Die Angst vor dem Abstieg lässt beim VfB Stuttgart keinen Platz für die nötige Aufbruchstimmung. Während Manager Rolf Rüssmann versucht, die Spieler mit markigen Worten wachzurütteln, ist bei den Krisen geschüttelten Schwaben vom Glauben an eine Kehrtwende wenig zu spüren. Auch »Feuerwehrmann« Felix Magath hat gegen die Furcht vor dem Versagen ein Allheilmittel. »Wir haben einfach Angst«, erklärte Verteidiger Bradley Carnell. »Es wäre eine Katastrophe, wenn wir auch bei Hansa Rostock verlieren«, so Stürmer Sean Dundee.
Euphorie? Kein Spur ...
Mittlerweile ist die Euphorie nach der Amtsübernahme von Magath Ende Februar offenbar verflogen. »Die Mannschaft tritt im Moment auf der Stelle«, meinte der ehemalige VfB-Sportdirektor Karlheinz Förster. Die Schuld dafür sucht der zuletzt glücklose Dundee bei sich und seinen Kollegen. »Am Trainer liegt es nicht. Der kann tun, was er will, wir müssen auf dem Platz unsere Leistung bringen und gewinnen«, sagte er.
Fans ohne Hoffnung
Sogar die eigenen Fans trauen dem Tabellen-17. kaum noch etwas zu. Bei einer Abstimmung auf der VfB-Homepage beantworteten mehr als 84 Prozent die Frage nach dem Klassenverbleib mit einem »Nein«. Die »Stuttgarter Zeitung« veröffentlicht süffisant seit Wochenanfang Anfahrtshinweise zu den Stadien der 2. Liga.
Ein Abstieg wäre für die mit 30 Millionen Mark verschuldeten Schwaben ein herber Schlag. Allein die Fernsehgelder würden sich von etwa 23 Millionen Mark in dieser Saison auf 6 Millionen drastisch verringern. »Das würde uns am härtesten treffen, aber wir könnten es überleben«, verriet VfB-Marketingdirektor Peter Godenrath. Die Hauptsponsoren bleiben zwar weiter im VfB-Boot, müssten aber weniger zahlen. Ein weiteres Problem ist der teure Spielerkader: Die meisten Verträge gelten auch für die 2. Liga. Spielmacher Krassimir Balakow dürfte sein Gehalt von sechs Millionen jährlich weiter einstreichen. Ein Verkauf des 35-jährigen Bulgaren wäre angesichts des Alters und der Allüren Balakows ein schwieriges Unterfangen.
Noch treue Sponsoren
Im Sommer stehen dem VfB 41 Logen im für knapp 100 Millionen Mark ausgebauten Gottlieb-Daimler-Stadion zur Verfügung. Diese kosten bis zu 185 000 Mark und sind bislang zu mehr als 50 Prozent vermietet, erklärte Godenrath. »Auch im Falle eines Abstiegs würden wir eine Loge anmieten. Allerdings müsste über den Preis neu verhandelt werden«, so Stefan Niedermaier, Vorsitzender der Geschäftsführung des Stuttgarter Telekommunikations-Unternehmens »tesion«. Von den 1200 Business-Seats (Kosten bis zu 7000 Mark) hat der VfB bislang etwa 400 an zahlungskräftige Firmen-Fußball-Fans gebracht.
Von Jens Marx, (dpa)
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