Der Empfang, den die spanischen Medien den angeschlagenen Stars von Real Madrid nach ihrer Niederlage in Turin bereiteten, war alles andere als herzlich. "Auf dieser Mannschaft lasten die Jahre. Nun steht Real vor der Aufgabe, die Kathedrale abzubauen und neue Spieler zu holen", urteilte der Kolumnist Alfredo Relano in der Zeitung "As" nach dem 0:2 der "Königlichen" bei Juventus Turin. Das Sportblatt "Marca" erwartet gar eine "Revolution bei Real", nachdem das Team erstmals seit 1997 nicht in einem Europapokal-Viertelfinale vertreten ist.
Sicherheitskonzept schlug fehl
Bei ihrer Heimreise wurden die Real-Stars auf dem Turiner Flughafen von aufgebrachten Fans als "Geldsäcke", "Pfennigfuchser" und "Söldner" beschimpft. Die Anhänger nahmen es ihren Lieblingen vor allem übel, nach dem 1:0-Hinspielsieg ausgerechnet in Turin "italienisch" gespielt zu haben. "Real ließ sich ohne Not darauf ein, ein 0:0 zu halten. Für eine italienische Mannschaft ist so etwas ein gefundenes Fressen. Aber um solche Fußball-Weisheiten scheint sich Real nicht zu scheren", klagte "El Pais".
Das auf Sicherheit bedachte Konzept schlug fehl. David Trezeguet (75.) schoss Juve in die Verlängerung, in der der Uruguayer Marcelo Zalayeta (116.) Reals K.o. besiegelte. Da passte es ins Bild, dass Superstar Ronaldo ebenso wie Juve-Akteur Alessio Tacchinardi in der Verlängerung vom Kaiserslauterer Merk wegen einer Tätlichkeit mit der Roten Karte in die Kabine geschickt wurde. "Ich habe eine Dummheit begangen", entschuldigte sich Ronaldo später.
Italien hofft auf dritten Starter
Für Juve-Trainer Fabio Capello, der nach dem zweiten Treffer wie ein kleines Kind über den Rasen hüpfte, bedeutete der Erfolg eine besondere Genugtuung. "Ein Sieg, für den wir gelitten und geschwitzt haben, ein Sieg, den wir mit ganzem Herzen gewollt haben", sprudelte es aus dem 58-Jährigen heraus, der in der Saison 1996/97 in Madrid trainiert hatte und sich noch heute als Real-Fan bekennt.
Während Spanien zum ersten Mal seit zwölf Jahren im Viertelfinale der Champions League nicht mehr vertreten ist, kann Italien sogar noch auf einen dritten Starter hoffen. Nach Juve und dem AC Mailand hat auch Inter Mailand am kommenden Dienstag gegen Cup-Verteidiger FC Porto beste Chancen aufs Weiterkommen.
Real vor kompletten Neuaufbau
Dagegen steht Real nach dem "Ende der Galaxie" – wie es "As" bezeichenete - vor einem kompletten Neuaufbau. Der Verein wird nach übereinstimmender Ansicht der Kommentatoren an seinem Modell der großen Namen festhalten, aber mehrere Superstars aussortieren. Laut "El Mundo" sind Luis Figo und Roberto Carlos die ersten Kandidaten, die sich einen neuen Verein suchen können. Mit den sportlichen Leistungen von David Beckham ist man bei Real ebenfalls nicht zufrieden, aber er bringt als Werbeträger viel Geld. Michael Owen klagt seit langem darüber, dass er kein Stammspieler ist. Es wird bereits über einen Tausch mit José Antonio Reyes vom FC Arsenal spekuliert.