Lange hatte die Stadt gezögert und sich dann doch für die VfB-Fans und Public Viewing auf dem Stuttgarter Schlossplatz entschieden. Aber was sich dann an diesem denkwürdigen Fußball-Samstag mitten in der Stuttgarter City abspielte, damit war nun wirklich nicht zu rechnen: Mehrere Zehntausend in Rot-Weiß fieberten bei traumhaften Sommerwetter bereits Stunden vor dem Anpfiff ihrem Spiel des Jahres entgegen; am Ende waren es sage und schreibe 40.000 VfB-Begeisterte, die sich bis zum Anpfiff eingefunden hatten.
Und schon hier waren sich die alle Anhänger einig: "Was hier abgeht, das ist noch viel geiler als bei der WM!" Stuttgart hatte ab diesem Samstag sein eigenes Frühlingsmärchen und am Ende mit dem viel umjubelten fünften Meistertitel auch das pefekte Happy End dazu.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Allerdings erlebten die Fans bis zum hart umkämpften Sieg über Energie Cottbus während der 90 Minuten eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Es dauerte nur 19 Minuten, bis der gesamte Schlossplatz stimmungsmäßig einem Friedhof glich - Sergiu Radu hatte seine Cottbusser in Führung gebracht, die Schalker führten parallel mit 2:0 und waren zu diesem Zeitpunkt Deutscher Meister. Aber es dauerte nicht lange, bis die Stimmung auf dem Schlossplatz förmlich explodierte: Thomas Hitzlsperger hatte ausgeglichen, der VfB war wieder obenauf und die heiß ersehnte Meister-Schale nah wie nie.
Auch in der zweiten Halbzeit war die Spannung bis zum alles entscheidenden Kopfball-Treffer von Sami Khedira zum Greifen. Man spürte: Wirklich niemand war sich sicher, noch weigerten sich die Fans an das Schwaben-Wunder zu glauben. Erst als Khedira traf, löste sich die allgemeine Anspannung und die Menge versank im Jubelsturm.
"Wir fahren nach Berlin"
"Das ist der geilste Mai, den Stuttgart jemals erlebt hat", so der überglücklicher Thomas, der extra für die Meisterfeier aus Heilbronn angereist war. Seine Kumpels waren da schon einen Bierstand weiter, um das nächste Meister-Bier zu köpfen. Ralf aus Esslingen/Neckar machte sich da schon Gedanken über das nächste Wochenende: "Wir fahren nach Berlin, wir fahren nach Berlin" - da kann der VfB mit dem Pokalsieg den großen Double-Coup perfekt machen.
Als VfB-Legende Guido Buchwald im Gottlieb-Daimler-Stadion den glücklichen Helden die Schale überreichte, machten bereits 100.000 Fans - deutlich mehr als bei der WM - die Stuttgarter Innenstadt zu einer einzigen Party-Meile; die Schwaben hatten endgültig das größte Fußball-Fest ihrer Geschichte. Und was erst passiert, wenn die Spieler am Abend die Schale auf dem Balkon des Neuen Schlosses präsentieren, sind Mutmaßungen. Klar ist nur: Gefeiert, gesungen und gejubelt wird in Stuttgart wie nie - Open End garantiert!