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Kunstturnen Hambüchen lädt zum Flohzirkus

Mit 20 Jahren hat Fabian Hambüchen beinahe alle Titel erkämpft, die es zu gewinnen gibt. Er ist aktueller Welt- und Europameister am Reck, war mehrfach deutscher Meister. Nur olympisches Gold blieb im bisher verwehrt. In Peking turnt er deshalb das schwerste Programm seines Lebens.

Fabian Hambüchen greift in Peking nach den Sternen. "Was soll ich drumherumreden? Ich will natürlich Olympiasieger werden", verkündete der Hesse nach der Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) voller Selbstbewusstsein.

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 in Stuttgart und drei Europameistertiteln - zuletzt im Mai in Lausanne - gilt der 20- jährige Turn-Profi dank der schwierigsten Übung der Welt als Top- Favorit am Reck. Vom Ausgangswert her, der den Grad der Schwierigkeit beschreibt, ist Hambüchen eigentlich nur von den Gastgebern zu gefährden, von denen in Peking spektakuläre Leistungsexplosionen erwartet werden.

Deutsche Turner sind zwölf Jahre ohne Medaille

"Aber das hohe Risiko erhöht auch die Gefahr, die Übung im Vorkampf zu verbauen und vielleicht gar nicht in den Medaillenkampf zu kommen", warnt Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen. Dennoch ist auch bei ihm die Zuversicht groß, dass sein Sprössling die lange medaillenlose Durststrecke von zwölf Jahren seit dem Olympia-Gold von Andreas Wecker in Atlanta am Königsgerät beenden könnten. Aber Nervenstärke hat Hambüchen bisher fast immer bewiesen.

Doch für Jahrhundert-Talent Fabian Hambüchen, im Vorjahr schon deutscher "Sportler des Jahres", eröffnen sich nicht nur an der Reckstange glänzende Perspektiven. 72 Jahre nach dem Sieg von Alfred Schwarzmann 1936 in Berlin könnte der Vizeweltmeister von Stuttgart als erster Deutscher wieder eine Mehrkampf-Medaille mit nach Hause bringen.

Trainer setzt auf die Jugend

Gegenüber der WM im Vorjahr hat er an allen Geräten seine Übungen aufgestockt und tritt nun mit breiter Brust den Allroundern um Weltmeister Yang Wei aus China oder Hiroyuki Tomita aus Japan gegenüber. Ob Athen-Olympiasieger Paul Hamm (USA) nach seiner Handoperation im Mai in Peking in Top-Form starten kann, bleibt eines der Fragezeichen der mit Spannung erwarteten Konkurrenz.

Doch Hambüchen steht nicht allein für den Aufschwung des deutschen Turnens. Das Team erkämpfte 2007 WM- Bronze und wurde im Mai Vize- Europameister - die Medaillenchancen scheinen trotz der Überlegenheit der Asiaten intakt. Erfreulich, dass mit Marcel Nguyen (Unterhaching) und Philipp Boy (Cottbus) zwei weitere 20-Jährige zu den Leistungsträgern der Crew von Cheftrainer Andreas Hirsch gehören.

Deutsche haben auch in anderen Turndisziplinen Chancen

In der deutschen Frauen-Riege hofft die 33 Jahre alte Turn-Ikone Oksana Tschussowitina auf Edelmetall im Sprung. Einen Rekord für die Ewigkeit hat die Ex-Usbekin mit ihren fünften Olympischen Spielen bereits aufgestellt: Nie war eine Turnerin so oft bei Olympia am Start. Die Wahl-Kölnerin möchte nun ihre jungen deutschen Team- Gefährtinnen - die Chemnitzern Joeline Möbius (15) war noch nicht einmal geboren, als Tschussowitina in Barcelona Olympia-Gold gewann - in das Team-Finale der besten Acht führen. Erstmals seit 1992 ist die deutsche Frauen-Riege überhaupt wieder bei Olympia dabei.

Im Trampolin-Turnen haben Olympiasiegerin Anna Dogonadze (Bad Kreuznach) und der Olympia-Dritte Henrik Stehlik (Salzgitter) ihre nationale Vorherrschaft behauptet. Da aber die Chinesen und Japaner in den zurückliegenden Jahren stark "aufrüsteten" und vor allem Dogonadze ständig von Verletzungen geplagt war, sind die Erwartungen im deutschen Lager bei weitem nicht so hoch wie noch vor vier Jahren.

DPA/kbe DPA

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