Das ölreiche Emirat Abu Dhabi will als Großaktionär bei Volkswagen einsteigen. Es sei das Interesse des Golf-Scheichtums, "in einem mehrstufigen Umsetzungsprozess letztlich Aktionär der Volkswagen AG zu werden", sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder am Donnerstag auf der Hauptversammlung. VW-Großaktionär Niedersachsen begrüßte den Einstieg: Abu Dhabi sei "ein interessanter Partner", sagte Ministerpräsident Christian Wulff. Das Geschäft bei VW lief im ersten Quartal unterdessen schlecht: Pischetsrieder bekräftigte seine Einschätzung, dass das erste Quartal "miserabel werden wird".
Emirat wäre zweitgrößter Aktionär
Falls das Geschäft mit Abu Dhabi zu Stande kommt, wäre das Emirat nach Niedersachsen (18 Prozent) zweitgrößter VW-Aktionär. Dazu könnten bis zu zehn Prozent VW-Aktien, die der Konzern selbst hält, über Umwege an Abu Dhabi weitergereicht werden. Das Geschäft muss noch vom VW-Aufsichtsrat abgesegnet werden. Außerdem kauft VW von der ABN Amro-Bank für eine Milliarde Euro 50 Prozent am größten europäischen Betreiber von Autoflotten, der niederländischen Firma Leaseplan.
Im Januar und Februar hat VW sechs Prozent weniger Autos weltweit ausgeliefert. Im März habe das Geschäft angezogen, die Auslieferungen stiegen um 11 Prozent, sagte Pischetsrieder. Der Vorstandschef bekräftigte auch den Ausblick, wonach der Autobauer das operative Vorjahresergebnis von 2,5 Millionen Euro vor Sondereinflüssen wiederholen wolle. 2003 hatte VW einen Gewinneinbruch von 48 Prozent vor Sondereinflüssen ausgewiesen.
Golfverkauf kommt in Schwung
Bei den einzelnen Modellen verwies Pischetsrieder vor allem auf den Golf, der nach einem schwachen Start nun in Schwung komme: Im März lagen die Zulassungen 40 Prozent über dem Vorjahr, nachdem VW gratis eine Klimaanlage in jeden Golf einbaut. Auch an der kritisierten Luxusstrategie hält Pischetsrieder fest: "Um in allen relevanten Segmenten gleich stark vertreten zu sein, ist es für Volkswagen notwendig, auch Modelle über dem Passat anzubieten", sagte er. Allerdings komme 2005 auch ein Billig-Auto, der Lupo-Nachfolger, für "deutlich unter 10.000 Euro."
Zum geplanten Einstieg der Araber erklärte Pischetsrieder im Einzelnen, zunächst wolle VW zusammen mit der staatlichen Investmentgesellschaft von Abu Dhabi, der Mubadala Development Company (MDC), und der saudi-arabischen Privatgesellschaft Olayan für insgesamt 2 Milliarden Euro die niederländische Firma Leaseplan von der ABN Amro Bank übernehmen. VW will 50 Prozent an der Firma kaufen, die eine Autoflotte von 1,2 Millionen Wagen verwaltet.
Eigene Aktien als Zahlungsmittel
VW ist im profitablen Markt des Flottenmanagements bereits mit Europcar Fleetservices aktiv. Der Aufsichtsrat ermächtigte den VW-Vorstand laut Pischetsrieder, den Leaseplan-Kauf ganz oder teilweise mit eigenen Aktien zu bezahlen.
Die VW-Aktien könnten dann nach Angaben eines VW-Sprechers an Abu Dhabi gehen, das den Vorbesitzer ABN Amro auszahlen würde. Der Aufsichtsrat muss dem aber noch zustimmen. Zunächst würde es sich um 6,5 Prozent der VW-Aktien handeln, die dem VW-Anteil am Kaufpreis von einer Milliarden Euro entsprechen. In VW-Kreisen heißt es, dass aber möglicherweise über andere Geschäfte alle 10 Prozent an Abu Dhabi gehen könnten. Das stehe aber noch nicht fest.