Einen Einbruch epischen Ausmaßes erlebten die Boston Red Sox und die Atlanta Braves und verspielten in nur wenigen Wochen einen haushohen Vorsprung im Wild Card-Rennen um die Playoffs und scheiterten spektakulär am letzten Tag der regulären Saison.
Ende August sprach man in beiden Clubhäusern noch von der sicheren Playoff-Teilnahme und richtete sämtliche Planungen darauf aus, hatte Boston doch acht Spiele Vorsprung bei nur 21 ausstehenden Partien. Die Braves waren am 26. August sogar 10 1/2 Spiele vor den Cardinals. Doch am Ende standen beide Teams mit leeren Händen da.
Dramatik bis zur letzten Sekunde
Atlanta ist das erste Team in der NL-Historie, das einen Acht-Spiele-Vorsprung im September noch abgegeben hat. Am 6. September lagen die Braves noch 8 1/2 Spiele vor den Cardinals. Und am letzten Spieltag hätten sie sich noch in ein Entscheidungsspiel gegen St. Louis retten können, doch ausgerechnet der sonst so sichere Closer Craig Kimbrel brachte eine 3:2-Führung im neunten Inning nicht nach Hause und musste den Ausgleich hinnehmen. Hunter Pence stürzte die Braves dann endgültig ins Tal der Tränen, als er im 13. Inning den 4:3-Sieg für die Philadelphia Phillies sicherstellte.
Schon selten genug, dass die Baseball-Fans so einen Einbruch erleben, aber einmalig, dass die Boston Red Sox in der American League beinahe das gleiche Unglück erlebten. Am 3. September lagen die Red Sox noch neun Spiele im Wild Card-Rennen vorn. Auch Boston lag im letzten Spiel im neunten Inning in Führung und ein Sieg hätte ein Entscheidungsspiel gegen die Rays bedeutet, aber auch der Boston-Closer Jonathan Papelbon zeigte Nerven, gab zwei Runs ab und war für die 3:4-Niederlage der BoSox verantwortlich, die die Saison für das mit Superstars gespickte Team vorzeitig beendete.
Damit kommt es in den Playoffs der American League nun zu den Spielen zwischen den Tampa Bay Rays und den Texas Rangers sowie den Detroit Tigers und den New York Yankees. In der National League spielen die Arizona Diamondbacks gegen die Milwaukee Brewers und die St. Louis Cardinals gegen die Philadelphia Phillies.
Homerun-König Jose Bautista
Kommen wir nun zu den besten Spielern der Saison. Vorbei sind die Zeiten, in denen Sammy Sosa, Mark McGwire oder Barry Bonds 60 oder mehr Homeruns in einer Saison schlugen. Der Makel des Dopings lastet schwer über diesen Zeiten in den 90er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends. Heutzutage sind die 43 und 41 Homeruns, mit denen Jose Bautista (Toronto Blue Jays) und Curtis Granderson (New York Yankees) die American League anführen, sehr gute Werte. In der National League liegen Matt Kemp (Los Angeles Dodgers) und Albert Pujols (St. Louis Cardinals) mit 39 und 38 Homeruns ganz vorne.
Bei den Battern sicherte sich Miguel Cabrera von den Detroit Tigers mit .344 deutlich den batting-Titel der AL. Es folgen Michael Young (Texas Rangers) und Adrian Gonzalez (Boston Red Sox) mit .338. In der National League liegt Jose Reyes von den New York Mets mit .337 vorne und sicherte sich den Batting-Titel der NL. Dahinter folgt Ryan Braun von den Milwaukee Brewers (jeweils .332) vorn. Dritter ist Matt Kemp von den Los Angeles Dodgers (.324).
Yankees dominieren
Die Dominanz der Yankees im Batting der AL zeigt sich vor allem bei den erzielten RBIs: Unter den ersten fünf Spielern der American League sind drei Yankees. Granderson (119) führt vor seinem Teamkollegen Robinson Cano (118). Vierter ist Mark Teixeira mit 111 RBIs. Durchbrochen wird die Yankees-Bilanz nur von Adrian Gonzalez (Boston Red Sox) auf dem dritten Rang mit 117 und Michael Young von den Texas Rangers als Fünfter und 106 RBIs.
Etwas ausgeglichener die Situation in der National League, dort brachte nur ein Team zwei Spieler unter die Top 5: die Milwaukee Brewers. Prince Fielder mit 120 und Ryan Braun mit 111 RBIs zieren die Plätze zwei und vier. Deutlich vorn liegt jedoch Kemp von den Dodgers mit 126 RBIs. Ryan Howard (Philadelphia Phillies) und Troy Tulowitzki (Colorado Rockies) komplettieren mit 116 und 105 RBIs die Top 5.
Verlander mit 24 Siegen bei den Pitchern vorn
Bei den Pitchern gibt es einen ganz klaren Dominator: Justin Verlander von den Detroit Tigers. Der 28-Jährige war schon immer ein guter Pitcher und hatte einige glänzende Spielzeiten, aber in dieser Saison thront er ganz oben. Mit einer Bilanz von 24:5 Siegen führt er ganz klar die MLB und natürlich auch die AL an. Es folgen CC Sabathia (New York Yankees) mit 19:8 Siegen und Jered Weaver (Anaheim Angels) mit 18:8 Siegen.
In der National League führen zwei Pitcher mit 21 Siegen die Bestenliste an: Clayton Kershaw (Los Angeles Dodgers, 21:5) und Ian Kennedy (Arizona Diamondbacks, 21:4). Dritter ist mit Roy Halladay (19:6) von den Phillies der vielleicht beste und vor allem konstanteste Pitcher der letzten zehn Jahre.
Größtenteils die selben Namen finden wir bei den Führenden in der ERA-Statistik (Earned Run Average). Verlander führt die AL mit 2,40 kassierten Runs pro Spiel an. Zweite ist Sabathia (2,41), Dritter James Shields von den Tampa Bay Rays mit 2,82. In der National League führt Kershaw (2,28) vor Halladay (2,35) und Cliff Lee von den Philadelphia Phillies (2,40).
Kimbrel führt die Closer an, aber zu Tode betrübt
Ein ungewohnt junges Bild findet sich bei den Closern in der National League, es führt der erst 23-jährige Craig Kimbrel von den Braves gemeinsam mit dem 28-jährigen John Axford von den Brewers mit 46 Saves. Kimbrel wird dies aber nicht darüber hinweg trösten, dass ihm im entscheidenden Spiel die Nerven versagten und er es nicht schaffte, den Sieg gegen die Phillies nach Hause zu werfen, der den Braves ein Entscheidungsspiel um den Playoff-Einzug gebracht hätte.
JJ Putz, der mit 45 Saves nur einen weniger auf dem Konto hat, passt mit seinen 34 Jahren dann doch eher in das gewohnte Bild des älteren ruhigen Werfers, der den knappen Sieg für sein Team nach Hause bringt.
So sind die Leader in der AL dann auch gesetzteren Alters. Jose Valverde (33) von den Tigers liegt mit 49 Saves an der Spitze vor Closer-Legende Mariano Rivera (41) von den Yankees mit 44 Saves. Erst an dritter Stelle folgt mit dem 28-jährigen Brandon League von den Seattle Mariners mit 37 Saves ein jüngerer Pitcher.
Henning Schulz