America's Cup Alinghi über alles

Von Roberto Lalli delle Malebranche, Valencia
Kaum ist der America's Cup in Valencia vorbei, ändern die Eidgenossen um Milliardär Bertarelli auch schon die Regeln für den Nächsten. Die Absicht dabei ist klar: Ein so enges Finale wie gegen die Neuseeländer soll es in Zukunft nicht mehr geben.

Da sitzen sie also, die drei großen Herren. Alle drei sind von Alinghi, auch wenn Bertarellis Jugendfreund Michelle Bonnefous ja als Chef des America´Cup 2007 in Valencia offiziell unabhängig ist und nichts mit Alinghi zu tun hat. Hamish Ross, der Alinghi-Anwalt lächelt, auch Brad Butterworth, Skipper der Schweizer, lächelt. Michelle Bonnefous neigt den Kopf mal zu dem einen, mal dem anderen und lächelt ebenfalls. Aber wie Shakespeare einmal gesagt hat: "Ein Mann kann lächeln und immer nur lächeln und dennoch ein Schurke sein."

Gewinnen um jeden Preis

Wo der nächste Cup stattfinden wird und wann, geben die drei großen Männer an diesem Tag nicht bekannt. In Valencia 2009, sofern die Stadt den Containerhafen nicht weiter ausbaut. Irgendwo anders in Europa, und zwar spätestens 2011, sofern sie es doch tut und dabei Michelle Bonnefous und dessen Wunschliste übergeht. Was die drei Männer an diesem Tag jedoch bekannt geben, ist, dass beim nächsten America´s Cup mit größeren Yachten gesegelt werden wird. Und zwar mit 90-Fuss-Cuppern, was ungefähr einer Bootslänge von 27, 5 Metern und einer Besatzung von 21 Männern entspricht. Warum aber wird das bisherige, sehr bewährte Format der 24-Meter-Yachten mit 17 Mann an Bord geändert? Ganz klar: Damit Alinghi weiter den America´s Cup beherrschen kann, und zwar weniger aufgrund des seglerischen Könnens des Teams als aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten, sprich der finanziellen Möglichkeiten des Team-Eigners Ernesto Bertarelli.

Ganz offenbar ist den Schweizern um dem vermögenden Hobby-Segler klar geworden wie knapp sie dieses Mal einer Niederlage gegen die Neuseeländer entgangen sind. Ein völlig neues Boot zu bauen, und zwar ein größeres, das mehr Man-Power erfordert, wird einem so reichen Team wie Alinghi wesentlich leichter fallen als den zukünftigen Herausforderern der Eidgenossen, Emirates Team New Zealand inklusive. Angst vor dem Gegner ist hier der Antrieb, Gewinnen um jeden Preis das Motto und das schnöde Geld das reichlich zur Verfügung stehende Mittel zum Zweck.

Der Geist des New York Yacht Club

Das wir uns richtig verstehen: Der America´s Cup war schon immer der Tummelplatz narzisstisch veranlagter und machtbesessener Naturen, hier ging und geht es seit jeher vor allem ums Geld und ums Gewinnen. Die US-Amerikaner vom New York Yacht Club haben über hundert Jahre lang gezeigt, was passiert, wenn das Statut eines Wettbewerbs es dem Sieger erlaubt, die Regeln für die jeweils nächste Veranstaltung und damit auch für die zukünftigen Herausforderer festzulegen.

Fair ist das Ringen um den America’s Cup nie gewesen, keine Frage. Echter Sportsgeist war hier seit 1851 nur selten anzutreffen. Historisch neu ist jedoch die umfassende Machtfülle, die Alinghi-Eigner Bertarelli in die Lage versetzt, alle wichtige Posten auf der Seite der Cup-Organisation mit seinen Marionetten zu besetzen, Journalisten zu kontrollieren und den Cup seinen kommerziellen Interessen zu unterwerfen. Ernesto Bertarelli hat den America´s Cup 2003 mit Alinghi gewonnen und nach Europa geholt, jetzt aber ist er dabei den Cup zu kaufen und zu einer Alighi-Show umzufunktionieren, und das ist weder für den Cup gut, noch für uns Europäer. Falls das Motto des nächsten America's Cup also "Alinghi über alles" lauten sollte, und genau danach sieht es aus, bleibt den wirklichen Freunden des Segelsports eigentlich nur eines: Den zukünftigen Herausforderern von Alinghi Mast und Schotbruch zu wünschen und auf eine deftige Niederlage der Milliardärs-Truppe zu hoffen: In Valencia 2009 oder wo und wann auch immer.

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