Messi zaubert gegen Leverkusen Oh, wie ist das schön

Von Klaus Bellstedt
Bayer Leverkusen hat sich mit einem peinlichen 1:7 gegen Barcelona aus der Champions League verabschiedet. Gegen Lionel Messi, der allein fünf Mal traf, war kein Kraut gewachsen. Eine Huldigung.

Auf einmal machten sie ernst: Zehn Minuten hatte der FC Barcelona Gnade mit Bayer Leverkusen. Aber nun war auch gut. Ein fabelhafter Heber von Cesc Fabrgeas direkt in den Lauf von Lionel Messi leitete das lockere Trainingsspielchen unten auf dem Rasen des Camp Nou ein. Bernd Leno rettete zwar in dieser Szene noch in höchster Not gegen den Argentinier, wenig später war aber auch Bayers Torwarttalent geschlagen. Bis zu jenem Zaubertörchen von eben jenem Messi aus der 25. Minute hatte sich die Schlinge um den Hals der Leverkusener in diesem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League von Minute zu Minute mehr zugezogen. Barca, schon im Hinspiel mit 3:1 siegreich, ließ die Mannschaft von Trainer Robin Dutt am Leben, aber die Luft zum Atmen wurde immer knapper. So ist das eben, wenn man gegen den Titelverteidiger in der Königsklasse antritt.

Das beste Fußballteam der Welt will immer gewinnen. Schon vor dem Anpfiff dieser Partie konnte man sich davon eindrucksvoll überzeugen. Exakt eine Viertelstunde dauerte bei Barcelona das Aufwärmprogramm. Danach kam die Mannschaft am Mittelkreis zusammen und klatschte sich ab. Jeder mit jedem, auch die Auswechselspieler waren dabei. Aus ihren Gesichtern sprach die pure Entschlossenheit. Keiner lächelte. Ernsthaft und professionell, so ging Barca das Match an. Wenn dann noch die Kombinationsmaschine angeworfen wird, ist es für jeden Gegner der Welt schon viel zu spät.

Messi terrorisierte die Abwehr

Xavi, Iniesta, Busquets, Fabregas, Pedro, Messi: Völlig egal, wer von diesen fantastischen Sechs aus den beiden offensiven Dreierketten den Ball nach vorne trieb, über die Außen Druck machte, den finalen Pass spielte, oder den Abschluss suchte, daraus entstanden fast immer gefährliche Situationen für Leverkusen. Dass es nach 45 Minuten dennoch nur 2:0 durch einen weiteren Treffer von Leo Messi (42.) stand, war für Bayer pures Glück. Das Einzige, was man an diesem Abend der Elf von Trainer Pep Guardiola anlasten konnte, war die Verspieltheit. Ansonsten war es eine beängstigend starke Leistung der Katalanen, aus deren Kollektiv einer doch herausstach: Lionel Messi.

Seine unnachahmlichen Tempodribblings, seine verdeckten Zuspiele, so, wie er den Ball abschirmt: Das alles kennt man von ihm. Aber in diesem Spiel schien es so, als wären seine Qualitäten noch größer, noch höher, noch mächtiger als sonst. Messi terrorisierte die Abwehr von Bayer Leverkusen auf fast schon irrwitzige Art und Weise. Vier, fünf, manchmal gar sechs Gegenspieler versuchten den 24-Jährigen vom Ball zu trennen. Allein, es gelang ihnen nie. Die Folge: drei weitere Treffer (50./58./85.), wobei vor allem das zwischenzeitliche 3:0 jedem Fußballfan Freudentränen in die Augen getrieben haben dürfte. Einen Pass von Fabregas nahm Messi perfekt an, dann lief der kleine Künstler noch ein paar Meter, um aus vollem Lauf Torwart Leno mit einem Heber zu überlupfen. Was für eine Show des fünffachen (!) Torschützen, der in dieser Saison in sieben Champions-League-Partien bis jetzt unfassbare zwölf Treffer erzielen konnte.

Ehrfurcht vor dem Großmeister

Weil der eingewechselte Cristian Tello in der zweiten Hälfte auch noch traf (55./62.) wurde es am Ende für Bayer noch richtig bitter. Was soll man sagen? Leverkusen konnte einem einfach nur leid tun. 30 Sekunden Ballbesitz, das war das höchste der Gefühle für Kießling und Co., was Barca zuließ. Sieben Tore in einem einzigen Spiel der Königsklasse zu schlucken, ist eigentlich für jede Mannschaft peinlich. Natürlich trat die Werkself viel zu ängstlich auf und machte grausame Fehler, aber welche Mannschaft hätte gegen den FC Barcelona an diesem Abend wohl kein Debakel erlebt? Es will einem partout kein Klub in den Sinn kommen. Insofern sollte man Bayer auch nicht allzu sehr kritisieren, sondern sich vielmehr an der Leistung Barcas und im Speziellen an der von Lionel Messi erfreuen - und diese auch würdigen.

Nach dem Schlusspfiff, Leverkusen hatte kurz vor dem Abpfiff noch den Ehrentreffer durch Bellarabi (90.) erzielen können, war die Ehrfurcht bei den deutschen Spielern vor dem Matchwinner geradezu greifbar. Rissen sie sich nach dem Hinspiel noch um das Trikot des 1,69 Meter kleinen Ballvirtuosen, so wagte sich dieses Mal keiner an Messi heran. Sie schauten ihn am Mittelkreis einfach nur mit großen Augen an. So als wäre er ein Außerirdischer. Vielleicht ist er das ja wirklich.

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