Putin und die Rebellen Was Russland mit den Huthis zu tun hat – und warum sie gefährlich für Putin werden können

Enge Verbündete: Wladimir Putin empfing Anfang Dezember den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Moskau
Enge Verbündete: Wladimir Putin empfing Anfang Dezember den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Moskau
© Sergei Bobylyov / AFP
Die Nahost- und Russland-Expertin Hanna Notte rechnet nicht mit einer raschen Friedenslösung im Nahen Osten. Weil der Mehr-Fronten-Krieg gegen Israel sich auszuweiten droht. Und weil Russland die westliche Friedensdiplomatie in der Region hintertreiben könnte.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich seit Ausbruch des Gaza-Kriegs im Nahen Osten diplomatisch zurückgehalten. Nun ist er Anfang Dezember kurzfristig nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist. Was steckt dahinter? Will sich Russland als Vermittler ins Spiel bringen?
Nein, sonst hätte Putin ja nach Katar und Ägypten reisen müssen, denn das sind gerade die wichtigsten Vermittler in der Region. Bei dieser Reise ging es zuallererst um wirtschaftliche Interessen. Die Emirate sind Russlands wichtigster Handelspartner. Mit Saudi-Arabien stimmt sich Russland nach wie vor im Rahmen des Opec+-Verbunds zur Öl-Förderung ab, was für die russische Wirtschaft enorm wichtig bleibt. Das heißt natürlich nicht, dass Putin mit dem Emir in Abu Dhabi oder dem saudischen Kronprinzen Muhammed bin Salman nicht über den Nahostkonflikt oder die Ukraine gesprochen hat.

Hanna Notte leitet das Eurasien-Programm des James Martin Center for Nonproliferation Studies und ist Senior Associate des Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington. Sie spricht Arabisch und Russisch. Notte lebt in Berlin
Hanna Notte leitet das Eurasien-Programm des James Martin Center for Nonproliferation Studies und ist Senior Associate des Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington. Sie spricht Arabisch und Russisch. Notte lebt in Berlin
© Hanna Notte

In Abu Dhabi wurde Putin ein pompöser Empfang mit Flieger-Stafetten und Ehrengarde bereitet. Auch Saudi-Arabien sendet ein starkes Signal, indem es Russlands Präsidenten empfängt – trotz des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs gegen ihn, trotz Russlands enger Allianz mit Saudi-Arabiens Erzfeind Iran. Warum bieten diese Staaten Putin eine Bühne? 
Kein Staat des Nahen Ostens hat seit Russlands Überfall auf die Ukraine mit Moskau gebrochen oder sich an westlichen Sanktionen gegen Moskau beteiligt, nicht einmal Israel, ein noch engerer Verbündeter der USA als Saudi-Arabien. Auch nicht das Nato-Mitglied Türkei. Das hat mehrere Gründe. In Saudi-Arabien und den anderen arabischen Staaten gab es von Anfang an eine Aversion, klar gegen Russland Partei zu ergreifen, weil man dem Westen selbst eine Mitschuld an diesem Konflikt gibt. Dazu kommt der Vorwurf der Doppelmoral, weil der Westen der Ukraine mehr Hilfe und Mitgefühl zuteil werden lässt als den notleidenden Palästinensern oder den Menschen in Syrien und im Jemen – in den Krisenländern also, die den Nahen Osten seit langer Zeit destabilisieren. Der wichtigste Punkt ist aber: In der gesamten Region herrscht seit Jahren der Eindruck, dass sich die Amerikaner aus dem Nahen Osten zusehends verabschieden – mit negativen Folgen für die Sicherheit der Region.