Olympische Sportstätten Die Sportler können kommen

Turin ist bereit: Alle Sportstätten sind getestet und haben die Generalprobe bestanden. Die XX. Olympischen Winterspiele können beginnen.

Als letzter großer Neubau war am zweiten Dezember- Wochenende das 70,5 Millionen Euro teure Eisschnelllauf-Oval im Turiner Industrieviertel Lingotto getestet worden. 455 Millionen der rund zwei Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen hat das Organisationskomitee TOROC für Neubauten oder die Aufmöbelung alter Sportstätten ausgegeben. Dazu kommen für die drei Olympischen Dörfer in Turin, Sestriere und Bardonecchio 225 Millionen Euro.

Die teuerste Anlage ist der "Palasport Olimpico", der 90,2 Millionen Euro verschlang und in dem die beiden Goldmedaillen im Eishockey vergeben werden. Die Erweiterung des altehrwürdigen "Stadio Comunale" um 8000 auf 35.000 Zuschauerplätze kostete 35 Millionen. Profitieren werden davon nach den Spielen die Fußball-Profis: Das Olympiastadion soll dann Heimstätte des AC Turin werden.

Viele Nachbesserungen

In den Bergen verschlang der neue Eiskanal für Bob-, Rodel- und Skeleton-Sportler mit 77,3 Millionen Euro die größte Summe. Die Anlage in Cesana stand bisher unter keinem glücklichen Stern. Nach zahlreichen Unfällen der Rodler in der Vorsaison musste nachgebessert werden, Anfang Dezember wurde der deutsche Bob-Bundestrainer Raimund Bethge bei den Olympia-Tests von einem Schlitten erfasst und schwer verletzt.

Die Sportanlagen werden den olympischen Ansprüchen gerecht werden. Als kaum zu lösendes Problem stellt sich dagegen die Verkehrsanbindung zwischen den "Winterspielen in der Stadt" und den "Winterspielen in den Bergen" dar. Rund 100 Kilometer liegen zwischen Turin und Sestriere. Der in den 30er Jahren von der Fiat-Familie Agnelli aus dem Boden gestampfte Wintersportort ist zudem nur über eine Straße zu erreichen, die sich zweispurig über enge Kurven und Kehren in 2000 Meter Höhe schraubt. Schon bei besten sommerlichen Bedingungen dauerte eine Autofahrt nicht unter zwei Stunden.

"Plan B" gibt es nicht

Und bei Eis und Schnee? Einen "Plan B" für die Zu- und Abfahrt gibt es jedenfalls nicht für den Fall, dass die einzige Straßenverbindung aus irgendeinem Grunde blockiert sein sollte. Vorsorglich hat TOROC die zugelassenen Zuschauerzahlen reduziert.

Zudem führt ein Großteil der Straßen-Verbindung Turin - Sestriere durch das Susa-Tal. Und dort droht den Winterspielen Ungemach: Protestaktionen gegen den Bau einer Hochgeschwindigkeits- Eisenbahnlinie mit Straßenblockaden und Streiks gegen Betriebe und Geschäfte haben in der jüngsten Vergangenheit zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei geführt. Dagegen scheint die Gefahr gebannt, dass die Olympia-Gäste schon am Flughafen stranden: Ursprünglich geplante Streiks im öffentlichen Dienst sind nach einem Stillhalteabkommen zwischen Gewerkschaften und Regierung für die Zeit der Spiele und der nachfolgenden Paralympics auszuschließen.

Angesichts der schwierigen Straßenverhältnisse kommt voraussichtlich auch eine Tortur auf einige Medaillengewinner zu: 55 der 84 Olympiasieger - darunter auch jene von den Wettkampfstätten in den Bergen - sollen bei abendlichem Lichterglanz auf der Piazza Castello im Herzen Turins geehrt werden.

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Hans-Hermann Mädler/DPA

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