Sir Alex Ferguson ist nicht unbedingt für überschwängliche Lobeshymnen bekannt, doch in diesem Fall machte er eine Ausnahme. "Was für ein Kopfball! Wenn er an den Ball kommt, da hilft nur Beten", sagte der Trainer von Manchester United – und jeder wusste, wer gemeint war. Cristiano Ronaldo, Superstar von Real Madrid und einer der Lieblingsschüler Fergusons, hatte im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit einem spektakulären Kopfball das 1:1 erzielt und den Madrilenen die Chance aufs Viertelfinale erhalten. Eigentlich ganz zum Ärger des United-Coaches, dessen Verteidigung in dieser Szene nur zaghaft Gegenwehr leistete. Doch Ferguson wollte sich erst gar nicht richtig über den Gegentreffer aufregen – es war Ronaldos brillante Aktion, die ihn interessierte.
Wirklich überraschen konnte das nicht, schließlich pflegen der 71-Jährige und sein ehemaliger Star ein sehr gutes Verhältnis. Nach seinem Abschied aus Manchester im Sommer 2009 nannte Ronaldo Ferguson in mehreren Interviews einen "großartigen Menschen". Ohne den Schotten sei er nicht zu dem Spieler geworden, der er heute ist. Und auch Ferguson machte nie ein Geheimnis daraus, dass "CR7" für ihn zu den ganz Großen zählt: "Er ist ein kompletter Spieler", ließ er erst kürzlich wieder über Ronaldo wissen. "Er ist jetzt gereift und hat mit 28 seinen Höhepunkt erreicht." Für Ferguson steht der Portugiese auf einer Stufe mit den United-Legenden Ryan Giggs, Roy Keane und Eric Cantona.
Ronaldo vermisst in Madrid Wertschätzung
In England geht man deshalb schon seit Längerem davon aus, dass Ronaldo irgendwann nach Manchester zurückkehrt. Bei Real hat der Weltfußballer von 2008 sein Glück noch nicht gefunden – trotz der unglaublichen Bilanz von 186 Toren in 184 Pflichtspielen für die "Königlichen". Ronaldo fehlt die Wertschätzung, die ihm bei United gerade gegen Ende seines sechsjährigen Engagements in besonderer Weise entgegengebracht wurde.
Zu Beginn dieser Saison verkündete der Angreifer öffentlich, dass er "traurig" sei, aus "beruflichen Motiven", wie er näher erklärte. In den Medien wurde spekuliert, Ronaldo fühle sich unterbezahlt. Real reagierte darauf mit einer kräftigen Gehaltserhöhung. Doch auch das konnte die Laune des Torjägers, der für die Rekordablöse von 94 Millionen Euro nach Madrid gewechselt war, nicht wirklich aufhellen. Ronaldo wirkt noch immer unglücklich. Er vermisst die bedingungslose Unterstützung von Club und Zuschauern.
Den Respekt der United-Fans erkämpft
In Manchester war das anders, auch wenn sich der 28-Jährige den Respekt der Fans erst verdienen musste. Anfangs gab es nicht wenige, die an einer Weltkarriere Ronaldos zweifelten. Weil er nur selten effektiv agierte – im Gegenzug aber großen Wert auf Show legte. Das kam bei den englischen Fans, die traditionell harte Arbeit auf dem Fußballplatz bevorzugen, nicht besonders gut an.
Doch die Skepsis wich im Laufe der Zeit großer Bewunderung, weil sich Ronaldo gegen Widerstände behauptete und sein Spiel durch intensives Training verbesserte. Kopfball, Torabschluss, Durchsetzungsvermögen – Ronaldo erreichte in vielen Bereichen ein neues Level. Das nötigte den Engländern Respekt ab – und ermöglichte United große Erfolge: 2008 führte Ronaldo die "Red Devils" zum Sieg in der Champions League.
Kann Manchester einen Rückkauf stemmen?
Die Wiederholung eines solchen Triumphs ist dem englischen Rekordmeister wohl nur mit einem Spieler wie Ronaldo zuzutrauen. Und glaubt man dem Boulevardblatt "Sun", arbeitet United tatsächlich an einer Rückholaktion. Wie die Zeitung berichtet, sei der Club bereit, umgerechnet etwa 70 Millionen Euro plus den Spieler Nani für einen Transfer zu investieren. Ronaldo habe zudem signalisiert, Gehaltseinbußen in Kauf nehmen zu wollen. "Ihr sprecht da von Hunderten Millionen", wiegelte Ferguson zwar noch ab. Der Marktwert des Stürmers wird auf 100 Millionen Euro taxiert.
Dementieren wollte er das Interesse aber nicht. Das kann er auch gar nicht, denn natürlich würde "Fergie" seinen Ziehsohn sofort wieder aufnehmen. Die Umsetzung des Deals dürfte aber in der Tat schwierig werden. Und so bleibt es für Ronaldo vorerst wohl bei diesem einen Ausflug ins Paradies. "Ich bin mir sicher, dass mich die United-Fans freundlich empfangen", sagt er. Daran gibt es keinen Zweifel.