts der glänzenden Finanzen völlig überzeugt von den bevorstehenden Neuerungen. Bei einigen Wortmeldungen klang dennoch die Angst durch, dass die insgesamt 91 288 Mitglieder in der künftigen AG keine Stimme mehr haben. »Ich kann ihre Angst verstehen. Aber der FC Bayern wird sich durch die Umwandlung in eine AG nicht verändern. Die handelnden Personen bleiben dieselben«, erklärte Hoeneß. »Es sieht jetzt optisch so aus, als würde sich gravierend etwas ändern. Aber das ist nicht der Fall«, versicherte Rummenigge, der als Vorstandsvorsitzender anders als in seinem jetzigen Ehrenamt einen Vertrag und ein eigenes Büro in der Geschäftsstelle an der Säbener Straße erhalten wird.
Einen Gang an die Börse schloss Rummenigge »auch mittelfristig« aus. Die Umwandlung sei in erster Linie mit der Finanzierung des neuen Stadions begründet. »Weil wir ja irgendwie das Stadion refinanzieren müssen. Mit dem Beitrag, den wir von adidas erhalten, ist das gewährleistet.« Allerdings zeichnete sich am Freitagabend in der Olympiahalle ab, dass die Kosten für den Stadionbau für die beiden Münchner Vereine FC Bayern und TSV 1860 wohl höher werden als zunächst verkündet. Die
Gesamtkosten für die Clubs können »eher 500 Millionen betragen als weniger«, so Hoeneß: »Wir werden in den nächsten Jahren noch manche schlaflose Nacht haben wegen der Finanzierung dieses extrem teueren Palastes.«
Geschäftszahlen geben keinen Anlass zur Sorge
Die aktuellen Geschäftszahlen gaben vorerst keinen Anlass zur Sorge, dass der FC Bayern einmal in Geldnöte geraten könne. Mit einem Gewinn von 55,8 Millionen Mark (Vorjahr: 17 Mio) haben die Bayern erstmals ihr großes Vorbild Manchester United überholt, das in diesem Jahr 55,5 Millionen Mark Gewinne verbuchte. Der Umsatz von 338,7 Millionen Mark (Vorjahr: 283 Mio) ist ebenfalls der höchste in der 101-jährigen Vereinsgeschichte. »Ein besseres Ergebnis kann man eigentlich nicht mehr vorweisen«, so Rummenigge.
Immer wieder wurden die Vortragenden bei der ungewöhnlich harmonischen Versammlung von Beifall und Jubel unterbrochen. Die Mitglieder ließen sich mit dem Europapokal und der Bayern-Prominenz fotografieren. Einer der wenigen Kritiker war Mitglied Rudolf Blaser. Er forderte eine Vertragsverlängerung mit Stefan Effenberg, weil der Kapitän die »Aura des Unwiderstehlichen« besitze.