Dabeisein ist für die deutschen Volleyballer wieder einmal alles. "Das ist schon eine Medaille, ohne dass wir überhaupt den ersten Ball gespielt haben. Das ist eine tolle Aufwertung unserer Sportart", erklärte der scheidende Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), Werner von Moltke. Wie schon 2008 haben die Schmetterkünstler den Sprung zu den Sommerspielen geschafft, und nicht zuletzt angesichts der fehlenden Konkurrenz bei den Ballsportarten dürfte ihnen in der Heimat eine ungewohnte mediale Aufmerksamkeit gewiss sein.
Deutschlands Basketballer und Handballer fehlen in London ebenso wie die starken Fußball-Frauen - und genau dieses Pech der meisten anderen deutschen Ballsportler könnte zum großen Glück der Volleyballer werden. "So dominant konnten wir uns doch bislang noch nie darstellen", meinte von Moltke erfreut. Für ihn werden die Sommerspiele zum krönenden Schlusspunkt seiner 15 Jahre währenden Amtszeit. "In London werden wir richtig rumgereicht. Olympia eröffnet uns neue Perspektiven", sagte von Moltke.
Auf den letzten Drücker hatten die deutschen Männer um Top-Angreifer Georg Grozer Anfang Juni beim Heimturnier in Berlin die Olympia-Teilnahme perfekt gemacht. Und unter dem neuen Bundestrainer Vital Heynen wurde der Höhenflug danach auch in der Weltliga fortgesetzt: Erstmals schafften die deutschen Volleyballer den Sprung zur Endrunde im Wettbewerb der weltbesten Teams. Am Ende konnten Heynens Schützlinge mit Platz fünf nicht nur weiteres Selbstvertrauen tanken, sondern sich auch über ein perfektes Warmspielen für London freuen.
Ein kurzer Blick in die Olympia-Geschichte beweist den Stellenwert des erneuten Sprungs zu den Sommerspielen. Nach 1972 mussten die deutschen Volleyballer 36 Jahre warten, bis sie 2008 in Peking endlich wieder Olympia-Luft schnuppern durften. Damals stand am Ende ein neunter Platz - und der könnte auch in London herausspringen. Unglaublich schwer ist die Aufgabe in der hammerharten Vorrunde mit Weltklassegegnern wie Russland, Brasilien und den USA.
"Die Gegner sind die stärksten, aber das war nicht anders zu erwarten", sagte Zuspieler Simon Tischer. "Ich rechne mir schon etwas aus. Wir sind jetzt einen Schritt weiter als 2008." Wie es gehen könnte, zeigten die deutschen Männer bei ihrem Weltliga-Erfolg gegen Olympiasieger USA. Dies würde in London auch Präsident von Moltke gefallen, der sich aber in nüchternem Realismus übt. "Wir werden sicher nicht Olympiasieger", sagte er. "Aber wir werden auf alle Fälle fünf Spiele machen. Und da wollen wir zeigen, dass man mit Volleyball Aufmerksamkeit erringen kann."