Neun Goldmedaillen - das war bislang das Maß der Dinge bei Olympia. Der Schwimmer Mark Spitz, die Leichtathleten Carl Lewis und Paavo Nurmi sowie Kunstturnerin Larysa Latynina teilten sich den legendären Rekord. Als Michael Phelps in den erlauchten Kreis der erfolgreichsten Olympioniken vorgedrungen war, bekam sogar der Schwimm-Superstar aus den USA einen kurzen Anflug von Ehrfurcht. "Das ist für mich eine absolute Ehre, mit diesen Namen gemeinsam auf einer Stufe der Olympia-Geschichte zu stehen", sagte Phelps und schob auf seine ganz eigene Art nach: "Das ist schon verdammt cool."
Fünfmal Gold mit fünf Weltrekorden in fünf Finals: Die Zwischenbilanz von Phelps ist beeindruckend. Mit dem achten Gold will der 23-Jährige am Sonntag den Rekord seines Landsmanns Spitz mit sieben Olympiasiegen 1972 in München brechen.
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In einem unglaublich schnellen Rennen musste Phelps über 200 m Schmetterling alles geben. Seine Schwimmbrille war undicht. "Ich konnte nichts sehen", sagte er. Der zweitplatzierte Ungar Laszlo Cseh verlangte ihm zudem in der Europarekordzeit von 1:52,70 Minuten alles ab. Dem von den 11 000 Fans lautstark angefeuerten Phelps fehlte im Ziel die Kraft zum Jubel. Phelps konnte erst feiern, als Gold Nummer elf mit der Staffel perfekt war. Mit einem Riesenvorsprung schickte der Startschwimmer seine Kollegen auf den Weg. Das russische Quartett hatte trotz Europarekords von 7:03,70 Minuten nicht die Spur einer Chance. Bronze ging in 7:04,98 Minuten an Australien.
Allein bei seiner Pekinger "Pool-Party" hat Phelps jetzt noch drei Titel im Visier. "Ich habe hier bislang alles erreicht, was ich wollte. Das gibt mir Mut für die restlichen Rennen", erklärte Phelps. Abheben will der Überflieger aber trotzdem nicht: "Es kann noch so viel passieren. Man muss immer zu hundert Prozent konzentriert bleiben."
Erholung in der Eisbox
Damit die Medaillenflut weitergeht, setzt Phelps bei seinem Mammutprogramm zur Regeneration neben Massagen auf ein besonderes Rezept: Zwischen den Rennen legt er sich in eine Eisbox, um sich schneller zu erholen.
Ein weiteres Vorhaben klappt hingegen nicht so wie gewünscht. "Ich habe mir vorgenommen, hier viel zu schlafen", erklärte Phelps: "Aber nachts bekomme ich häufig SMS von Freunden, die mir schreiben, dass sie vor Aufregung nicht schlafen können. Dann schreibe ich ihnen zurück: Hey, ich auch nicht, wenn ihr mich immer weckt." Geht es nach dem Deutschen Paul Biedermann, wird Phelps auf jeden Fall der beherrschende Schwimmer der nächsten Jahre sein. "Ich habe gehört, dass er bis 30 weitermachen will", meinte Biedermann: "Wenn er seine Weltrekorde weiter so verbessert, dann gute Nacht, Marie."