Skifahren in Obertauern Ab ins Tal - auf einem Ski

Von Klaus Bellstedt
Wer in Obertauern seinen Skiurlaub verbringt, muss aufpassen. Nicht wegen der zu steilen Pisten. Die sind traumhaft - wie das ganze Gebiet. Und am Hotel kann es auch nicht liegen. Es ist der Skidieb!

Obertauern. Endlich. Angekommen in der traumhaften Salzburger Bergwelt. Angekommen im Skiparadies. Nach dem ersten Aufwachen in ungewohnter Umgebung, kann es endlich losgehen. Raus mit den Carving Ski! Klack, klack, rein in die Bindung! Und ab dafür!

Rund 100 Kilometer traumhafte Pisten wollen von uns bezwungen und erobert werden, darunter die rote und die grüne Tauernrunde. Die Rundfahrt, bei der man ohne die Bretter abzuschnallen eine circa 12 Kilometer lange Tour durch das Skigebiet absolvieren kann, ist ein echtes Highlight.

Die Tauernrunde kann im und gegen den Uhrzeigersinn befahren werden. Man benutzt jeweils an die zehn Lifte und fährt auf blauen und roten Pisten wieder ab. Je nach Geschwindigkeit benötigt man so knappe zwei Stunden. Aber wehe, ein Abzweig wird falsch genommen. Dann wird aus einem lockeren Halbtagsturn inklusive Jause schnell ein brettharter Skitag bis hinein in die Dämmerung.

Party on auf der "Edelweissalm"

Genau das passiert uns. Nur einmal nicht aufgepasst - und zack, landen wir im Nirwana. Wir fragen uns: Wo sind bloß all die anderen Menschen hin? Das blanke Entsetzen eines jeden Skifahrers setzt ja immer dann ein, wenn sich die letzte Liftfahrt genau auf der Abfahrt, die man braucht, um wieder auf den richtigen Pfad zu gelangen, irgendwann zwischen 16 und 17 Uhr mit Riesenschritten nähert. Dann heißt es Risikominimierung: Bloß noch irgendwie runter ins Tal, abschnallen, Skibus ins Hotel, Sauna, essen, schlafen. Laaaaangweilig! Nein mit dieser Schmach wollen wir uns nicht abfinden. Und tatsächlich gibt es Hoffnung.

Im Tal trägt uns wirklich der letzte Lift des Tages erneut rauf in die Höhe. Das ersehnte Tagesziel ist schließlich doch noch geschafft: Mit letzter Kraft erreichen wir den Aprés-Ski-Tempel von Obertauern, Lürzers "Edelweissalm" auf 1.850 m. Beheizte Terrasse, beheizte Schirmbar mit atemberaubendem Ausblick auf die Bergwelt Obertauerns - und das alles mitten auf der Piste.

Hoteltipp in Obertauern

Lürzers 4-Sterne-Superior-Hotel "Kesselspitze" in Obertauern befindet sich in ruhiger, freier Lage direkt an der Schaidberg 6er-Seilbahn, dem Achenrain 4er-Sessellift und einem Übungslift.

Das Haus verbindet Luxus und Gemütlichkeit in nahezu perfekter Art und Weise. Ein Highlight ist die hauseigenen "Tauerntherme" im großzügigen Wellnessbereich mit verschiedenen Saunen und einem Hot-Whirlpool unter freiem Himmel. Im Jagdstuben-Restaurant legt man viel Wert auf einheimische und regionale Köstlichkeiten.

Das günstigste Doppelzimmer inklusive Halbpension kostet in der Nebensaison pro Person 117 Euro. Für Familien mit Kindern gibt es Ermäßigungen. Übrigens: Kinder bis 10 Jahre erhalten die gesamte Skiausrüstung gratis.

www.luerzer.at

Der Ski fehlt

Es ist ein wildgewordener Haufen von feierwütigen und fröhlichen Skifahrern. Elektro-Beats im Wechsel mit den Evergreens dröhnen aus den Lautsprechern. Hüttengaudi at its best. Drei Stunden hält man die Party aus, vielleicht auch vier. Wir streichen irgendwann zwischen 19 und 20 Uhr die Segel, wohl wissend, dass wir noch die 500 Meter Abfahrt bis zum Hotel bei stockfinsterem Licht zu absolvieren haben. Besser jetzt also, bevor es ausartet. Morgen steht schließlich der nächste Skitag auf dem Programm. Sich jetzt zu verletzen, wäre fatal.

Aber es gibt ein Problem: Meinem Kumpel fehlt ein Ski. Zugegeben, es braucht einen guten Orientierungssinn, seine Bretter in der Nacht nach drei Stunden Hardcore-Party zwischen gefühlten 1000 anderen Paaren wiederzufinden. Aber ganz so blöd sind wir nicht. Der Abstellplatz war eindeutig. Und so viele Williams Birne waren es auch nicht. Nach gut einstündiger Suche bleibt die eine lange Latte verschollen. Wie vom Erdboden verschlickt. Womöglich geklaut. Von Einheimischen. So sagt man es uns. Die Wut steigt.

Wer war's? Die Schweizer!

Die Stimmung wird, es ist fast zu erahnen, auch nicht bei der Abfahrt besser. Immerhin: Weil wir dieselbe Schuhgröße haben, gebe ich einen meiner Ski ab. Die Szenen, die dann folgen hätten es locker in jede noch so schlechte Pannenshow auf RTL2 gebracht. Stürzen, aufstehen, zehn Meter schliddern, stürzen, aufstehen, fluchen, schliddern und so weiter und so fort. Nach sage und schreibe einer weiteren Stunde erreichen wir völlig entnervt das Hotel Kesselspitze, es ist das Stammhaus der Familie Lürzer. Und dieses gemütliche 4-Sterne-Superior-Haus ist unsere Rettung nach diesem völlig verrückten Tag.

Wir schütteln uns nur kurz, tauchen dann ab in die wunderbare und einer Eisgrotte nachempfundene "Tauerntherme und schwitzen unseren ganzen Frust in der Sauna einfach aus. Im Anschluss geht es entspannt ins Restaurant, wo uns köstliche regionale, österreichische und mediterrane Küche serviert wird. Dazu gibt es blauen Zweigelt. Müder Skifahrer, was willst Du mehr?

Am Ende eines langen Tages sinken wir in die Betten, genießen das sehr stylische und mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Apartment können schon längst wieder über die vielen Missgeschicke inklusive Ski-Klau lachen.

PS: Am nächsten Morgen lachen wir weiter. Als wir im hotelangeschlossenen Skiverleih für meinen Kumpel neue Ski besorgen wollen, übermittelt man uns die Nachricht, dass sich im Verleih per Telefon ein Schweizer gemeldet hat. Er hat den einen Ski oben im "Edelweiss" versehentlich für seinen gehalten und erst zuhause in Zürich gemerkt, dass es nicht seiner ist ...

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