Die deutsch-amerikanische Autoehe zwischen Daimler-Benz und Chrysler ist endgültig gescheitert. Neun Jahre nach der Fusion übernimmt der amerikanische Finanzinvestor Cerberus für 5,5 Milliarden Euro 80,1 Prozent der Anteile an dem angeschlagenen US-Autobauer. Das Aus des transatlantischen Zusammenschlusses soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen und auch im Firmennamen sichtbar gemacht werden: Statt DaimlerChrysler AG wird der Stuttgarter Autobauer künftig nur noch Daimler AG heißen. Damit wird auch das Ende der einstigen "Welt AG" besiegelt, die mit Beteiligungen in den USA und Japan geschmiedet werden sollte.
"Mit dieser Transaktion haben wir die Voraussetzungen für einen neuen Start für Chrysler und für Daimler geschaffen", sagte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in Stuttgart. Die Aktie von DaimlerChrysler machte bis zum Mittag einen Sprung von 5,74 Prozent auf 64,09 Euro.
Der DaimlerChrysler-Konzern im Überblick
DIE KENNZAHLEN 2006 Umsatz: plus ein Prozent auf 151,6 Milliarden Euro Absatz: 4,7 (Vorjahr: 4,8) Millionen Fahrzeuge Gewinn: plus 13 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro Beschäftigte: rund 360.400 Beschäftigte (minus 22.000), davon in Deutschland rund 166.600, in den USA 94.800.
MERCEDES CAR GROUP Absatz: plus drei Prozent auf 1.251.800 Pkw. Davon entfielen auf Mercedes Benz 1.149.100 Fahrzeuge, auf Smart 102.700. Von der Luxusmarke Maybach verkauft der Konzern nur wenige hundert Exemplare jährlich.
CHRYSLER GROUP Die Chrysler-Gruppe verkaufte mit den Marken Chrysler, Jeep und Dodge 2,7 Millionen Pkw, rund 100.000 weniger als 2005.
TRUCK GROUP Absatz plus ein Prozent auf die Rekordmarke von 537.000. Mercedes-Benz steuerte 142.100 Fahrzeuge bei, die US-Marken (Freightliner, Sterling u.a.) 208.300. Die asiatische Marke Mitusbishi Fuso setzte 186.600 Lkw ab.
FINANCIAL SERVICES Die Finanzsparte liefert seit Jahren Rekordergebnisse, im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden Euro. Zum Jahresende hatte DaimlerChrysler 6,5 Millionen finanzierte und geleaste Fahrzeuge mit einem Vertragsvolumen von 113,3 Milliarden Euro im Bestand.
Verkauf soll 2007 abgeschlossen sein
Das außerordentliche Aktionärstreffen wurde für den Herbst angesetzt. Im dritten Quartal 2007 soll der Verkauf der Chrysler- Anteile auch endgültig abgeschlossen sein. Durch die Trennung von der defizitären US-Tochter wird der Gewinn des Stuttgarter Mutterkonzerns in diesem Jahr voraussichtlich mit bis zu vier Milliarden Dollar belastet. Zetsche betonte dennoch: "Wir sind davon überzeugt, eine Lösung gefunden zu haben, die insgesamt den größten Wert schafft - für Daimler und für Chrysler." Der Präsident der amerikanischen Gewerkschaft UAW, Ron Gettelfinger, begrüßte ebenfalls die Transaktion.
Der Vertrag mit dem Finanzinvestor Cerberus, der vom früheren DaimlerChrysler- und VW-Manager Wolfgang Bernhard beraten wird, sieht vor, dass die hohen Pensions- und Gesundheitskosten von Chrysler bei dem US-Unternehmen verbleiben und damit künftig nicht den Stuttgarter Konzern belasten werden. Der Rest der Transaktion ist kompliziert: Von der Einlage von 5,5 Milliarden Euro, die Cerberus leistet, sollen 3,7 Milliarden in das Industriegeschäft und 800 Millionen in das Finanzdienstleistungsgeschäft fließen, um die jeweilige Eigenkapitalquote zu stärken. Den Restbetrag von einer Milliarde Euro erhalte DaimlerChrysler.
Zugleich gewähre der bisherige Mutterkonzern der Chrysler Corporation ein Darlehen von 300 Millionen Euro. Das Industriegeschäft solle komplett Schuldenfrei übergeben werden. Dies werde DaimlerChrysler 1,2 Milliarden Euro kosten. Zusätzlich sollen langfristige Schulden von Chrysler abgelöst werden. Der bisherige Mutterkonzern behält noch die restlichen 19,9 Prozent an Chrysler.
Die Deutschen hatten Chrysler nach dem Kauf 1998 unter der Regie des heutigen Konzernchefs Zetsche aufwändig saniert, zuletzt gab es jedoch wieder hohe Verluste. Daher kündigte DaimlerChrysler an, für Chrysler alle Optionen zu prüfen.