Neben anderen Autobauern wie Volkswagen betreibt jetzt auch DaimlerChrysler eine richtige Bank mit genehmigungspflichtigem Einlagengeschäft. Nach dem Erhalt der Vollbanklizenz kann die DaimlerChrysler Bank AG kommenden Montag starten und Sparpläne, Tagesgeld, eine eigene Kreditkarte sowie später auch Investmentfonds anbieten.
Eigene Kunden im Visir
»Wir werden uns weiter nahe am Fahrzeuggeschäft bewegen«, erläuterte Klaus Mangold, Vorstandsmitglied im Daimler-Konzern und zugleich Chef der DaimlerChrysler Service AG, der auch die Bankaktivitäten unterstehen. Das Geldinstitut richtet sich vornehmlich an Autofahrer und hier natürlich an die Kunden von Mercedes, Chrysler und den übrigen Fahrzeugmarken des deutsch-amerikanischen Autoherstellers. DaimlerChrysler will allerdings nicht die Hausbank ersetzen und plant auch in diesem Sinne weder die Eröffnung von Filialen, noch das Angebot eines Girokontos, fügte der Vorstandschef der DaimlerChrysler Bank AG, Roland Folz, hinzu. Vielmehr ist die Gewinnung und Bindung von Auto-Kunden über das Bankgeschäft ein »wichtiger Aspekt«.
Keine Filialstruktur geplant
Folz' Worten zufolge sollen die Bankkunden vornehmlich über das Internet und ein Call-Center bedient werden, aber auch in einigen Autohäusern sind Serviceleistungen geplant. DaimlerChrysler setzt beim eigenen Bankgeschäft vor allem auf die steigende Zahl privater Autokäufer. Während derzeit noch etwa 60 Prozent aller Wagen an Geschäftsleute gehen, wird in den kommenden Jahren mit einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Privat- und Geschäftskunden gerechnet.
Mangold betonte mit Nachdruck, dass DaimlerChrylser nicht daran denkt, über die eigene Bank erhebliche Kaufanreize für Autokunden anzubieten. Solche Angebote wie zinslose Kredite hatten vor allem in den USA den Wettbewerb drastisch verschärft und die Ergebnisse der dortigen Autobauer inklusive Chrysler belastet. »Wir wollen nicht einen Kampf um Konditionen«, so Mangold.
Logischer Schritt
DaimlerChrysler bietet schon seit langem Finanzdienste wie Leasing oder Flottenmanagement an und hat jetzt lediglich den Schritt zur Vollbank mit einer europaweiten Lizenz unternommen. So verfügt die DaimlerChrysler Bank bereits über 400.000 Kunden mit 600.000 Verträgen und über ein Portfolio von mehr als elf Milliarden Euro. Die DaimlerChrysler Bank stützt sich auf ein haftendes Eigenkapital von 746 Millionen Euro und beschäftigt 1280 Mitarbeiter an neun Standorten.
»Bank arbeitet sehr profitabel«
Konkrete Ergebniszahlen und -prognose wollte DaimlerChrysler für das Bankgeschäft nicht nennen. »Die Bank arbeitet sehr profitabel«, sagte Konzernvorstand Mangold lediglich. Insgesamt macht der Geschäftsbereich Finanzdienstleistungen 17 Prozent des operativen Konzernergebnisses von DaimlerChrysler aus. Für die Service AG geht Mangold in diesem Jahr von einem Gewinnplus aus, nachdem das operative Ergebnis im ersten Quartal und auch wohl im gesamten ersten Halbjahr um etwa 20 Prozent gestiegen ist.