"Wann kommt CoBa und HVB?", will "Uweder Zocker" wissen. Der anonyme Börsenfan im Internet-Chat von www.comdirect.de bekam keine Antwort. Spekulationen um einen Zusammenschluss der Commerzbank, in der Branche oft CoBa genannt, und der HypoVereinsbank beschäftigen die Finanzszene seit Monaten. Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass es bald so weit sein könnte.
Für immer ausgeschlossen haben die Akteure das ohnehin nicht. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller sagt, er führe "im Moment keine Fusions- und Übernahmeverhandlungen". Wohlgemerkt: im Moment. Er schließt aber eine Fusion mit In- oder Ausländern noch im laufenden Jahr nicht mehr aus. Und Hypo-Vorsteher Dieter Rampl betont stets, die Neuordnung im Bankenmarkt "aktiv mitgestalten" zu wollen. Es gebe immer Gespräche mit anderen Banken übereinander und über den Markt. "Mehr nicht", so der HVB-Boss. Eine Fusion könne eine "Ultima Ratio" sein, um ausländischen Interessenten an der Commerzbank in die Suppe zu spucken, heißt es in München.
Mehr als eine Notlösung wäre es nicht. Ein Jahrzehnt lang haben deutsche Bankmanager verpasst, ihre Unternehmen flottzumachen für das internationale Finanzgeschäft ("Alles nur Fassade", stern Nr. 15/2004). Jetzt muss die ganze Branche dafür zahlen. Bislang verloren beim großen Kehraus der deutschen Hochfinanz mehrere zehntausend Mitarbeiter ihre Jobs, Hunderte Filialen wurden geschlossen, diverse Beteiligungen abgestoßen oder abgeschrieben. Jeder versucht, sich so gut es geht aufzupolieren.
"Ein Zusammenschluss wäre immer noch ein Deal aus der Schwäche heraus", sagt Thomas Körfgen, Aktienanlagechef der schwedischen SEB Invest. So sei die Commerzbank vor einem Jahr um die Hälfte billiger zu haben gewesen, zugegriffen habe aber niemand. Viele Risiken blieben schwer abschätzbar, allenfalls für Aktionäre sei ein kurzfristiger Profit möglich.
Entscheidender Strippenzieher ist die Münchener Rückversicherung. Ohne ihre Zustimmung geht gar nichts. Denn der Branchengigant ist sowohl an der Hypo (mit 18,4 Prozent) als auch an der Commerzbank (mit knapp 9,5 Prozent) beteiligt, in beiden Banken sitzen die Versicherer im Aufsichtsrat. In den HVB-Filialen vertreibt die Rück-Tochter Ergo Policen. Gegen eine Ausweitung des Geschäfts auf Commerzbank-Schalter hätte man wohl nichts einzuwenden. Dagegen sträuben dürfte sich aber ein anderer Versicherungsriese, die Generali-Gruppe, der gut neun Prozent der Commerzbank gehören. Die Bank vertreibt exklusiv Versicherungs- und Bausparverträge der deutsche Generali-Tochter AMB (Aachener und Münchener, Volksfürsorge). Die hat vergangenen Freitag überraschend ihren Vertriebsvorstand Hans-H. Kasten für überflüssig erklärt. Man trennt sich "im besten gegenseitigen Einvernehmen" zum 15. Mai. Drei Tage vorher treffen sich die Commerzbank-Eigner zur Hauptversammlung. Großreinemachen vor dem großen Knall? Oder Zufall?
Alles möglich. Aber sicher nichts, worauf Privatanleger setzen sollten. Besonders ausländische Analysten halten die Kurse vorerst für ausgereizt. Skeptisch beurteilen viele Experten auch eine mögliche neue Hypo-CoBa-Aktie: Einsparungen könnten bestenfalls peu à peu den Profit erhöhen, Kreditrisiken dagegen ab der Stunde eines Zusammengehens in den Büchern lasten.