Dieser eine Schuss muss entscheiden, nicht nur über das Weiterkommen, hier, im Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft im Tischfußball. Es geht auch darum zu zeigen, dass sie, Linh Tran, immer noch die Beste ist. In dieser Welt. Und eben auch hier, an diesem Ort.
Menschen scharen sich um den Tisch, die Luft vibriert. Weil hier das Unwahrscheinliche zu passieren scheint: Tran steht am Rand einer Niederlage. Fünfter Satz, 7 : 7; einen Matchball hat Tran schon abgewehrt. Das nächste Tor entscheidet die Partie. Tran steckt den Ball blitzschnell von der Fünfer- zur Sturmreihe durch, atmet tief, bückt sich, legt den Griff der Stange in die Beuge ihres Handgelenks, als hielte sie ihn im Schwitzkasten, pumpt vor und zurück, der Ball klebt an Füßen des Mittelstürmers. Sekunden vergehen. Da reißt Tran die Stange nach oben.
In diesem Moment, in einer kleinen Gemeindehalle im fränkischen Bad Neustadt an der Saale, mitten in Deutschland, zeigt sich, dass aus einem Kneipenspiel ein Hochleistungssport geworden ist. Mehr als 300 Männer und Frauen kämpfen um Titel. Es poltert im Raum, kullert, knallt. Peng! Peng! Peng! Der hohle Torsound, der Endorphine durch den Körper jagt.

Tischfußball ist Nischensport und trotzdem Volksvergnügen: Jeder kennt es, aus Jugendzentren, Gemeinschaftsräumen, Kneipen. Wohl nirgendwo ist es so populär wie bei uns: Mehr als 8500 Tischfußballerinnen und -fußballer haben sich in 13 Landesverbänden organisiert. Deutschlands Tischfußballer sind seit Jahren Weltspitze. Reist man durchs Land, trifft man Menschen, für die alles längst mehr ist als ein Spiel.