Leichtathletik Trübe Aussichten für Olympia

Die deutschen Leichtathletikmeisterschaften sollten Klarheit bringen über den Leistungsstand der Athleten vor Olympia. Die Aussichten sind trübe: Viele Hoffnungsträger schwächeln, plagen sich mit Verletzungen oder sind weit weg von der Weltklasse. Übrig bleibt nur eine Handvoll Medaillen-Kandidaten.

Als der große Regen kam und sich dunkle Wolken wie ein Dach über das Frankenstadion schoben, da war es vorbei mit den guten Olympia-Aussichten für die deutsche Leichtathletik. "Ein bisschen Tollhaus ist das schon. Es war aber nicht nur toll, es war abenteuerlich, es war enttäuschend, aufregend, dramatisch, es war negativ", sagte Jürgen Mallow, Leitender Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), nach den Titelkämpfen in Nürnberg. "Hier ist nichts zu beschönigen. Es hat heute keine deutlichen Leistungssteigerungen gegeben", meinte der Chefcoach.

Nur wenig Chancen auf Edelmetall

"Es ist nicht schön, wenn man eine abfallende Spannungskurve hat." Damit meinte Mallow den zweiten Tag, denn zur Halbzeit hatte er noch von einem "Etappensieg" für die deutsche Leichtathletik gesprochen.

Dass es fünf Wochen vor den Olympischen Spielen in Peking (8. bis 24. August) bestenfalls eine Hand voll Medaillenkandidaten gibt, ist auch Leistungshüter Mallow inzwischen klar.

Weil viele Hoffnungsträger schwächeln, sich mit Krankheit und Verletzungen plagen oder wie Weitspringerin Bianca Kappler (Achillessehnenriss) schon aus dem Rennen sind, bleibt der Kreis der Medaillenkandidaten überschaubar: Kugelstoßerin Nadine Kleinert (Magdeburg) ist dabei, auch Diskus-Riese Robert Harting (Berlin) und Hochspringerin Ariane Friedrich (Frankfurt/Main).

Freifahrtschein für Franka Dietzsch?

"60 + X" Athleten wollte der DLV nach Peking schicken. Aus dem Plus, gab Mallow zu, könnte auch ein Minus werden, wenn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 14. Juli die Mannschaft nominiert.

Zuvor müssen noch Härtefälle diskutiert werden, Diskus-Seniorin Franka Dietzsch hat auch ohne Norm längst ihren Freifahrtschein, und ein paar Läufer könnten noch die "letzte Ausfahrt" Heusden nehmen: Bei dem Meeting in Belgien am 20. Juli wollen Hindernisläufer Filmon Ghirmai (Tübingen) sowie die 5000-Meter-Rivalen Arne Gabius (Tübingen) und Jan Fitschen (Wattenscheid) in letzter Minute noch auf den Olympia-Zug springen.

Gabius, der Fitschen im Vorjahr im internen Ausscheidungsduell unterlag und nicht zur WM nach Osaka durfte, fordert eine neue Chance. "Letztes Jahr hat man mir mein WM-Ticket weggenommen. Ich finde es nur fair mir gegenüber, wenn ich in Heusden um ein Olympia- Ticket laufen darf", meinte der deutsche Meister, der von Olympiasieger Dieter Baumann trainiert wird.

Der 27-Jährige war am Sonntag ziemlich sauer, weil er vom DLV noch kein Grünes Licht für Heusden hatte. Gabius: "Filmon Ghirmai hat den Umschlag mit der Zusage schon bekommen, dass er dort laufen darf."

DPA
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